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Die Profis - Streng geheim (VHS Auskopplung)

Die Profis - Streng geheim


Blind Run“ heißt es im Originaltitel, “Zum Abschuss freigegeben“ (1978) im deutschen, die Priorität ist klar, die Eminenz auch, alles andere ergibt sich auf dem Wege, oder auch nicht. Schnell hat man auf den Straßen einen ersten Verfolger, dann einen zweiten, man hat da auch wenigstens schon von dem Zielpunkt gehört, weiß aber die Identität vom zu schützenden Subjekt oder den möglichen Angreifern, mehrere ihrer Art übrigens noch nicht. Ein Selbstmordkommando ohne die Möglichkeit der Vorbereitung und der Verstärkung, die Episode ist lange Zeit eher eine technische, mit Bewegung auf dem Asphalt, mit abwechselnden Überhol- oder Abbiegemanövern, mit viel Trefferwirkung bei durchsiebten Karosserien und altbackenen, längst verstaubten Luxusvillen. Hinter den Kulissen des Ganzen glühen die Drähte, abhörsichere Telefonkonferenzen werden gehalten, um dem Zuschauer wenigstens etwas Anhalt für die Nachvollziehbarkeit zu geben. Die Darsteller sind funktional, das Buddy Picture wirkt gerade in den Dialogen albern bis bemüht, was auch an den Darstellern, dem recht eindimensionalen Collins und dem später erst gereiften Shaw mit liegt. Eine Art Spionagevariante von Starsky & Hutch, mit dem ersten Angriff gleich und plötzlich.

Eine eigene Spannung entwickelt die Episode durch die fehlenden Informationen, das eher schlichte und dafür häufige Präsentieren der Actionszenen wie eine Schießerei unter einer Brücke, ein Durchbruchsversuch auf einem Grundstück und eine längere rumpelige Autojagd durch Straßen und Industriegebiet, die Neugier auf das Variieren der dünnen Prämisse und der klammen Atmosphäre; wer ist der Maulwurf in diesem schmutzigen Politgeschäft und warum ist selbst MI6 feindlich aufgestellt und aggressiv gesinnt.

In “Christina“ (1980) aus der dritten Staffel geht es mit einer gemischten Auswahl Bücher (Weltuntergang, Historie und Liebe) als Accessoires und Tarnung zugleich in eine Bibliothek, für Bodie eher eine No-go-Area, während Doyle sich die Schmöker sogar anschaut und nachfragt, was es denn so schönes gibt. Geben tut es vor Ort eine Terroristin, eine von dreien, die kurz zuvor einen CIA Agenten bei der Morgentoilette im internationalen Hotel gestört haben und erst halb rasiert flugs aus dem Fenster bugsiert. Zwar sollte das als Selbstmord wegen Überlastung getarnt werden, war diese Hauruckaktion (wie so vieles in der Serie) nicht so richtig gut gedacht und nicht wirklich vorher durchgegangen, die Spur der Terroristin ist folglich heiß und die Bluthunde mit der Witterung im Sinn.

Getreu des Titels und zu Ehren der Titelfigur wird hierbei auch die Gegenseite mehr und dies dramaturgisch und emotional gewinnend in Augenschein genommen, die Schläferin, die deutlich eher weiterhin ihre Ruhe haben wollen täte, aber aufgrund der Vergangenheit in Schuld noch ist und in Zugzwang, ein Entkommen vor den alten deutschen Kameraden (eine RAF für Arme) ebenso wie eine Flucht vor dem Gesetz nicht möglich. Handgriffe werden gemacht und kleinere Aktionen angeleiert, der Unterschlupf bspw. leergefegt und mit den Waffen in der Tasche der letzte Rückzugsort geräumt. Doch dann kommt es anders als gedacht, sowohl im Plot für Christina als auch ihre Mannen, die einen Anschlag auf die Außenministerkonferenz vorhaben, als auch für die Profis, die wohl wegen dem dringend benötigten Gebrauch der Schusswaffe eine potenzielle Verhaftung überaus stümperhaft und mit letztlich Toten und Verletzten im Treppenhaus der Bibliothek planen. Spätestens dann ist man auf der Verliererspur, wird gegen Ende nur noch ein Gefangenenaustausch mit freiem Abzug angepeilt, in Sachen Taktik sind die Verbrecher Bodie und Doyle überlegen und darstellerisch sowieso besser.

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