Big City a dream: Mediterraner Flair, üppige Architektur und geiler Fußball; Top-Cuisine, kulturbeflissen und reich. Das ist Barcelona. So wie es Woody Allen zuletzt in Vicky Christina Barcelona vorgeführt hat. Doch die Hauptstadt Kataloniens bietet mehr. Hat Almodovar in Todo sobre mi madre noch die abgefuckten, burlesquen Seiten der Stadt aufgedeckt, rückt Inarritu nun die sozialen Abgründe ins Bild. Barcelona, a nightmare!
Javier Bardem verkörpert den Tausendsassa Uxbal, der es irgendwie schafft, sich und seine zwei Kinder zuzüglich der ausgefreakten Mutter der Kids durchzubringen. Sein virtueller Arbeitsplatz: Chinesen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in Kellerlöchern hausen, die auf Baustellen malochen oder irgendwelchen Schrott herstellen, Schwarzafrikaner, die den Schrot verhökern, die geklonte CD's an dem Mann bringen, die ständig auf der Flucht vor der Polizei sind. Und Uxbal als Scout, Vermittler und Troubleshooter mittendrin. In gewisser Hinsicht wildromantisch, wenn er nicht plötzlich schwer krank würde.
Als wärs ein Stück von Peckinpah zertrümmert Inarritu letztendlich jeden Anflug vom vermeintlich Romantischem im Tragischen. Es gibt nunmal kein richtiges Leben im Falschem. Aber es gibt dennoch eine Sicht auf die Dinge, die unsereins Befindlichkeitsgestressten die Augen für all das Schöne öffnet, das als Marginalie empfunden wird.
Uxbal ist einer, dem das gelingt.
Großes Kino