Obwohl die japanische Zeichentrickkunst des Anime auch hierzulande immer mehr gewürdigt wird, hat bisher noch niemand „Ninja Scroll“ hier veröffentlicht – angesichts der Qualitäten des Films nicht ganz nachvollziehbar.
Die Handlung ist im historischen Japan angesiedelt, irgendwo 17tes Jahrhundert die Kante, allerdings mit reichlich Fantasy-Elementen überhöht, wodurch die zeitliche Einordnung auch unter minder wichtig abzustempeln ist. Hier sterben massig Dorfbewohner eines unnatürlichen Todes, weshalb der Herrscher seine Ninja-Truppe losschickt, die schon auf dem Weg zum Unglücksort beinahe samt und sonders niedergemetzelt wird. Eine Kämpferin entkommt, jedoch wird diese nicht als Heldin, sondern als Love Interest für den bald aufkreuzenden Hero gehandelt.
Hierbei handelt es sich um den toughen Ninja Jubei, der den übermächtigen Verfolger des Mädels kurzzeitig besiegt. An sich will er, fast schon 80ies-Action-like, seine Ruhe haben, doch ein alter Regierungsagent zwingt ihn mittels List zum Kampf gegen die bösen Mächte. Also zieht das Trio in den Kampf gegen Dämonenkrieger und ähnliches Gesocks….
„Ninja Scroll“ ist wirklich flotte Anime-Unterhaltung, im Gegensatz zu dem etwas später entstandenen „Prinzession Mononoke“, der die Gattung auch im Westen wirklich populär machte, ist hier aber nicht viel mit Message. Stattdessen geht es hier vor allem um gezeichnete Action und ganz in der Tradition diverser Kung Fu Filme ist das Konstrukt denkbar simpel: Mit nur wenigen Plottwists an Bord arbeiten sich Held und Verbündete durch die Gegnerhorden und besiegen dabei einen Spezialgegner nach dem anderen, was beinahe Videospielzüge besitzt.
Umgesetzt ist das Ganze technisch einwandfrei, der Zeichenstil setzt nicht auf eine Fülle von Details, sieht aber sehr ansprechend aus, die Bewegungen der Figuren sehen angenehm flüssig aus und das Gezeichnete besitzt eine erfrischend starke visuelle Handschrift. Gerade bei der Kreation der hier gezeigten Fantasywelt beweist „Ninja Scroll“ viel Einfallsreichtum und präsentiert ein buntes Sammelsurium verschiedenster Kreaturen.
So geht es bei der temporeich erzählten Geschichte vor allem um Action und da lässt sich „Ninja Scroll“ nicht lumpen: Gekämpft wird reichlich und einfallsreich, da die verschiedenen Kreaturen allesamt besondere Fähigkeiten mitbringen. Dank der dynamischen Animation wirkt das Ganze auch für den Fan nicht-gezeichneter Action durchaus ansprechend, da in den Kämpfen genügend Abwechslung liegt. Bei Verwundungen spritzt das Blut dann en masse, eine erneute kleine Verbeugung in Richtung klassischer Samuraifilme, in denen Wunden auch Blutfontänen bedeuteten.
Störend fallen in dem bunten Treiben nur wenige Faktoren auf, von der eher simplen Geschichte mal abgesehen. So hängt „Ninja Scroll“ kurz zu Beginn des letzten Drittels durch, ehe er dann im Showdown wieder zu Hochform aufläuft, außerdem wird des Helden Liebelein gelegentlich doch etwas arg als Objekt behandelt, gerade von dem ersten Dämonen – auch wenn dieser immerhin seine gerechte Strafe dafür erhält.
„Ninja Scroll“ ist bei weitem kein tiefgründiger Film und erzählt auch keine komplexe Geschichte, doch wer mit gezeichneter Fantasy-Action etwas anfangen kann, der wird hier reichlich bedient: Hohes Tempo und zahl- wie abwechslungsreiche Kampfszenen halten bei Laune.