Polanskis erster Film nach fünf Jahren Kreativpause sollte ein Okkultthriller werden, ein Gebiet, dass der polnische Regisseur erst einmal betreten hat (“Rosemaries Baby”) und damals gleich einen Genreklassiker schuf. Dass er es immer noch drauf hat, beweist “Die Neun Pforten”, der fünf Jahre nach seinem Erscheinen immer noch total unterschätzt wird.
Nach einem denkwürdig kreierten Vorspann, bei dem das Objekt der Begierde, ein Buch über den Teufel, gleich für einen Selbstmord verantwortlich ist, wird Dean Corso (Johnny Depp) vorgestellt: Ein Händler antiker Bücher, sehr gewieft und sich für keinen fiesen Trick zu schade, was seinen Job angeht. Trotz seines trockenen Auftretens ist Corso dem Zuschauer von Anfang an sympathisch, vielleicht gerade wegen seines nicht vorhanden Gewissens und der damit verbundenen Eignung eines ganz besonderen Auftrags: Drei Exemplare eines Buches, welche in ganz Europa verstreut sind, miteinander vergleichen und schließlich seinem Auftraggeber zurückgeben. Kein einfacher Job für Corso, der letztendlich tiefer in die Mysterien, welche das Buch umgeben, hineingezogen wird, als ihm lieb ist.
Polanski verzichtet glücklicherweise auf unnötige Effekthaschereien, sondern präsentiert uns eine Geschichte, die ganz in der Tradition alter Gruselklassiker steht. Der Horror entwickelt sich eher unterschwellig aus der spannenden Story, die immer wieder Haken schlägt und dem Zuschauer falsche Fährten legt. Welche Rolle der Auftraggeber, die Witwe Telfer oder das Mädchen, welches Corso immer wieder aus der Patsche hilft und ihn begleitet, bleibt bis zum Schluss bzw. darüber hinaus unklar, da Polanski einige Sachverhalte offen lässt, sodass der Film erst nach dem Ende noch richtig zum Nachdenken anregt. Spannend bleibt “Die neun Pforten” zu jeder Zeit, da man nie mehr weiß als Corso selber.
Mit plakativer okkulter Symbolik hält sich Polanski zurück, erst zum Schluss wird auf einem abgelegenen Schloss eine satanische Feuersbrunst entfacht. Corso verschwindet in der Ungewissheit und wir dürfen noch einige Minuten begeistert im Abspann verharren und Polanski für seinen Mut bewundern ,einen spannenden Grusler vom alten Schlag zu drehen, dessen wohltuend klassische Erzählweise größere Wirkung entfaltet, als die meisten Horrorfilme der letzten Jahre.