Die Neun Pforten (1999)

Review

von Frank Trebbin

Dean Corso ist ein im Auftrag berühmter Büchersammler stehender Jäger bibliophiler Schätze, die er auf schlitzohrige und nicht immer ganz legale Weise besorgt. Von dem sinistren Büchernarren Boris Bolkan wird Corso beauftragt, zwei in Europa existierende Fassungen eines angeblich von Satan höchstpersönlich verfaßten Buches mit dem eigenen Exemplar zu vergleichen, um das Geheimnis der "neun Pforten" zu lüften. Durchschreitet man nämlich diese, so erhält man der Legende nach Kontakt zum Reich der Finsternis. Und tatsächlich: In Toledo erhält Corso einen ersten Hinweis darauf, dass ein gewisser LCF (= Lucifer) verschiedene Bilder in die verschiedenen drei Exemplare eingearbeitet hat. Auf seiner Suche begleitet ihn ein geheimnisvolles blondes Mädchen, das Corso vor so manchen Gefahren rettet...

Von Roman Polanski konnte man schon Filme bewundern, die ohne Übertreibung dazu geeignet waren, das Genre zu erneuern bzw. mächtig voranzutreiben. Deshalb mutet es umso spannender an, wieder einen Horrorfilm von dem kleinwüchsigen Polen in den Händen zu halten. Nun ja, ganz so großartig wie "Tanz der Vampire" oder "Rosemaries Baby" ist der mit hintergründigem Witz durchsetzte "Die neun Pforten" nicht geworden, doch immerhin verweist Polanski so manchen jungen Genreregisseur mal wieder auf die hinteren Rängen: Sein Film nämlich ist ausnahmslos solide gemacht (perfekt breitwandgefilmt in erdigen Farbtönen), brüstet sich mit einigen hervorragenden Sets und weist ein paar Spannungsmomente auf, die Alt-Meister Hitchcock nicht hätte besser machen können. Gerade der subtile Schrecken, der von Polanski ziemlich professionell, aber auch genußvoll zelebriert wird, spielt in "Die neun Pforten" eine wichtige Rolle, und so ist man umsomehr über das banale Ende enttäuscht, bei dem ein billiger Budenzauber entfacht wird und man sich nach zwei Stunden zünftiger Genreunterhaltung regelrecht betrogen fühlt. Auf DVD letterboxed (2,35:1). Mit Johnny Depp, Frank Langella, Lena Olin, Emmanuelle Seigner u.a.

© Selbstverlag Frank Trebbin