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Aus Hollywoods goldener Romantik- und Schmonzetten-Ära stammt dieser Klassiker des Liebes-Melodrams, in dem Cary Grant und Deborah Kerr ein Paar spielen, das sich an Bord eines Luxusschiffs kennenlernt: Er ist Maler, Frauenheld und im Begriff, sich mit einer reichen Dame zu verheiraten, sie ist Sängerin und steht vor der Hochzeit mit einem wohlhabenden Manager. Während ihrer gemeinsamen Zeit kommen sie sich immer näher und verlieben sich schließlich – da sie aber nicht ihre sichere Lebensplanung direkt über Bord werfen wollen, verabreden sie sich: In sechs Monaten wollen sie sich auf dem Empire State Building treffen und bis dahin entscheiden, wie es weitergehen soll. Doch als das Treffen ansteht, schlägt das Schicksal grausam zu...

Mit rosafarbenen Credits, einem schmalzigen Titelsong und bonbonbunten Pastellfarben macht schon der Vorspann deutlich, wohin hier die Reise geht. Wer auf klassische Romanzen á la Hollywood steht, kommt an diesem Film wohl nicht vorbei, und das nicht nur, weil er in den 90ern mit Nora Ephrons selbst zum Klassiker avancierten „Schlaflos in Seattle“ eine kongeniale Hommage erhielt.

„Die große Liebe meines Lebens“ bietet alles, was das Romantikherz begehrt: ein sympathisches Liebespaar, dramatische Schicksalswendungen, schwierige Missverständnisse und schließlich die großen Gefühle, die alle Hindernisse überwinden. Neben diesen eher zum Kitsch neigenden Elementen kann er aber vor allem in der Anfangsphase auch durch Humor unterhalten: Die Dialoge, die sich Grant und Kerr um die Ohren hauen, sind spritzig und erinnern an die besten Zeiten der US-Screwball-Comedy. Elegante sexuelle Andeutungen, spitzzüngige Angriffe auf die Lebensmodelle des jeweils anderen oder nah am Nonsense taumelnde Blödeleien sorgen für ein gehöriges Maß an frischem Wind. Grant und Kerr zeigen sich dabei von ihren besten Seiten, geben ihre Figuren elegant, modisch, aber nicht arrogant oder selbstverliebt, sondern recht natürlich und locker. So kann man auch als Zuschauender beide schnell ins Herz schließen – und das trotz seines Rufs als Frauenheld, den er sehr schnell durch recht hartnäckiges Flirten unter Beweis stellt.

Auch inszenatorisch liefert „Die große Liebe meines Lebens“ weiß Gott nichts Revolutionäres, aber souveräne Hollywood-Kost. Ausstattung und Settings gefallen durch Detailreichtum, Aufwand und farbenfrohe Gestaltung, die Kamera fängt das Geschehen ruhig und distanziert, dabei aber durchaus bedacht ein: Wenn die beiden endlich ihren ersten Kuss austauschen, geschieht das durch einen raffinierten Trick außerhalb des Bildes – sie stehen auf einer Schiffstreppe, sodass ihre oberen Körperhälften aus dem Bild verschwinden und man nur anhand ihrer Körperpositionen erahnt, was gerade geschieht. Auch später gibt es immer wieder kluge Kameraperspektiven, die mitunter mit mehreren Bildebenen spielen und alles in gut komponierte, vielschichtige Bilder tauchen.

Natürlich ist hier aus heutiger Sicht einiges ein wenig gewöhnungsbedürftig. Nicht nur die altmodischen Geschlechterrollen, die hier niemals auch nur andeutungsweise kritisch hinterfragt werden, auch das ewige Zaudern beider Figuren, bei Problemen, die sie selbst als schwach dastehen lassen könnten, dem anderen die Wahrheit zu verschweigen und so erst Missverständnisse zu provozieren, kann mehr als nur ein Augenrollen hervorrufen. Vom kitschigen Score, einigen unnötigen, die Handlung ein wenig ausbremsenden Gesangseinlagen und einem dramaturgischen Durchhänger im letzten Drittel ganz zu schweigen.

Wenn also auch der Film so seine altersbedingten Schwächen hat und eine Zeit lang inhaltlich so vor sich hinplätschert, bevor er emotionaler und ergreifender wird, hat er sich seinen kleinen Klassikerstatus durchaus verdient – das tolle zentrale Paar, eine berührende Geschichte und schöne Bilder machen ihn für alle Liebhabenden von Romanzen definitiv sehenswert. Da hatte Nora Ephron durchaus Recht.

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