„Beat" Taksehi teilt mal wieder aus. Sein neuester Thriller „Autoreiji" (auf den ich mich schon lange gefreut hatte!) lässt sich wohl am ehesten mit „Brother" vergleichen: wenig Emotionen (außer Zorn und Rage), dafür viel knallharte Gewalt, schnell, unerwartet, explosiv - ohne Beschönigung. Was die Handlung betrifft, so lässt sich sagen, dass Kitano weder komplex tüftelt noch (und das ist das Positive daran) konstruiert - er bringt wortlos einfach den Stein ins Rollen, der eine Lawine des Totschlags auslöst - so lässt sich „Autoreiji" wohl am besten beschreiben.
Und obwohl anderen Charakteren im Verhältnis diesmal deutlich mehr Gewicht zugemessen wird als sonst, steht Kitanos Rolle als alternder Yakuza-Boss Otomo doch durchaus im Mittelpunkt der Geschehnisse, was jedoch wie immer ein wirkungsvolles Rezept darstellt, weiß doch unser guter Mastermind, wie man sich selbst mit aller Härte, Altehrwürdigkeit und Rauhbeinigkeit in Szene setzt. Otomo ist eine Autoritätsperson - aber eine, die die Drecksarbeit machen muss - in einem von einem Yakuza-Boss inszenierten Bandenkrieg, bei dem dieser sich erhofft, lästige Untergebene Verbündete seiner Familie loszuwerden, von denen er glaubt, dass sie seine Macht untergraben könnten. Ein kleines, inszeniertes Scharmützel zwischen zwei unter einem großen Schirm stehenden Yakuza-Banden startet das Unheil, zieht immer größere Kreise und ufert peu a peu in ein Gemetzel und Gemorde ohnesgleichen aus, aus dem wohl nur die wenigsten lebend rauskommen...
Nach der wortkargen Eröffnung ist mir zunächst mal aufgefallen, dass „Beat" bei seinem neusten Streifen nicht mit Joe Hisaishi zusammengearbeitet hat - warum auch immer. Macht aber nix, denn die Wahl fiel diesmal weise auf den erfahrenen Keichi Suzuki, dessen Kompositionen passend zum Film deutlich flotter und stürmischer ausfallen als die sanfter anmutenden Klänge eines (von mir sehr geschätzten) Joe Hisaishi. So kann man den Score durchaus als gelungen und die Atmosphäre des Films unterstützend bezeichnen. Für die Augen gibt's zunächst einmal reichlich oberflächlichen Yakuza-Glamour: teure Anzüge, dicke, schwarze Limousinen, wie immer eben. Grundsätzlich dürfte eingefleischten Kitano-Kennern nicht allzu viel überraschend und neu vorkommen bei Outrage, auch nicht dann, wenns zum ersten Mal Schläge tut. Das heißt jedoch nicht, dass es in „Outrage" nicht durchaus blutig zur Sache geht - im Gegenteil. Auch die, die beispielsweise „Brother" auch wegen seiner derben Gewaltausbrüche gemocht haben, können bedenkelos zu „Outrage" greifen. Drama hat „Outrage" auch weniger als die Vorwerke des Meisters - zu kompromisslos und straff liegt in diesem Werk der Fokus auf dem nüchternen, fast alltäglich wirkdenden gegenseitigem Abschlachten der Ehre wegen. Dafür ist der Film jedoch recht wendungdreich, obwohl für viele schon nach gut einer Stunde Gucken feststehen mag, wie das Ganze ausgeht - spannend bleibt es bis zum bitteren Ende. Da gibt's dann natürlich wie immer auch noch eine Szene am Strand.
Also - Kitano-Fans greifen sowieso zu, denen muss man eh nicht zum Kauf raten; allen anderen, die „Beat" noch nicht kennen, dürfen gerne mit Vorbehalt zugreifen. „Autoreiji" ist knallhart, derb, brutal und durch und durch japanisch, und dafür womöglich für den ein oder anderen etwas befremdlich, auch wenn der typische Yakuza vor der Kamera sicher kein allzu exotisches Bild mehr abgibt. Lobend sei zum Schluss die Tatsache zu erwähnen, dass auf der Limited Collectors Edition von Capelight nicht nur der Film gleich doppelt drin ist (auf DVD und Bluray) sondern auch Kitanos Frühwerk „Scene at the Sea" drauf ist, dem bisher noch kein Deutschland-Release vergönnt war, obwohl es sich dabei durchaus um eine kleine Perle des asiatishen Kinos handelt! „Autoreiji" hingegen stellt sich für mich auf eine Stufe mit „Brother" - so mehr oder weniger.