Was haben Jennifer Aniston und Katherine Heigl mit Steven Seagal gemeinsam? Alle drei leben inzwischen davon, die immer gleichen Filme in kürzesten Abständen herunterzukurbeln, dabei lediglich die Rollennamen zu variieren und mit diesen Produkten vom Fließband ein klar definiertes (und ausreichend großes) Zielpublikum zu bedienen. In diesem erlauchten Kreis findet sich langsam aber sicher auch Kristen Bell wieder, die nach When in Rome innerhalb von kurzer Zeit gleich eine zweite romantische Komödie nachlegt. Fairerweise sei gesagt, dass man ihr die Qualität des aktuellen Beitrages You Again nicht alleine anlasten kann, doch ist sie als Hauptdarstellerin auch nicht in der Lage, eine Portion Ironie, Charme oder Ausstrahlung beisteuern, was hier bitter nötig gewesen wäre.
Stattdessen bekommt der Zuschauer in den ersten Minuten sozusagen die amerikanische Version von Lisa Plenske zu sehen: Kristen Bell als Teenager mit Hornbrille, überdimensionaler Zahnspange und roten Filzstiftflecken, die wohl so was wie Akne darstellen sollen. Ganz klar: Hier spricht Marni, das hässliche, in der Schule gemobbte Entlein, das nach ein paar aufmunternden Glückskekssprüchen („Du musst nur an dich selbst glauben.“) in wenigen Filmschnitten zur erfolgreichen, frisch beförderten Karrierefrau im Hosenanzug heranwächst. Alles könnte schön und der Film zu Ende sein, wäre da nicht die Ankündigung der Hochzeit ihres von allen Seiten heiß geliebten Bruders - inzwischen ein stattlicher, für den Marathon trainierender Jurist - der aber als Braut einen Klon von Megan Fox anschleppt. Joanna, so dessen Name, war einst die Rädelsführerin der fröhlich vor sich hin terrorisierenden High-School-Zickenclique, die unserer armen Heldin das Leben zu Hölle machten. Von nun gibt es nur noch ein Ziel: Die Hochzeit muss mit allen Mitteln verhindert werden.
Scheinbar war man aber seitens der Produktion davon überzeugt, dass diese ohnehin ziemlich lächerliche Grundkonstellation nicht für einen abendfüllenden Spielfilm ausreichen würde. So hämmerte man die gleiche Idee noch einmal ins Drehbuch, diesmal mit Jamie Lee Curtis und Sigourney Weaver als Rivalinnen und unter minimal abgewandelten Vorzeichen.
Der Rest ist Stückwerk aus ungefähr zwanzig Jahren hollywood’scher Komödienkunst: Eine Hochzeitsplanerin aus der geschlossenen Abteilung der Besserungsanstalt für hyperaktive Schreckschrauben, ein potentieller Lover für Marni (nächste Hochzeit in Teil Zwei?), die obligatorische Omi, die sich mal so gar nicht ihrem Alter entsprechen benimmt (hach, ist das putzig), ein vorlauter Zwölfjähriger (der sich als einziger wie ein halbwegs Erwachsener benimmt), eine Handvoll sinnfreier Cameos und unzählige Gags, die schon im Plaistozän einen Bart hatten.
Zusätzlich garniert wird das hysterische Treiben von gruseligen Dialogen, die offenbar selbst für die namhaften Schauspieler kaum zu ertragen waren – so mancher gequälter Gesichtsausdruck spricht hier Bände. Wenn dann am Ende noch sämtliche emotionalen Befindlichkeiten unter aufdringlichem Violinengedudel verbal in die Winde gestreut werden, drehen sich selbst den hartgesottensten Groschenromanlesern Hirn und Magen um.
Verantwortlich für das in allen Belangen lausige Drehbuch ist die bislang eher unbekannte Moe Jelline, die damit laut eigener Aussage die Horrorvorstellung einer Hochzeit ihres Bruders mit ihrer früheren Schulrivalin verarbeitete. Vielleicht hätte sie es lieber bei einem Tagebucheintrag belassen sollen, denn das resultierende Skript zeigt deutlich, dass diese Teenagerfantasterei keinen ganzen Film trägt, geschweige denn logisch nachvollziehbare Handlungselemente induziert. Oder es soll einmal mehr das Bild der modernen Frau als Abziehbild von Carrie Bradshaw propagiert werden, deren einzige Freuden im Leben Schuhe, Kleider, knackige Kerle und das ständige gegenseitige Anzicken sind. Anders als auf diesem kleinsten gemeinsamen Nenner lassen sich die hiesigen Beweggründe der weiblichen Figuren kaum erklären.
Und so steuert die lustlose Regie in Person des mainstreamerprobten Andy Fickman (Daddy ohne Plan, She’s The Man) den Film überraschungs- und pointenfrei auf ein unausweichliches Happy-End zu, das man nach all den gestelzten Konfikten und nervtötenden Eskapaden eigentlich niemandem mehr gönnt. Ein Wohlfühlfilm für die ganze Familie sollte es wohl werden – ein seichtes, verlogenes Abfeiern von Familienglück in der amerikanischen Upper-Class ist es geworden. Dann doch lieber den neuesten Seagal.