Wenn du in einer US-Komödie sitzt und das Erste, was du siehst, ist das Vorzeigeblondchen Kristen Bell, die in einer High-School-Rückblende mit erbärmlicher Ponyfrisur, multibler Akne und monumentaler Zahnspange ihr furchtbares Schulleben dokumentiert, weißt du, die bist in Schwierigkeiten. Großen Schwierigkeiten.
Weil es plötzlich und unausweichlich klar wird, daß "Du schon wieder" eine dieser dick aufgetragenen, unbedingt gewollten, pomadig-fettigen Comedys aus dem gut situierten Mittelklassebereich wird, in dem alle ein schickes Haus UND mehr als eine deftige Neurose haben, die sie für die nächsten 90 Minuten in mittleren bis schweren Peinlichkeiten von Szenenfolgen ausleben werden, um durch den akuten Fremdschämfaktor ein paar Lacher aus dem Publikum zu pressen (vielleicht auch ein paar mehr, wenn man auf einen ausgeprägten Individualhumor verzichtet hat und sich notfalls auch stundenlang mit seinem Taschenspiegel amüsieren kann, während der um einen der nukleare Winter hereinbricht).
Das heißt soviel wie: wenn man solche Filme genießen will, sollte man den persönlichen Niveauregler ein paar Punkte zurückstellen, ungefähr bis zur Anzeige "belanglos" und sich dann eben noch darüber freuen.
Gleichermaßen muß man aber auch diese Konfektionskomödien noch unterteilen, rein qualitativ gesehen, denn entweder ist das Ergebnis offensiv-brachial wider jeglichem Hauch von Qualität oder "belanglos" bedeutet ausnahmsweise mal zumeist "belanglos".
"Du schon wieder" gehört eindeutig in die zweite Kategorie.
Besagte Rückblende stellt also in dem bißchen an Plot hier die Ausgangssituation dar, in der das gefolterte Schulmäuschen (Bell) unter der Fuchtel der gekrönten Schuleiskönigen (Odette Yustman als bulimische Comedyvariante von Megan Fox) steht, bis acht Jährchen später aus dem Pickelface eine erfolgreiche PR-Agentin geworden.
Doch die angesetzte Hochzeit des Bruders ist ein Höllenpfuhl, plant er doch ausgerechnet die fiese Intimfeindin zu ehelichen, die angeblich geläutert ist. Und hoho, als Mutti (Jamie Lee Curtis) gerade Töchterlein erklären will, daß doch jeder so einen Rivalen auf der High School hatte, kommt das Tantchen der brünett-bösen Joanna um die Ecke und ist Sigourney Weaver und eigene Intimfeindin in Personalunion.
An dieser Stelle könnte der Film jetzt enden, denn danach kommt in dem Film eigentlich keine erwähnenswerte Idee mehr vor, allerdings ist man bemüht, die Grundkonstellation (die man übrigens auch aus dem Trailer erfahren kann, das spart Geld) möglichst lange auszubeuten. Allein, dafür ist niemandem im Team etwas eingefallen, am allerwenigsten Debutautor Moe Jelline, die das Geschehen sträflich dahinplätschern läßt.
Doppelte Verschwendung von Lebenszeit und Talent, denn mit Sigourney Weaver und Jamie Lee Curtis hat man ja immerhin zwei gestandene Darstellerinnen gecastet, von denen die eine (Weaver) herrlich boshaft sein kann, während die andere (Curtis) von Natur aus ein solides Comedytiming mit sich bringt, das man kaum erlernen kann.
Beide haben in ihrer kleinen Fehde aus Schultagen, die letztendlich nur in einer albernen Tanzstundenwetteiferei und einer Kleiderwahlfrage sowie einem Strafzettel kulminiert, so wenig zu tun, daß man sich schon wundert, was sie an der Rolle wohl gereizt hat. Dazwischen müht sich Victor Garber ("Alias") in der Standardrolle als verwirrter Vater, während der unvermeidliche 12jährige Sohn (den Frau Curtis wohl noch in der Menopause geworfen haben muß, denn sie ist deutlich grau geworden) dazwischen kleine ätzende Kommentare setzt (ächz!). Dazu noch Allzweckwaffe Betty White als hormonhungrige Granny und der naive Bruder, der (NATÜRLICH) Rechtsanwalt ist und einen schnieken Kumpel hat.
Zwischen diesen Versatzstücken vom Stamme der "Fockers" und ähnlicher Abziehbilder, rennt nun die arme, komödiantisch vollkommen untalentierte Kristen Bell herum, versucht die Eiskönigin anzubitchen, hat aber nur bedingt Erfolg, was dazu führt, daß sie nach und nach wie ihr Jugend-Alter-Nerd-Ego ausschaut.
Aus der Konstellation hätte man also eine Menge machen können, wenn so etwas wie Biss vorhanden gewesen wäre und man wirklich boshaft hätte sein dürfen, aber alles was hier läuft, ist betulich, brav und total unaufregend, bis denn endlich die Wahrheit über die Vergangenheit endlich mal ans Licht kommt (quelle surprise).
Aber was geschieht in solchen Filmen, besonders wenn sie ziemlich schlecht sind: am Ende sehen alle ihre Fehler ein; bemerken jeweils dass ihr Gegenüber im Kern herzensgut ist; heulen sich gegenseitig die Seele aus dem Leib (inclusive Freßorgie vor dem Kühlschrank), klagen sich ihr Leid, entdecken Gemeinsamkeiten, versinken in schmieriger Rührseligkeit, knuddeln in Sentimentalität und tauschen dabei die klebrigsten Allgemeinplätze aus den letzten 100 Romcomschinken seit Christi Geburt aus, die sich sonst kein Autor mehr zu schreiben getraut.
Die Masse an Sülze, die nach unaufregenden 85 in den letzten 15 Filmminuten aufgefahren wird, spottet wirklich jeder Beschreibung, selbst angesichts der Tatsache, daß alle hier dermaßen dick in ihren Pappdeckelcharakteren auftragen, als könnten sie sie tatsächlich mit so etwas wie realem Leben füllen.
Da befremden dann Gastauftritte von Cloris Leachman, Patrick Duffy und irritierenderweise Dwayne Johnson noch mehr, als daß sie das Seherlebnis erfreuen und die vereinzelten gelungenen Scherze dieses eigentlich fürs TV-Format geeichten Filmchens lassen den Zuschauer nach etwas Besserem darben, als nach sentimentalem Schmunzelseim für angehende Diabetiker.
Wer also gern belangloses und sehr, sehr, sehr harmloses Zeug guckt, das wirklich niemandem weh tut und problemlos auf jeder Familien- oder Geburtstagsparty im Hintergrund laufen darf, weil ja jemand Suppe über den Kopf geschüttet bekommt oder einen Abhang runter fällt oder in einen Pool plumpst und das irre lustig ist, weil man das ja aus den vielen Heimvideosendungen kennt, der darf hier "oh-jubel-jubel-freu" popcornmampfend die Hände reiben. Ob das jetzt allerdings eine Auszeichnung ist, wenn man für einen Film prädestiniert ist, der durch alle Altersklassen und auch gleich noch in allen Flugzeugen gezeigt werden darf, ohne Kürzungen vorzunehmen, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden.
Was bleibt, ist ein verschenkter Film ohne Ziel und rechte Form, so nett wie reizlos; gut besetzt, aber ohne echte Qualitäten, so in etwa wie der Murks, den Disney drei Jahrzehnte fürs TV produziert hat. Vielleicht sollte man auch hier dreißig Jahre warten, dann erinnert man sich möglicherweise gern an ihn, weil die Nostalgie selbst Auffahrunfälle verschönert. Bar jeglichen Erinnerungswerts: 2/10!