Regisseur Fernando di Leo war in den 1970ern einer der ganz großen Männer des italienischen Gangstergenres. Sein Name steht für Glanzlichter wie MILANO KALIBER 9, DER TEUFEL FÜHRT REGIE oder AUGE UM AUGE. Im späteren Verlauf seiner Karriere hat der Gute aber auch mal tüchtig daneben gelangt. Gutes Beispiel dafür: TOY [nicht verwechseln mit TOYS oder TOY STORY!], der sich ganz klar an dem ausbeuterischen Entführungs-Erotikdrama LA ORCA orientiert.
Die Story ist hohl wie Krapfen: Eine Gruppe junger Erwachsener fährt in eine abgelegene Hütte in der Pampa. Auf dem Spielplan stehen nackt sein, Blech verzapfen und fremdgehen. Der Gatte hat was mit der Schwägerin. Die Seitensprünge werden poetisch eingeleitet mit Dialogen wie folgenden:
Sie: "Glaubst du, dass wir es schaffen werden?"
Er: "Was meinst du damit?"
Sie: "Das weißt du doch: Bumsen natürlich!"
Er: "Aber klar, hätt' ich doch fast vergessen! (...) Ich bin in erster Linie hergekommen um zu jagen. Vergiss das nicht!"
Sie: "Nein, natürlich. Sollte dabei zufällig ein Fick für mich herausspringen, alles in Ordnung. Wenn nicht, macht's auch nichts."
Er: "Keine Angst, wir werden bumsen!"
Ich schmeiß mich weg! Dann irgendwann klinkt sich Luigi Bressi (Joe Dallesandro, TRASH und FLESH von Andy Warhol), ein entflohener Sträfling mit Unterhemd und billigem "Joe"-Knast-Tattoo, in das frivole Treiben ein. Die Truppe hat sich ausgerechnet in der Baracke verschanzt, in der Luigi vor Jahren seine Beute von 300 Millionen Lire verbuddelt hat. Als der Oberdorfdepp und Hahn im Korb auf die Jagd geht und die Hütte samt Hühner verlässt, bringt Luigi den Rest der Truppe in seine Gewalt. Für die Geiseln beginnt ein dramatischer, nervenaufreibender Überlebenskampf. Luigi packt sogleich den Johannes aus und pumpt wie ein Tankwart. Es folgt Schmuddelsex zu Azzurro. Eine Geisel nimmt nackt Reißaus. Eine andere verfällt dem Stockholm-Syndrom. O-Ton:
"Und dann hat er mich vergewaltigt. Es war gar nicht mal so übel. Ich muss sagen, er kann es wirklich gut. Wie gesagt, es hat mir gefallen, und wenn du willst, können wir es wieder machen."
Im Nebenzimmer wird fleißig masturbiert. Sex soll in Stresssituationen ja unheimlich entspannend wirken. Naja, irgendwann kommt schließlich der Kerl vom Anfang von der Jagd zurück. Es folgt ein bisschen Peng-peng und dann ist Schicht im Schacht.
TOY (bescheuerter, unpassender Titel) ist Sleaze zum Quadrat und surft auf der Italo-Rape&Revenge-Welle á la HORROR-SEX IM NACHTEXPRESS und MÄDCHEN IN DEN KRALLEN TEUFLISCHER BESTIEN. Der Plot ist Nebensache und Alibi für möglichst viel Bungabunga, vergleichbar mit Genrekollegen wie LA ORCA und NEUN GÄSTE FÜR DEN TOD. Für Unterhaltung sorgen hier vor allem die grenzdebilen Dialoge und das hohe Maß an Dümmlichkeit. Ein paar ganz ansehnliche Damen geizen nicht mit nackter Haut, u.a. Lorraine De Selle (CANNIBAL FEROX, DER SCHLITZER). Antiheld Luigi – ein Mann, ein Unterhemd – ist ein schmalziger Schurke, der das Orgelspiel besser drauf hat als der Herr Gemahl.
Er: "Verdammte Scheiße, die Laken sind feucht!"
Sie: "Dann schlafen wir eben ohne. Hauptsache es ist warm!"
Fazit:
Obskurer Schmuddelscheiß aus Bella Italia!