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Lethargisches Biopic über Andely Chan Yiu-hing, einem Unterboss der Sun Yee On Triade, die zu der mitgliederstärksten Gruppierung gezählt wird und gute 50000 Mitglieder über die Welt verteilt aufweist. Chan erregte Aufsehen, als er 1992 den ebenfalls in kriminelle Geschäfte verstrickten Regisseur und Schauspieler Johnny Wang Lung-Wei [ der mit filmischen Arbeiten wie Hong Kong Godfather, The Innocent Interloper, Bloody Brotherhood, Widow Warriors, Angry Ranger, Escape from Brothel durchaus vielversprechend tätig war ] mit Macheten heimsuchte. Eine spätere Mordanklage konnte nicht mehr vollzogen werden: Chan wurde ein Jahr darauf mit seinem Mechaniker beim Macau Grand Prix erschossen.

Wie üblich für das kantonesische Kino, das damals bis zu 90% von strikt organisierten verbrecherischen Clusterungen regelrecht durchsetzt war, gab es kurz darauf in diesem Schnellschuss auch die Verfilmung der Lebensgeschichte; eine Tatsache, die auch andere Arbeiten wie King of Robbery, Operation Billionaires, Casino und Big Spender 'auszeichnet'. Gerade Simon Yam, der damals sowieso determiniert dafür war, den schmierigen Gangsterboss auf die Leindwand zu projizieren, durfte sich über entsprechende Rollenangebote freuen. Sein zweideutig - kryptischer Kommentar "Sometimes you don't want to do it, but... you have to do it." kennzeichnet die Misere, die das Filmgeschäft in seiner finanziellen Hochphase erlitten hat. Unterwanderte Kontrolle der Vertragsbedingungen und entsprechende Repressalien bei Dreharbeiten veranlasste in dem Zeitraum mehrere "Showbiz Against Violence" Demonstrationen. Ironischerweise konnte man auf der anderen Seite der Medaille im Film selber allerdings nicht umhin, die Gangster stilistisch zu feiern, ihrer Allmacht zu huldigen und die Polizei entweder ganz aus der Handlung herauszuhalten oder ihnen eine arge Nebenposition zuzuschanzen. Eine etwaige erzieherische Mission oder soziologische Analyse als Aufgabenkomplex kann man demnach auch hier nicht erwarten. Statt einer informatorischen Funktion wird eine propagandistische erfüllt. Selbstredend die, die im Interesse der Machthaber liegt. Mob worship.

Dabei ist Tragic Fantasy auch ohne kritische Betrachtung weitaus weniger interessant als die benachbarten Umstände; das Triadengenre hat in dem Zeitraum durch Überdrusserscheinungen aufgrund der eingeschränkten Palette von Themen und Stilkonzeptionen kaum noch gezogen und musste sich erst 1996 eine Aufwärmspritze von Young & Dangerous verpassen lassen. Das Problem speziell hierbei ist auch nicht, dass man bloss gespielten Aktionen in schmierigen Kulissen bar umgebender Wirklichkeit, schnittigen Gesten und spontaner Bewegung beiwohnt, sondern dass weder Inszenierung noch Skript noch die Darsteller viel Engagement an den Tag legen. Man will oder kann nicht und hat beim improvisatorischen Blick auf den schnellen Obolus offensichtlich vergessen, dem Zuschauer auch den betäubend charismatischen Gegenwert zu liefern. Eigentlich behilft man sich die meiste Zeit nur damit, das traditionelle Musterstück für derartige Geschichten peinlich genau nachzuschneiden, wobei man sich auch nicht entblösst, dies bloss aneinandergekoppelt in einer Zeitschleife zu reihen. So weiss man durch die unkomplizierte Einseitigkeit zwar sofort, wer wer ist, zu wem gehört und was noch kommt und findet sich störungsfrei in Zeit, Raum und Problematik wieder; kann nach den ersten Minuten aber auch bereits wieder abschalten und sich auf die Suche nach etwas Gescheiterem, wenn möglich vor allem Spannenderem hinsichtlich Fortgang und allgemeiner künstlerische Wiedergabe begeben. Persönliche Beratung, fachgerechte Umsetzung und tieferen Sinn findet man hier jedenfalls nicht. Die todgeweihten Szenen laufen dem Zeitdruck der passgenauen Aufführung entsprechend ohne grossartige Aufsicht, kinetischem Druck oder poetischen Elan ab; auch auf das Schauspiel sämtlicher Beteiligter wird nicht mehr als eine konventionelle Habachtstellung gelegt, so dass man Entfaltungsmöglichkeiten oder eine anderweitig zündende Dramaturgie vergessen kann und nur die wiederholende Vortäuschung dessen besichtigt:

Die vier Freunde Chan Yiu-hing [ Simon Yam ], Dee [ Lau Ching Wan ], Hung [ Vincent Wan ] und Chung [ Roy Cheung ] arbeiten als parking boys in Wanchai, träumen aber vom grossen Geld und möchten hoch hinaus. Als sie als bestellte Schläger Fuss im Geldeintreibergewerbe fassen und die Gegend für ihre Auftraggeber säubern, fällt auch für sie ein Stück vom Kuchen ab. Sehr zum Ärger der rivalisierenden Gegenpartei. Besonders Lam Kwok-yeung [ Ben Lam ] hat die Emporkömmlinge auf dem Kieker und vereint mit den Alteingesessenen Kui [ Lo Lieh ], Kau [ Ku Feng ] und Bill [ William Ho ] auch eine kräftige Allianz hinter sich.

Frauen spielen in der dürftigen Banalität sicherlich auch eine Rolle, aber natürlich nur eine angepasst kleine und kaum nennenswerte. Im Männergewerbe von Gewalt und Gegengewalt ist für sie nur der Platz der spärlich ausgeleuchteten Dekoration über. Entweder sie geben die nichtssagende Freundin ab oder gleich die Hostess; die auch hier vorhandene lovestory ist also weder ausschweifend noch auch nur zu irgendeinem Zeitpunkt glaubwürdig. Auch das Wenige an storytechnischen Rest fliegt gleich in die Unwahrscheinlichkeit, auch wenn man logischerweise nicht authentische Menschen, eine reale Szenerie und empirische, oder gar dokumentarisch belegte Geschehnisse erwartet.
So sind die vier Männer schon anfangs viel zu alt, um sich noch als Einparker zu verdingen und wie kleine Jungs von Reichtum und Ruhm in kühner Zukunft zu phantasieren. Auch herrscht in der Gruppe keinerlei Chemie, was schon fast das Schlüsselproblem darstellt. Niemand von Ihnen erscheint annähernd überzeugend in der Funktion als Bester Freund, dazu fehlt jedes emotional einleuchtende Argument. Die sonstige Stärke der meist übertrieben pathetisch agierenden Heroic Bloodsheds ist der Faktor der Loyalität und Ritterlichkeit bis über den Tod hinaus. Hier würde man das Spektrum von innerer Überzeugung, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Vertrauen auch gerne erwecken, kann seinen Piktogrammen aber kein verbürgtes Leben einhauchen und verbleibt so leider auf der Stufe uninteressanter Abziehbilder. Schlecht imitierte Kopien mit gewöhnungsbedürftiger Kleidung und unakkuratem Haarschnitt, chargierend in Imponiergehabe und Großmannssucht. Theatralische Aufschneiderei und Opfer der Klischees statt starker Akzente und unmittelbarer Gefühle.

Vor allem Simon Yam hatte sichtlich den Eistrich seiner Geduld erreicht und spult lustlos-gelangweilt sein mittlerweile beinahe karikaturhaftes Programm ab, zu dem wie damals üblich auch noch ein feucht-glänzendes Gesicht mit nassgegelten Haaren gehört.
Noch schlimmer erwischt es Lau Ching Wan, der kurz darauf zum Starschauspieler aufstieg und mittlerweile zu der Kategorie der schmerzlich vermissten Hoffnungsträger gehört; 1994 aber ein weitgehend unbeschriebenes Blatt war und hier nur den Eindruck einer nutzlosen Randerscheinung gibt.
Roy Cheung und Vincent Wan gehören zwar fest zum veranschlagten Sujet, allerdings ebenso strikt in die Schiene der Nebenrollen und haben auch nicht Präsenz oder Können, die sie für eine Position im direkten Scheinwerferlicht prädestinieren würde.

Auch der zugehörige Film verdient keinerlei Ruf und hat nur einen verschwindend geringen Beitrag zur Schatzkammer der Kunst geleistet; selbst die gleichjährigen Artgenossen Return to a Better Tomorrow und To Live and Die in Tsimshatsui spielen gelungener auf der ausgebeulten Klaviatur und wissen aus ihrer landläufigen Materie auch mehr schöpferischen Einfallsreichtum oder zumindest interpretatorische Wirkung zu beziehen. Tragic Fantasy dagegen erscheint immer wie ein unoriginelles, leidenschaftloses, selbstgenügsames Rohprodukt, dass nur behelfsmäßig und folglich provisorisch-dürftig mit rotierenden Alltagserscheinungenen und genüsslichen Gewaltdarstellungen auf 100 halbfertige Minuten zusammengetackert wurde. Es wird unheimlich viel gebechert, entweder um sich mit Trinkspielen die Zeit zu vertreiben, drohendem diumianzi [ = Gesichtsverlust ] aus dem Wege zu gehen oder auch nur aus Kummer oder sonstigem Einerlei; die Wahrscheinlichkeit einer Leberzirrhose erscheint höher als das Ableben durch Schussverletzungen, was letztlich prompt auf die mangelhafte Actionquantität zurückfällt. Drei zwischendurch angespielte Videoclipsequenzen, untermalt mit eingängigen Stücken der legendären Rockgruppe Beyond, stellen sich mit ihrer zusammenfassenden Off-Stimme auch gleich als die gelungensten und aktivsten Bildstücke heraus und dürften marketingtechnisch auch die einzig verlockende Promotion gewesen sein.

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