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"Karate Kid" darf sich zu Recht als Meilenstein im Genre bezeichnen, denn er zog nicht nur zwei Sequels und eine Zeichentrickserie nach sich, sondern dieses Konzept war auch maßgebend für ettliche Kampfsportfilme. Das Remake ist nicht nur zu lang geraten, sondern der Titel will auch nicht mehr passen. Statt Karate trainiert man hier Kung Fu. Produzent Jerry Weintraub produzierte schon die gesamte Trilogie in den 80er Jahren. Die geschätzten 35 Millionen Dollar brachte er zusammen mit Jada Pinkett und Will Smith auf, die dadurch sichtlichen Einfluss auf den Film nahmen. Oder warum sonst wirkt das Remake wie ein überlanger Werbeclip für ihren Sohn Jaden Smith (Das Streben nach Glück, Der Tag an dem die Erde stillstand), der hier immer und überall im Fordergrund steht.

In Detroit hatte Dre Parker (Jaden Smith) viele Freunde, doch seine Mutter Sherry (Taraji P. Henson) wurde beruflich nach Peking versetzt. In seiner neuen Heimat fühlt sich Dre überhaupt nicht wohl und schnell gibt es Ärger mit dem Schläger Cheng (Zhenwei Wang) und seiner Gang. Dies geht bald soweit, dass Dre jeden Tag von Cheng in die Mangel genommen wird und stets chancenlos ist, weil dieser Kung Fu trainiert. Doch in Hausmeister Han (Jackie Chan) findet Dre bald einen neuen Freund und lernt bei ihm die Kunst des Kampfsportes. Viel Zeit haben die Beiden nicht, denn es steht ein Wettbewerb an, bei dem Dre gegen Cheng antreten muss.

Robert Mark Kamen schrieb das Screenplay zur "Karate Kid" Trilogie und hatte auch hier seine Finger im Spiel. Doch lag es wohl eher am unerfahrenen Christopher Murphey (The Unsaid) das Ganze in die Neuzeit zu versetzen. Natürlich gibt es einige Änderungen, das Original spielte in Kalifornien, hier geht es nach Peking. Auch ist Dre Parker wesentlich jünger als Daniel Larusso. Aber im Endeffekt arbeitet man die selben Elemente ab, eine Lovestory drängt sich auch hier immens in den Fordergrund. Man darf sich zu Recht fragen, warum man für solch einen simplen Plot satte 140 Minuten Laufzeit benötigt. Die Antwort, Regisseur Harald Zwart (Agent Cody Banks, Der Rosarote Panther 2) erzählt sehr gediegen und schiebt das Training sehr lange raus. So gibt es erst einige Konfrontationen mit Cheng und seiner Truppe, Dre verliebt sich in Meiying (Wenwen Han) und darf seinem Unmut über Peking freien Lauf lassen. Dies führt zu einigen Streitgesprächen mit seiner Mutter. Hausmeister Han darf vorher schon mal kurz auftauchen, doch bis die Beiden mit Kung Fu beginnen, dürfte es Halbzeit sein. Das Problem des Remakes, die Figuren bleiben erschreckend oberflächlich, ganz besonders die Gegenspieler. Cheng steht unter dem Einfluss seines Trainers, der seinen Schülern stets einpleut keine Gnade zu kennen und keine Schwächen zu zeigen.

Im Original kam der Streit zwischen den Kontrahenten auch wegen einem Mädchen zu Stande, hier gibt es keinen Grund. Cheng scheint seine Überlegenheit gerne auszunutzen und geht mit seinen Kumpels sogar auf Han los. Immerhin ist "Karate Kid" während des Trainings recht unterhaltsam, Dre und Han harmonieren gut miteinander, der eingstreute Humor funktioniert ganz gut. So besuchen die Beiden einen heiligen Berg, was Zwart ausnutzt und viele schöne Landschaftsaufnahmen einbaut. Manchmal kommt man sich ein wenig vor, wie in einem Werbeclip für Urlauber, aber die Schauswerte in Punkto Peking können sich schon sehen lassen. James Horners Score passt sich der jeweiligen Situation gut an, ragt aber selten heraus, von Horner ist man Besseres gewohnt. Auch kristallisiert sich ein weiteres Manko heraus, "Karate Kid" ist einfach unglaubwürdig in Punkto Charaktere. Die sind für ihr Alter viel zu reif und stecken jegliche Art von Prügel fast ohne Schmerzen weg. So ist der finale Wettbewerb schon an der Grenze zum lächerlichen gehalten, ansonsten wird er 1:1 aus dem Original übernommen. Das Dojo um Cheng bedient sich unlauterer Methoden, Dre wird verletzt um von Han mit einer speziellen Heilmethode wieder auf die Beine gestellt zu werden. Die Kinder prügeln sich während des Wettkampfes halbtot, weswegen das Ganze zu unglaubwürdig wirkt. Jaden Smith ist zwar ein wenig aufdringlich, doch er gewinnt die Zuschauer für sich. Jackie Chan als kauziger Han spielt seinen Schützling locker an die Wand, nur die Szene mit seiner traurigen Vergangenheit, als Zwart extrem auf die Tränendrüse drückt, will Chan nicht so recht stehen.

Ich hoffe nur es kommt kein Sequel, denn das Remake ist eine langwierige Angelegenheit, es mangelt nicht nur an Charme sondern auch an Glaubwürdigkeit. Jaden Smith und Jackie Chan tragen ihre Rollen ganz gut, doch die restlichen Charaktere sind nur leere Hüllen und interessieren kaum. Zwart setzt das Ganze zwar schick, aber zu seelenlos in Szene, viele Längen inklusive. Dem Original von 1984 kann man damit lange nicht das Wasser reichen.

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