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Ich möchte kurz die Umstände des Kinobesuchs vorwegnehmen: Die ganze Kung-Fu-Gruppe war geschlossen im Film. Zwischen 22 und 66 Jahren war also jedes Alter vertreten. Darunter Jackie Chan Fans de ersten Stunde und ich: hartgesottener Mr. Miyagi Fan. Als das Licht anging hörte man noch ein Seufzer von den Herren, und die Damen wischten sich ein, zwei Tränchen aus dem Auge.
Meine Gedanken vor dem Film: Der verwöhnte Bengel vom Smith hatte von Papi einen Film zum Geburtstag bekommen. Der Titel "Karate Kid" hat nur noch eine Verbindung mit dem alten Film, hier geht es um Kung-Fu (wörtlich: harte Arbeit). Tatsächlich hatte Bruce Lee den Begriff "Kung-Fu" populär gemacht, vorher sprach man von "Chinese Boxing". Heute versteht man darunter sogar zwei unterschiedliche Dinge.....aber zurück zum Film.
Die Story ähnelt dem Vorbild natürlich sehr und den ein oder anderen Seitenhieb gab es auch. Den Film nach Beijing zu verlegen, hielt ich für eine sehr gute Idee. Der Story tat es gut und es gab viel von der Schönheit und dem Dreck Beijings zu sehen.
Der kleine Smith bekam schneller Heimweh, als Daniel-San im Vorgänger und: ich nahm es ihm wirklich ab.
Sowohl Jackie Chan als auch Smith Junior wirken wahnsinnig authentisch. Chan, in einer ernsten und traurigen Rolle, lächelt erstmals zum Ende des Films. Smith Junior zeigt eine große Bandbereite an Trauer, Freude, Mitgefühl, Angst und Entschlossenheit, die ich ihm niemals zugetraut hätte. Ich hätte sogar drauf gewettet, dass der Panz (im Kölner Raum: abfällig für Kind) ein selbstherrliches overacting an den Tag legt. Hmmm, hätte ich verloren. Auch die physischen Anforderungen waren sicherlich nicht ohne viel Training zu bewältigen. Ich unterstelle ihm jetzt mal, dass er Talent geerbt und einiges an Fleiß und Disziplin an den Tag gelegt hat. Aber ich finde Jackie Chan hat "einen verdammten Oskar" verdient. Sehr schön war auch der Abspann des Films, der diesmal nicht die typischen Outtakes zeigte, sondern Fotos vom Set, Fotos von Freundschaft.
Ab 6 Jahren sehe ich den Film jedoch nicht. Hier war die FSK, die normalerweise einen Film indiziert, sobald man sieht, wie ein Ei aufgeschlagen wird, sehr großzügig. Denn, die Kinder-Prügel-Szenen sind sehr hart. Ich würde sogar sagen, dass sie zu hart sind. Das ist kein Raufen unter Kindern, sondern knallt ganz schön. Die Traurigkeit von Mr. Han wird zwar erklärt, aber ein 6-Jähriger wird trotzdem ein paar Dinge seiner Handlungsweise nicht nachvollziehen können. Die gezeigte Gewalt wird auch wenig geächtet, und die Kernaussage des Films ist ganz deutlich "Wer Respekt haben will, muss alle anderen halb totschlagen."  Das trifft vielleicht auf das Ghetto zu aber nicht in der Münchener U-Bahn. Ich würde den Film sogar eine gewisse Gewaltverherrlichung unterstellen, da das im Film Gesagte nicht mit dem Gezeigten übereinstimmt.

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