Da denkt man, die wilde Private-Ryan-Gedächtnisschlacht zwischen "wir-kämpfen-nur-weil-man-uns-gerade-amerikanische-Freedom-versprochen-hat"-Engländern und "wir-kämpfen-aber-wirklich-nur-wenn-da-keine-Engländer-warten"-Franzosen hätte mit dem handelsüblichen Copy-and-paste-Pfeilregen ein schnelles Ende gefunden, da tritt noch das Geheimkommando "für den Gewinn" auf den Plan: Cate Blanchett und die wilde Shetlandpony-Dreizehn. Urgs.
Sir Ridley Scott; wenn Sie schon mit derart geschwollener Brust und einem grimmigen Düsterlook bewaffnet das grünbestrumpfhoste Genre der Haha!-rufenden Bartzwirbelhelden auf den Kopf zu stellen gedenken, dann sollten sie die Sache auch ernst nehmen. Solche Klöpse, wie Sie sie in ihrem historisch säuberlichst recherchierten Aufguss einer immer-noch-nur-Legende aneinanderreihen, haben die sich jedenfalls nicht geleistet. Sicher, das ist immer noch Ihre Profession als Werbefilmer, die Sie einfach nicht abgeschüttelt bekommen; den Leuten irgendeinen Quatsch in toller Verpackung anzudrehen.
Aber, gute Güte, am Ende erwarten die eben doch nur einen spannenden Filmabend.
Und der wird ihnen mit "Robin Hood" nun einmal aufs Gründlichste verwehrt. Da wird stundenlang intrigiert, adoptiert und massakriert, ohne dass man sich irgendwie mit dem ganzen Geschehen identifizieren könnte. Was natürlich unter anderem daran liegt, dass man Robin Hood nun einmal gern als den Rächer der Entrechteten sieht, der er in diesem Film überhaupt nicht ist, weil er erst in einem mühsamen 140-Minuten-Verlauf dazu gemacht werden muss. Nur; wen soll das interessieren? Zumal Russell Crowes Figur von Beginn an schon im Checkermodus ist und über die volle Lauflänge keinen inneren Kampf auszutragen hat, der uns eine ansprechende Heldengenese einbringen könnte. Er ist halt ein wenig stinkig auf die Krone oder Tony Blair, und als das Volk einen Fürsprecher braucht, ist er da und macht Rabatz. Punkt.
Rabatz, der dann mit moderner Mittendrin-Regie das volle Programm aus Wackelkamera, Hektikschnitt und Schlammspritzern abspult. Eine Machart, die sich im modernen Actionkino eines Jason Bourne oder, um bei Scott selbst zu bleiben, in den an Berichterstattungsstil gemahnenden Bildern von "Black Hawk Down" oder "Der Mann, der niemals lebte" sinnvoll bewährt hat, in einer technikfreien Zeit wie der des Robin Hood aber völlig deplatziert, um nicht zu sagen, störend wirkt.
Hier wäre die Gelegenheit gewesen, sich an Hollywoods gutes altes Credo der unsichtbaren Kamera zu erinnern, aber da spielt wohl auf die alten Tage das stilwütige Ego nicht mit. Insofern muss man schon froh sein, dass der diesbezüglich noch weniger zurückhaltende Tony Scott nicht im Regiestuhl saß.
Wobei, vielleicht hätte der ja die Kindersoldaten weggelassen?
Müßig, darüber nachzugrübeln, gibt ja noch zehn Millionen andere Robin-Hood-Filme, da kann man den hier auch schnell wieder abhaken.