Wenn mal wieder ein eingespieltes Dreamteam um Ridley Scott und Russell Crowe an den Start geht, um einen Historienfilm auf die Beine zu stellen, sind die Erwartungen entsprechend hoch.
Stichwort „Gladiator“ (bei mir Höchstwertung): Herzblut, Leidenschaft, Gänsehaut und ein Score der umhaut. Nur ist Hans Zimmer seit einigen Streifen nicht mehr Stammkomponist von Scott und das ist nicht das einzige Manko dieses Streifens einer x-fach verfilmten Legende.
Eine Sage, die sich in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder verformt hat und auch verändern musste, um nicht immer dieselbe Geschichte zu erzählen.
Scott vermischt dabei historische Fakten und kreiert daraus quasi einen Prolog zum klassischen Kinohelden, der weit entfernt von einem diebischen Gesetzesbrecher mit moralisch grünem Licht handelt.
Das mag politisch korrekt erscheinen, ist in der Quintessenz aber irgendwo auch ein wenig langweilig, denn die Titelfigur verkommt zum Spielball intriganten Kompetenzgerangels.
Robin Longstride (Crowe) kämpft an der Seite von Richard Löwenherz im dritten Kreuzzug gegen die Franzosen. Löwenherz wird bei einem Gefecht tödlich verletzt, während Robin und ein paar Freunde die Flucht ergreifen.
Derweil versucht sich der französische Feldherr Godfrey (Mark Strong) als perfide Instanz zwischen dem französischen König und dem angelsächsischen Thronfolger John, indem er die Barone durch brutale Söldner gegen die Londoner Regierung aufstachelt.
Die Invasion durch die Franzosen scheint vorbereitet, doch Robin, der inzwischen von Sir Walter Loxley (Max von Sydow) adoptiert wurde und als Ehegatte in spe an der Seite von Marion (Cate Blanchett) agiert, ist bei der finalen Schlacht zugegen…
Sympathiepunkte kann Scott nur schwerlich sammeln, denn insgesamt wirkt die Geschichte reichlich konturlos, ja, fast schon lieblos.
Little John, Bruder Tuck, Will Scarlet und Alan A´Dayle, - diese Figuren verkommen zu reinen Nebenfiguren, denen fast gar keine Charakterisierung zugestanden wird.
Tuck beschäftigt sich mit der Herstellung von Met, A´Dayle fiedelt und singt, doch mehr als eine mittelalterliche Stimmung mit fröhlichem Tanz und Gesang will sich bei alledem kaum einstellen, was die Geschichte als solche natürlich nicht voranbringt.
Darüber hinaus fehlt vom Sheriff von Nottingham fast jede Spur, - als Fiesemöp dient halt Feldherr Godfrey, dessen Gestalt aufgrund starker darstellerischer Leistung von Mark Strong immerhin einen brauchbaren Gegenpol anbietet.
Um unseren Helden ist es indes ebenfalls nicht sonderlich gut bestellt. Crowe ist zwar nicht zu alt für diese Rolle, wie einige böse Zungen behaupten, doch auch ihm fehlen größtenteils markante Momente, - vor allem etwas Kämpferisches, um sein Handeln glaubhaft erscheinen zu lassen.
Das mag primär an Cate Blanchett liegen, die das Love Interest Marion zwar ambivalent und mit teilweise starken Zügen einer emanzipierten Frau verkörpert, doch im Kontext mit Robin wirkt das Zusammenspiel kontraproduktiv, wenn nicht zuweilen so arg konstruiert, dass einem sogar das zaghafte Schmunzeln schwer fällt schmerzt, weil das Zusammenspiel einfach nicht harmoniert.
Ein Held, fast ohne Hintergrund und lediglich mit dem Trauma eines visionären, jedoch viel zu früh ermordeten Vaters ausgestattet, kann einfach nicht überzeugend rüberkommen, - Crowe findet insofern kaum eine Möglichkeit, sein Charisma auszuspielen, - er bleibt eine Mittelsfigur der politischen Korrektheit zwischen Angelsachsen und Franzosen.
Mit Schauwerten hält sich Scott bis zum letzten Drittel zurück, als letztlich doch noch einige viel zu kurze Kamerafahrten über der wunderbar rauen Landschaft von Wales zur Geltung kommen und in der Finalschlacht fliegende Pfeile im Pulk und zerschellende Boote etwas effektiver eingefangen werden. Bei einigen Kampfszenen wirkt die Kamera zwar ein wenig hektisch, doch immerhin kommt man zum Finale ein wenig zur Sache.
„Gladiator“ wiederholt sich also nicht, auch wenn der Score des deutschen Marc Streitenfeld okay ist, aber er bringt kein einziges markantes Thema zustande.
Max von Sydow hat ein paar tolle Szenen, über die üppige Ausstattung kann man keinesfalls meckern und etwas deutlich Negatives kann man ohnehin nicht finden, doch wenn man auf emotionaler Ebene nicht gepackt wird, ist auch die finale Schlacht schon fast verloren.
Wenigstens erspart uns Scott die Strumpfhosen, doch wenn laut Inschrift eines Schwertes Lämmer zu Löwen werden, dann kommt das Gebrüll reichlich heiser rüber…
Knapp
5 von 10