Als eine Art Sequel, in gewisser Form auch Remake und nicht nur deswegen versuchte Steigerung zu Law Chi-leongs Double Tap [ 1999 ] angelegtes und auf diesem Wege des Interesses auch seltsam ge-, da missglücktes memory play, welches über weite Strecken nur als rein optischer Raumschmuck und sicherlich nicht tiefer schwebende Analyse von Küchenpsychologie Marke Eigenbau funktioniert. Dabei ist der Film vom damaligen Produzenten und Ideengeber Derek Yee genauso bunt und eigenwillig zusammengebaut wie die benutzten Sportwaffen, liegt der Wert anfangs auch auf der Präzision der Ausführung, scheitert aber an der absoluten Treffsicherheit und verzieht den Schuss zunehmend in die Gefilde, die schon lange nicht mehr auf der eigentlichen Zielgeraden liegen. Friendly fire, aus mehreren Gliedern mit eigenen Gesetzen zusammengesetzt.
Zu Beginn noch auf die einfache Geste der Bewegung setzend, entspinnt sich aus einem Actionthriller alter Tradition ein bemühtes Katz-und-Mausspiel mit neueren Umrissen, ein Verfallsprozess vom edlen Schauspielerduell mit durchgängig vorhandener Starbesetzung in die allgemeine Katastrophe. Die gerade weil sie so sicher nach allen Seiten auf den Kommerz ausgerichtet ist, genau da und trotz stilisierter Kompositionen seinen wackligsten Stand hinlegt, aber selbst beim Umkippen und zum Ausgangspunkt zurückkehrend die letzte Entschiedenheit vermissen lässt:
Der bei der hauptsächlich mit ausländischen Währungen spekulierenden Universal Investment Group in mit führender Position tätige Ken Kwan [ Louis Koo ] wird auf dem Heimweg Zeuge eines brutalen Überfalls auf einen Sicherheitstransporter und deren Inhaberschuldverschreibungen im Wert von 400 Millionen USD. Angesichts der schwer bewaffneten Räuberbande, mehrerer toter Sicherheitsleute, des wegen Täterkenntnis nieder gestreckten Verräters Mr. Fong [ Lam Suet ] und des gerade in Bedrängnis geratenen Verkehrspolizisten Brian Tsui [ Andrew Lin ] greift der passionierte Sportschütze Kwan selber zur Waffe, wobei er aufgrund seiner Expertise bis auf den flüchtenden Pang Toa [ Chapman To ] die Kriminellen gezielt ausschalten kann. Von der Öffentlichkeit als Held gefeiert, wird Kwan allerdings vom argwöhnischen und ihm beim HKPSC Wettbewerb auch kürzlich unterlegenen CID Inspector Jerry Chong [ Daniel Wu ] der Staatsanwaltschaft zur Anklage wegen illegalen Waffenbesitzes und mehrfacher Tötung übergeben. Zwar kann sich der eigentlich mit der Krankenschwester Ting [ Charlene Choi ] in Beziehung lebende Kwan mithilfe seiner Vorgesetzen und Geliebten Anna Shaw [ Li Bing-Bing ] aus der Anklage freisprechen, wird er aber nunmehr rund um die Uhr von der Polizei überwacht und ist von den bearer bonds und dem untergetauchten Pang Toa keine Spur zu sichten. Erst ein Anschlag auf den im Krankenhaus im Koma liegenden Tsui und Ratschläge seines Lehrers Jim Mew [ Alex Fong ] bringen Insp. Chong auf die richtige Spur.
Innen heillos widersprüchlich und nach außen mit fragloser Autorität wird durch eine Zwischenkategorie von Anerkennung zum Original und Missachtung dortiger Regeln gewandert, wie als Widerspiegelung einer abweichenden Arbeitsfassung. In unebener Realisierungsrechtfertigung, da mit der Tendenz zur Verkomplizierung und gleichzeitig Vereinfachung der dort aufgestellten Thesen. Dieses Stützen und in Frage stellen wird in der Sil-Metropole Organisation Ltd., Emperor Classic Films, Bona Entertainment Co., Ltd. Produktion selber maßgeblich über eine spät eingefügte Rückblendetechnik vollzogen, die das wesentliche und bezogen auf die Inszenierung von Action auch nahezu einzige maßgebliche Ereignis gleich in doppelter und voneinander vollkommen gegensätzlicher Variation festhält und so Objektivität, Historizität und Gedächtnis einen Streich spielt.
Derart unsicher im Vertrauen auf die eigenen Augen und im blinden Glauben an Gesehenes, aber nur scheinbar Offensichtliches werden in durchaus angemessen klinischer, präfabrizierter und zwischendurch amüsant selbstzweckhafter Ergründung mehrere ganz spezielle Seelenzustände geschildert. Dabei ist der Film als abstraktes Konsumgut für seinen Regisseur zwar locker-flüssig und wie freischwebend in seiner aseptischen Bank-, Aktien- und sonstiger Finanzmanegerie, nur auch ungewohnt unstraff geführt, hängt sich an vielen Wanderungen durch die Gegend, Blickkontakten und recht ruhig geführten Dialogen auf. Eine Wort- statt eine Existenzdramatik, dass sich obwohl an geistiger Auseinandersetzung erprobt, in ihrem behäbigen Frage-und-Antwort-Medium leider niemals die emotionale Kraft der Debatten von One Nite in Mongkok oder das Grauen auslösenden Fanatische von Protégé erreichen können oder wollen.
Wahre ansprechende Sorgfalt der Anordnung weisen dabei nur die ersten und letzten Minuten von "Double Tap King" [ wörtliche Übersetzung ] auf. Den die Gegenparteien vorstellende Competition zum alljährlichen Schützenkönig, welches mit flirtender Schnelligkeit und dramatisch ausschöpfenden Zeitlupen gefeiert, und den die Augenblickskonstellation einleitenden Überfall, bei dem inmitten eines Highways immerhin die Andeutung eines sakralen Shootout-Gelages zur Schau gestellt wird. Sowie die finale Vorstufe zu einem Amoklauf, der bezüglich des Kosten-Nutzen-Faktor imaginär durchgespielt wird.
Doch ansonsten fern von Destruktion und Aggression und an der Eindeutigkeit herum- und vorführend errichten Yee und seine Co-Autoren Chun Tin-nam und Lau Ho-leung eine Illusionsebene von Ja, Vielleicht und Nein, die für die Personen in ihr ebenso wie für den Zuschauer nach und nach auseinanderbricht, wie eine fragil aufgebaute Konstruktion voll Dekadenz und gleichzeitig Indifferenz wörtlich zu Flackern anfängt. Visuell mit routinierter high-profile, high-budget Kenntnis für den verklärenden Mainstream-Bedarf gerichtet, gleichzeitig eine scheu geliebte Gedächtnisrekonstruktion in kühler Atmosphäre, von Widerspruch zu Widerspruch und dennoch ohne richtige Eigenschaften. Spielt der Erstling gewissermaßen im Durchschnittsbürgertum, hängt sich der Nachzügler in einem vergleichsweise banalen Overheard-Abgleich in der höheren Klasse der Gesellschaft auf, geht es um das große Geld, die elegante Karriere, die Steifheit des Lebens. Wo einst die angst- und gewaltgepeitschten Dämonen mit ihren Neurosen wilderten und schließlich aus dem Chaos hervortraten, entspinnt sich hier in Eigenthematisierung gedanklicher Fiktion die erstaunlich leidenschaftslos wiedergegebene Besessenheit des sozialen Ansehens.