Review

Glücklicherweise ist dieses Remake eher nur ein Aufgreifen des Grundgerüsts von Kaufmans „Muttertag“, der aufgrund seiner Beschlagnahme in einigen Kreisen Kultstatus erlangte.
Darren Lynn Bousman, der uns bereits mit drei „Saw“ - Fortsetzungen beglückte, kreiert aus dem Sujet einen lupenreinen Terrorfilm aus der Reihe „Home Invasion“.

Beth und David wollten eigentlich nur mit ein paar Freunden die Einweihungsparty im frisch bezogenen Haus angehen, als drei Brüder, einer davon schwer verletzt, nach einem missglückten Bankraub aufkreuzen und die Anwesenden als Geiseln nehmen, da sie das Haus noch vor wenigen Wochen selbst bewohnten.
Kurz darauf taucht die Mutter (Rebecca de Mornay) auf, die nicht nur ihren schweren Jungs gegenüber etwas weltfremde Erziehungsmaßnahmen an den Tag legt…

Bousman konzentriert sich von vornherein auf einen zügigen Ablauf und legt nach einer makaberen Rückblende sogleich los. Die Figurenzeichnungen ergeben sich innerhalb des Handlungsverlaufs: Durch Aktionen und Reaktionen der Beteiligten bieten die Gangster zwar ein Klischeebild von ungehobelten Brutalos, die sich einerseits als pure Muttersöhnchen entpuppen, andererseits jedoch als skrupellos herausstellen, wenn es um konsequentes Handeln geht.
Beth (Jaime King) taugt auf Opferseite am ehesten als Heldin, da sie von Beginn an nur schwer einzuschüchtern ist und versucht, einen klaren Kopf zu bewahren.

Da sich das Geschehen hauptsächlich in den Räumen des besetzten Hauses abspielt, bringen der eine oder andere parallele Handlungsstrang Abwechslung, da Beth mit dem Ältesten Geld abheben soll und auch die Polizei aufgrund einer Orkanwarnung präsent ist.
Ferner kommt durch die Unberechenbarkeit der Mutter eine Menge Suspense ins Spiel, denn sie heuchelt zwar Anstand, Freundlichkeit und gute Manieren, greift in ihrer pervertierten Moral jedoch auf manch üble Sanktion durch ihre Söhne zurück.
Auch mit einem anwesenden Arzt lässt sich mitfiebern, der natürlich für das Überleben des Schwerverletzten verantwortlich ist und anbei versucht, die leicht zurückgebliebene Schwester der drei Kriminellen zu beeinflussen.

Neben einigen inkonsequent ausgeführten Befreiungsversuchen, geht es zwischenzeitlich nicht nur rasant, sondern auch blutig zur Sache, denn es werden halbe Köpfe weggeschossen, eine Hand mit einer Billardkugel bearbeitet, Haar in Brand gesteckt, mit der Nagelpistole geballert und heißes Wasser in Ohren geschüttet, wobei keine Gewalttat länger als notwendig ausgeschlachtet wird.

Nahezu ohne Atempause zieht der Streifen seinen Terror konsequent bis zum Ende durch: Zwei Kerle müssen sich um die sexuelle Verschonung der eigenen Frau prügeln, ein Geldversteck muss gefunden werden, ein Fremdgänger wird enttarnt, zwei Tussen sind zur falschen Zeit an einem Geldautomaten, es gibt eine Hatz in einer Wäscherei und am Ende sollte man sich darauf einstellen, dass es nicht allzu viele Überlebende geben wird und zum Schluss natürlich nicht der obligatorisch fiese Abgang fehlen darf.

Auf darstellerischer Ebene sind ein paar bekannte Gesichter an Bord, von denen alle mit grundsolider Performance überzeugen. Rebecca de Mornay liefert eine sehr facettenreiche Darstellung als selbstgerechte Mutter ab, Jaime King beeindruckt mit tougher Herangehensweise und entschlossenen Attitüden, während Shawn Ashmore als Arzt George und Deborah Ann Woll als grenzdebile Schwester durch ihr eher zurückhaltendes, aber nuanciertes Spiel positiv auffallen.

Der überaus zynische Unterton und die latent vorherrschende Beklemmung kaschieren so manche unlogische Begebenheit und einige unwahrscheinliche Ereignisse, denn Bousman gönnt dem Betrachter kaum eine Verschnaufpause und lässt bis zum Ende offen, ob überhaupt eine Figur überleben wird.
Äußerst spannend, dicht inszeniert, ordentlich performt und mit kleinen Twists angereichert, ist der Streifen jedem zu empfehlen, der in Sachen „Home Invasion“ frisches Futter benötigt.
8 von 10

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