Bruce (Tom Pearson), Freddie (Christian Cooke) und Snork (Jack Doolan) sind dicke Freunde und haben einiges gemeinsam. So wurden sie in der englischen Kleinstadt „Cemetery Junction“ geboren, wuchsen dort zusammen auf und sind auf dem besten Wege dazu, dort auch zu sterben. Bis dahin liegt zwar noch ein langes Leben mit schlechtbezahlter Arbeit, entweder in der Fabrik oder als Bahnhofswärter vor Ihnen, denn der Weg scheint bereits vorgegeben zu sein.
Einzig Bruce will sich damit nicht abfinden, er hat eine Karriere bei einer Versicherungs-Firma im Auge und startet diese ganz unten indem er von Haus zu Haus marschiert und versucht den Leuten irgendwelche Verträge aufzuschwatzen. Dabei begleitet ihn Mike (Matthew Goode), der Speichellecker und angehende Schwiegersohn seines Chefs, Mr. Kendrick (Ralph Fiennes).
Recht schnell kapiert Bruce, dass der vermeintliche Traum-Job, der ihn aus Cemetery Junction herausholen soll ein von farb- und emotionslosen Männern geleitetes Geschäft ist, dass von den Ängsten der Menschen lebt und diese bewusst zu schüren versteht.
Da auch seine beiden Freunde ihr jeweils eigenes Päckchen im adretten, spießigen Cemetery Junction zu tragen haben, stellt sich für alle bald die Frage, ob es nicht besser wäre der Heimatstadt endlich den Rücken zu kehren...
Mag sein, dass sich das nun anhört, als wäre „Cemetery Junction“ ein mehr oder weniger tristes Sozial-Drama, das die Ansichten deprimierender, unter permanentem Regen liegender Arbeitersiedlungen noch zusätzlich nutzt um den Zuschauer so richtig runterzuziehen.Wer das denkt, der liegt in diesem Fall absolut falsch, denn der Streifen ist weder trist, schwermütig noch gibt es die typischen verregneten Arbeitersiedlungen zu sehen in denen jedes Haus gleich ausschaut.
„Cemetery Junction“ ist weniger Sozial-Drama, als vielmehr ein Film über das alltägliche Leben, die Hoffnungen und Träume der Jugend, Freundschaft und Spaß, der erstaunlich locker und unterhaltsam daherkommt ohne dabei ins dämliche abzurutschen.
Mag sein, dass manch einer dem Streifen mangelnden Tiefgang nachsagen wird, was durchaus berechtigt sein mag. Aber dadurch bleibt der Film in sich stimmig, transportiert das Bewusstsein seiner Protagonisten glaubhafter und vermeidet den Stilbruch, an dem schon jede Menge anderer Filme mit hehren Zielen scheiterten. Vielleicht will der Film ja auch nichts anderes sein, als eine Komödie mit einer ordentlichen Prise des typisch trockenen britischen Humors.
Darauf deutet jedenfalls alles hin, was es in Bezug auf den Arbeitgeber von Bruce, die Versicherungsgesellschaft zu sehen gibt. Vor allem die Jahres-Party mit der Verabschiedung eines langjährigen Mitarbeiters ist so was von bitterböse und schwarzhumorig geraten, dass ich mir alleine schon deswegen den Streifen bei Gelegenheit nochmals anschauen werde.
Einen ganz gewaltigen Anteil daran hat Ralph Fiennes, der als Versicherungsboss zwar nur wenige Auftritte hat, es aber problemlos schafft den emotionslosen, stocksteifen und zynischen Charakter glaubhaft zu transportieren. Manchmal bleibt einem dabei regelrecht das Lachen im Halse stecken.
Wo wir gerade bei den Darstellern sind, fällt hier eigentlich nur eine Figur etwas aus dem Rahmen, nämlich Jack Doolan, der den Snork spielt. Der Charakter ist zwar nicht heillos Over-The-Top, aber dennoch etwas zu blöd um nicht wenigstens etwas aus dem guten Ensemble herauszustechen und ein bisschen störend zu wirken.
Verantwortlich für diesen Streifen sind in erster Linie Ricky Gervais und Stephen Merchant, die sowohl zusammen das Script als auch Regie führten.Wenn man weiß, das z.B. Gervais als Darsteller und Autor des britischen „Stromberg“-Pendants „The Office“ bereits von sich reden machte, dann kann man getrost davon ausgehen, dass der Mann sein satirisches Handwerk versteht!
Fazit: „Cemetery Junction“ bietet eine unterhaltsame und ausgewogene Mischung aus Komödie, Satire und Drama, die nie langweilig wird und zudem noch mit einem wirklich gelungenen Soundtrack aufwarten kann.