Es ist der bekannte Comic-Durchlauf, nicht erst seit Marvel groß geworden ist.
Da war "Iron Man" ein bahnbrechender Erfolg, zumindest auf dem amerikanischen Heimatmarkt, hat Unsummen eingespielt und für die unvermeidliche Fortsetzung muß natürlich in Hinsicht auf den noch folgenden "Avenger"-Film nicht gekleckert, sondern geklotzt werden. Also bleibt der Held im eisernen Anzug und mit elektronischem Herzen nicht lange allein, ein neuer Gegner muß her, am besten gleich zwei. Also muß der Rüstungsexperte und Milliardär nicht nur im Superheldenego, sondern auch als Mensch gegen Widersacher antreten: gegen einen racheschnaubenden russischen Fiesling und einen neidvoll geifernden Rüstungskonkurrenten. Mittendrin der unvermeidliche Nick Fury und Konsorten, darunter auch "Black Widow" aka Scarlett Johansson, die die weibliche Seite dank der doch immer sehr blassen Gwyneth Paltrow etwas mit Sexappeal und Martial Arts aufwertet. Dazu noch der beste Freund beim Militär im weiterentwickelten Kampfanzug und jede Menge aufgeblasene Problemchen rund um das künstliche Herz, das langsam aber sicher den Heldenorganismus vergiftet.
Fehlt noch etwas?
Oh ja, es fehlt wahre Größe, denn obwohl all diese Elemente den Film ziemlich überladen, fehlt dem Geschehen etwas Übergroßes, etwas Mitreißendes. Zu sehr wird auf den persönlichen Problemchen gesundheitlicher Natur rumgekaut, der Held zieht sich zurück und führt sich angesichts eines angekündigten Todes zeitweise einfach mal wie ein nervtötender Teenager mit Millionenerbe auf, während er sein ADHS-Syndrom vor laufender Kamera pflegt.
Frau Paltrow darf da genauso wie Kumpel Don Cheadle erfolglos argumentieren, Frau Johansson zieht die Brauen hoch und auf der mäßig besetzten Gegenseite spielt der sonst talentierte Sam Rockwell einen gegnerischen Hampelmann-Bösewicht, als wären Filme wie "Superman 3" und "Batman und Robin" nie gedreht worden. Albern grimassiert er sich durch depperte Monologe, während dem als Übergegner präsentierten Mickey Rourke nur einfällt, seine Fleischklopfervisage möglichst undurchsichtig in die Kamera zu halten, aber sonst diesem albernen Treiben total indifferent gegenüber zu stehen.
Gut, für Marvel-Fans mag da wieder eine Menge dabei sein, ein Auftritt von "War Machine", ein längeres Cameo von Samuel Jacksons Nick Fury und dazu auch ein paar schöne Effekte, aber die Hauptfigur geht in ihrer kleinkindhaften Selbstverleugnung selbst dem Genügsamsten irgendwann auf den Geist, es mangelt an der großen Bedrohung, der totalen Befreiungsschlag, stattdessen darf man einem Großkotz beim Spielen zusehen und Robert Downey jr. tut so ziemlich alles, um diesem Klischee zu entsprechen.
So fällt Favreaus eigene Fortsetzung in eine Kaskade von Episoden auseinander, die alle irgendwie ganz unterhaltsam sind, aber nie einen geschlossenen Film bilden, Hint-Dropping für Comickenner, Leistungsschau der Trickkünstler und auch eine angemessene Menge an Geballer sind dabei, aber nicht mal der Showdown gerät zu einem donnernden Duell auf gleicher Höhe, eher zu einer luftnummerhaften Flugschau mit viel, viel Computerdisplay. Schaden, denn der Cast ist namhaft und recht motiviert, aber im Gegensatz zu wirklich leidenden oder düsteren Helden, wirkt "Iron Man" meistens zu glattgebügelt und aufgeblasen und hat hier nie einen Widersacher, verbal oder kämpferisch, an dem er sich wirklich abarbeiten kann - der Held ist nichts ohne einen wirklich großen Gegner.
So gerät der zweite Teil der Iron Man-Saga eigentlich schon zum erwartbaren dritten, viel Aufwand, viel Geld, viele Figuren, aber doch sehr überladen und nicht halb so flott und rund, wie man es von einer guten Fortsetzung, die in den meisten Fällen ja den noch experimentierenden ersten Film übertrifft, erwarten könnte.
Da hatte sogar der in Grund und Boden verdammte "Green Lantern" mehr an leichter Unterhaltung und flotten Montagen zu bieten, ohne in durchgestylt und vorgeplante Arroganz auszubrechen. Bei Marvel machte sich hier jedoch langsam ein Gefühl in der Richtung von "ja, okay, den nächsten bitte und wann ist "Avengers" endlich fertig?" - man kann mit seinen eigenen Pfunden auch wuchern, bis sie keiner mehr kaufen will. (5/10)