"Und wenn ich eine Sache bewiesen habe, dann die, dass ich Spaß haben will."
Nach der öffentlichen Demaskierung von Iron Man genießt der Egozentriker Tony Stark (Robert Downey Jr.) nur kurz seinen neu erlangten Ruhm, denn Regierung und Militär fordern die Aushändigung seines Iron Man Anzugs. Stark aber besteht darauf die Technologie für sich zu behalten, da Iron Man und er selbst eins sind.
Als Stark erkennt, dass sein ihm am Leben erhaltender Arc-Reaktor in seiner Brust ihn langsam vergiftet, übergibt er die Leitung seines Konzerns an seine treue Assistentin Virginia "Pepper" Potts (Gwyneth Paltrow). Mehr Ruhe hat er dadurch jedoch nicht, denn während einer spontanen Teilnahme an einem Autorennen in Monaco wird er von Ivan Vanko (Mickey Rourke) angegriffen. Dieser hat Stark's Technologie erfolgreich nachgebaut und zieht als Whiplash gegen den egozentrischen Milliardär, kann von diesem aber überwältigt werden. Der Besuch im Gefängnis ist nur kurz, denn Justin Hammer (Sam Rockwell) möchte sich Vanko zunutze machen um Iron Man auszustechen und aus seiner eigenen Anzugstechnologie Gewinn zu machen.
Die Handlung von "Iron Man 2" knüpft direkt an den ersten Teil an. Zum besseren Verständnis sollte dieser auf jeden Fall gesehen sein. Weitere Kenntnisse des umfangreichen Marvel-Universums sind aber nicht zwingend nötig, auch wenn unzählige Anspielungen und Insidergags vorhanden sind.
Wie bei vielen Reihen versucht auch der zweite Film der "Iron Man"-Saga von allem etwas mehr zu bieten. Dies gelingt jedoch nicht in allen Bereichen.
Zunächst seien da die Charaktere, von denen "Iron Man 2" eine Menge neu einführt. Neben den beiden Bösewichten, von denen einer nur loses Schmückwerk darstellt, gibt es außerdem mit der Organisation S.H.I.E.L.D. zwei weitere neue Figuren auf der Seite der Rechtfertigen. Spätestens gegen Ende des Films fällt jedoch auf, dass weder für die Organisation, noch die bösen Buben besonders viel Zeit im Drehbuch vorgesehen war.
Auch die bereits aus erstem Film bekannten Figuren bekommen kaum Zeit zugeschrieben um sich zu entfalten. Stattdessen verschleudert "Iron Man 2" gerade zur Mitte des Films eine Menge Laufzeit mit belanglosen Dingen, wie einer nichtssagenden Prügelei zwischen Tony und seinem langjährigen Freund James Rhodes. Da hatte der erste Teil noch aussagekräftigere Momente.
"Iron Man" zeichnete sich durch seine Verbindung von lockeren Sprüchen und sarkastischen Floskeln aus. Natürlich sind diese auch in Teil 2 vorhanden. Öfter und schlagfertiger tritt Tony Stark mit seinem losen Mundwerk gegen das Bein anderer. Teils jedoch so extrem, dass nicht jeder Spruch zu sitzen vermag.
Ein Mehr ist auch bei der Action zu verzeichnen. Hier hatte der Erstling noch grobe Schwächen, die dennoch nicht völligst ausgemerzt sind. Das Highlight ist eindeutig die rasant inszenierte Actionsequenz auf der Rennstrecke von Monaco. Neben der opulenten Visualisierung und der brachialen Zerstörung der Rennsemmeln hat Ivan Vanko alias Whiplash hier seinen ersten und gleichzeitig prägnantesten Auftritt.
Merkwürdig ist es, dass aus diesem bulligen Gegenspieler kaum Potential geschöpft wird. Erst zum Finale, der zweiten großen Actionsequenz, bekommt er nochmals etwas mehr Zeit zugeschrieben. Allerdings erweist er sich dort als weit weniger gefährlich als noch zuvor. Zudem ist es merkwürdig, dass trotz dem gewaltigen Zerstörungsgrad gegen Ende scheinbar niemand der zivilen Bevölkerung sichtbar verletzt wird. Mängel die schließlich an der Glaubwürdigkeit zerren.
Durchaus gelungen ist die mal rockige, mal orchestrale musikalische Untermalung. Insbesonders die beiden Stücke von AC/DC sorgen für eine ansprechende Stimmung und dienen letztendlich als Ersatz für den fehlenden Ohrwurm.
Technisch gibt sich "Iron Man 2" neben ein paar deplazierten Computeranimationen kaum eine Blöße. Die Explosionen sind rar aber ordentlich, Holographien sorgen für ein visuelles hoch während ruhigeren Phasen. Jedoch ist es schade, dass so ziemlich jedes technische Gimmick oberflächlich abgehandelt wird.
So wie auch schon "Iron Man" enthält der Nachfolger einen spürbar handlungsfreien Robert Downey Jr. ("Sherlock Holmes"). Einmal mehr beweist er, dass ihm charmant-zynische Rollen stehen und er sie perfekt umzusetzen weiß. Neben ihm hinterlässt Mickey Rourke ("Sin City") den visuell sichtbarsten Eindruck durch seine bullige Erscheinung.
Gwyneth Paltrow ("Two Lovers"), Sam Rockwell ("Frost/Nixon"), Samuel L. Jackson ("The Spirit"), sowie Don Cheadle ("Attentat auf Richard Nixon") kommen alle ein wenig kurz, bewegen sich aber im Rahmen ihres gewohnten schauspielerischen Talents. Scarlett Johansson ("Die Insel") zieht diesmal ihre augenscheinlichsten Merkmale ihrer letzten beiden erfogreichsten Rollen in "The Spirit" und "Prestige" zusammen und präsentiert sich nicht nur als offensichtlicher Hingucker sondern auch als Aufstieg bestrebende Darstellerin.
Ganz offensichtlich ist "Iron Man 2" ein purer Unterhaltungsfilm und funktioniert gut für seine Verhältnisse, hätte allerdings mehr sein können. Die Charakterzeichnung hat gegenüber dem Erstling etwas nachgelassen und fällt nun oberflächlicher aus. Dafür sind die Actionszenen diesmal rasanter choreographiert und inszeniert. Während die Handlung ihre Punkte strikt abhandelt, machen die Darsteller eine ordentliche bis herausragende Figur. Vorkenntnisse des ersten Films sollten vorhanden sein, denn sonst funktioniert der Nachfolger, im Bezug auf seine Figuren, so gut wie garnicht. Knappe...
8 / 10