Review

Man mag es kaum glauben, aber aus dem "Fake-Trailer" aus dem im Jahre 2007 enstandenden Grindhouse-Film "Planet Terror" wurde dann doch ein Film gemacht.
Noch einmal eine kurze Einführung für die Laien, welch eine spannende und kuriose Entstehungsgeschichte "Machete" hatte : Seit dem Kult-Film "Desperados" hatte Regisseur Rodriguez die Idee, einen lateinamerikanischen Helden in einem Film darzustellen, was es bis heute nicht gab. Diese Idee, selbst wenn sie nur auf diesem kleinen Fake-Trailer bestand, nahm Rodriguez wieder 2007 auf, und die Ressonanz der Fans war so groß, dass es einen "echten" Film davon geben sollte. Rodriguez schwankte hin und der zwischen Produzieren oder Sein lassen - jedoch wuchs die Fan-Base immer weiter und auch Danny Trejo weckte den Regisseur desöfteren nachts im Schlaf, um "Machete" zu verwirklichen. Und so kam es dann. Es gab grünes Licht zum Drehen und bevor die erste fertige Szene überhaupt im Kasten war, wurde aus "Machete" schon ein Kultfilm.

Man kann Robert Rodriguez in vielen Sachen gratulieren: Danny Trejo, das vernarbte Gesicht, der bisher in gefühlten 200 Filmen immer Nebenrollen als Bad Ass hatte (Trejo wollte nie einen "Moralapostel" spielen, aufgrund seiner Vergangenheit, die aus Raub- un Drogendelikten stammen mit dem Grund: Verbrecher sein lohnt sich nicht), darf hier erstmalig eine Hauptrolle spielen. Zwar ist er immer noch so schieß- und schnetzelmütig wie eh und je, dennoch verkörpert er hier diesmal die Gerechtigkeit.
Weiter kann man Rodriguez einen Blumenstrauß schicken, dass er es echt auf die Reihe bekam einen hochwertigen Cast zusammenzubringen, aktuelle Schauspieler, wie auch Leute, die schon in der Mottenkiste am Faulen waren, dass einem direkt der Vergleich zu Stallone´s "The Expendables" aufkommt.

Naja, eigentlich ist es ja nur Robert de Niro, der sich nichts mehr beweisen muss und auch schon in richtigen Gurken mitgespielt hat (Godsend, 2004), desweiteren sind Michelle Rodriguez und Jessica Alba mit von der Partie, die mit ihren schauspielerischen Lesitungen wohl niemals eine Auszeichnung im Film-Buisness mitheim nehmen dürfen. Neben den typischen Inside-Joke-Darstellern Cheech Marin ( der Bruder von Machete und der schießwütige El Padre) und Tom Savini (in dieser Rolle leider komplett bedeutungslos und verschenkt), dürfen Leute ran, die entweder mit Drogen- und Gewichtsproblemen zu kämpfen haben, Psychosen auf der Couch behandeln lassen, oder Leute, bei denen man meinte, sie seien schon längst verstorben ( Lindsay Lohan, Jeff Fahey, Stephen Seagal, Don Johnson etc.)

Kommen wir mal zur simplen (Rache-)Story: Machete´s (Trejo) Familie wird vom mexikanischen Drogen-Boss Torrez (Steven Seagal) in einem Undercover-Einsatz plattgemacht, bei dem Machete fast selbst getötet wird. Drei Jahre später sinnt er auf Rache, jedoch kommt ihm der skrupellose Geschäftsmann Booth (Jeff Fahey) in den Weg, der Machete viel Geld bietet, für den rechtspopulistischen Senator McLaughlin aus dem Weg zu räumen, der mexikanische "Putos" gar nicht gerne über die amerikanische Grenze watscheln sieht. Jedoch tappt er in eine Falle, wird fast das zweite Mal über den Jordan geschickt, und diese Sache sollte nur dazu dienen, um den Wählbarometer von McLaughlin in die Höhe zu treiben. Was Machete nicht weiß, der Auftraggeber, der Senator und der Drogenboss stecken unter einer Decke... Machete packt nun Eier, Wumme und sein Messerchen aus...

Jedoch ist nicht alles Gold was glänzt, nach einem sehr spaßigem Anfang (der in Sachen Humor, Härte und Tempo schon den Höhepunkt von "Machete" ausmacht, wird im weiteren Verlauf durch (gefühlten) Leerlauf ausgebremst. Viele Nebencharaktere werden eingeführt, die mal mehr oder auch weniger Sinn für die eigentliche Handlung haben, es wird hier und da Charaktertiefe eingebracht, die man bei so ´nem Comic-Streifen getrost nicht braucht. Größtes Manko also: "Machete" ist zu lahmarschig. Es wäre eigentlich noch zu verkraften, jedoch sind alle drei Frauen, die eine größere Rolle spielen - (Rodriguez, Lohan, Alba) überflüssig in diesem "Fan-Film". Wer über sich hinauswächst ist ganz klar Don Johnson, der echt seine widerliche Drecksrolle mit Bravour meistert. Marin, der alte Kiffer, ist auch ganz gut zu gebrauchen,  wird jedoch auch zu schnell verheizt. Savini (wie weiter oben zu lesen) völlig verschenkt. De Niro spielt seine Rolle solide und soll wohl zum Ende so etwas wie eine Persiflage zu Christoph Waltz darstellen (Inglourious Basterds). Fahey spielt auf Normal-Niveau und die einzige Schlaftablette ist mal wieder Steven Seagal. Meine Fresse, auf dem Doppelkinn wächst mittlerweile ein Dreifachkinn raus  und ich hätte schwören können, dass zumindest Rodriguez ihm mal zwei Wochen ´nen Fitness-Trainer zur Seite stellt, aber nö: Aufgedunsen wie eh und je - immerhin darf er den Schluss-Fight führen, der aber leider so bewegungsarm aufgebaut ist, wie die Fights in seinen ganzen Ost-Produktionen.

Naja, trotzdem gibt es genug knallbunte Action, herrlich viel Blut und Kills, Oneliner und Wendungen, und dazu darf man hier echt gar nichts ernst nehmen.
Auf diesen Pseudy-Schmuddel-Look verzichtet Robert Rodriguez auch fast gänzlich (bis auf die Einleitung), das mir schon in "Planet-Terror" dermaßen auf den Senkel gegangen ist.

Unterm Strich bleibt ein Fan-Boy Film, der alles hat, was Fans erwarten, jedoch auch einige Längen und Charaktere, die keiner gebraucht hätte.
Einen Kultfilm kann ich leider nicht erkennen.

5/10

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