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Zumindest eine gute Sache hat die internatinonale Finanzkrise bewirkt: Inspiriert von den Ereignissen entschloss sich Regie-Legende Oliver Stone zum ersten Sequel seiner Karriere und reanimierte die Kultfigur von Börsenhai Gordon Gekko aus seinem 1987er Thrillerhit „Wall Street". In seiner letzten Rolle vor Bekanntwerden seiner Krebserkrankung läuft Michael Douglas noch einmal zur Höchstform auf - leider in einem Film, der als Gesamtwerk nicht an die Brillanz seines Hauptdarstellers heranreicht.

Jahre nachdem Ex-Wall-Street-König Gordon Gekko (Michael Douglas) aus dem Knast entlassen worden ist, hat er zwar als Bestsellerautor, dessen Motto sich von „Gier ist gut" in den verkaufsträchtigen Titel „Ist Gier gut?" gewandelt hat, wieder Fuß gefasst, die Beziehung zu seiner Tochter Winnie (Carey Mulligan) jedoch liegt in Scherben, unter anderem, da sie ihm die Schuld am Tod ihres Bruders gibt. Da kommt es dem Börsenveteranen sehr gelegen, dass Winnie ausgerechnet mit einem Investment Banker von der Wall Street liiert ist, dem aufstrebenden Jacob (Shia LaBoeuf). Gordon nimmt den jungen Mann unter seiner Fittiche - ein Verhältnis, das für beide von Nutzen sein soll. Bis Jacob erkennen muss, dass der Finanzhai seine berechnende Verschlagenheit im Gefängnis nicht eingebüßt hat...

In der Schnellebigkeit des heutigen Zeitgeists, die auch vor Kinofilmen nicht Halt macht, stellt es geradezu eine erfrischende Abwechslung dar, einen Streifen zu bewundern, der sich Zeit für eine Exposition nimmt, seine Handlung nach alter Schule langsam aufbaut. Leider kriegt Oliver Stone im Gegensatz zum Erstling in dieser Hinsicht aber nicht die Kurve in Richtung einer dichten, spannenden Erzählung: „Wall Street 2" plätschert über die stolze Lauflänge von mehr als zwei Stunden hinweg recht gemächlich und wenig aufregend dahin, nimmt inhaltlich kaum Fahrt auf. Von Stone hübsch eingefangene New-York-Panoramen und die professionelle, mit einigen optischen Highlights glänzende Inszenierung helfen auch nur bedingt, dem dialoglastigen Streifen mehr Schwung zu verleihen.

Wenn freilich Michael Douglas die Gordon-Gekko-Show abzieht, gehört die Leinwand ganz ihm und weiß „Wall Street - Money Never Sleeps" den Zuschauer allein durch Präsenz und Charisma seines faszinierend über das Finanzwesen referierenden und mit den besten Sprüchen ausgestatteten Protagonisten zu fesseln. Der steht aber leider nicht durchgängig im Zentrum der Handlung. Top-Jungstar Shia LaBeouf macht seine Sache als eigentlicher Hauptdarsteller zwar gewohnt ordentlich, verströmt aber nicht durch seine bloße Anwesenheit die gleiche Magie wie Douglas und muss sich entsprechend der behäbigen Story beugen. Deren Aufarbeitung der realen Finanzkrise im fiktionalen Gekko-Kontext ist zwar gelungen, dennoch fehlt ihr einfach der Drive. Die dramatische, persönliche Komponente um Gekkos Beziehung zu seiner Tochter lebt dabei einmal mehr nur vom famosen Douglas.

Immerhin sind auch die restlichen Darsteller fast durchweg einer lobenden Erwähnung wert. Während Susan Sarandon als Shia LaBeoufs Mutter etwas wenig Screentime hat, macht Josh Brolin seine Badguyrolle ganz vorzüglich, das Hauptdarstellerduo Shia LaBeouf / Carey Mulligan ist souverän und mit einem Gastauftritt von Charlie Sheen in seiner Rolle des Bud Fox bietet Stone Fans des Originals ein besonderes Schmankerl.

Fazit: Oliver Stones von den Gier-Exzessen der Realität inspirierte Fortsetzung zu seinem tollen 80er-Börsenthriller „Wall Street" überzeugt mit einer ersten filmischen Aufarbeitung der internationalen Finanzkrise und dem famosen Spiel des in seiner Kultrolle des Gordon Gekko noch einmal aufblühenden Michael Douglas; die nicht recht in Fahrt kommende Story des überlangen Films schreitet allerdings allzu behäbig voran. Und das schmerzhaft kitschige Ende hätte sich Stone auch sparen können.

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