Wenn ein Streifen fast mehr von den Darstellern als von der Story lebt, muss das nicht unbedingt gegen ihn sprechen. In diesem Fall liegt eine ausgewogene Mischung vor, denn ein paar markante Gesichter spielen teils recht skurrile Figuren, während die Geschichte spätestens nach zwanzig Minuten Rätsel aufgibt.
Cole (Mark Kelly) wird zu seinem besten Freund Kershe (Billy Burke) gerufen, der bereits seine Familie erschoss und sich anschließend selbst richtet. Nach diesem einschneidenden Erlebnis unterzieht er sich einer kurzfristigen Therapie und muss fortan Pillen gegen seine Wahrnehmungsstörungen schlucken. Einige Zeit später wird er im Auftrag seiner Reinigungsfirma zur Villa des Snobs Sharpe (Oz Perkins) gerufen. Für Cole mehren sich die Anzeichen, dass Sharpe seine Frau umgebracht haben könnte…
Die Geschichte steigt rasch und ohne große Worte ein und lässt vor allem Gesichter sprechen, was sich anhand der Hauptfigur Cole manifestiert. Nach einem Zeitsprung von einem Jahr sehen wir einen völlig übermüdeten Arbeiter, der nach fünf Tagen Doppelschicht total am Ende ist, nachdem sich auch noch seine Frau von ihm trennte.
Dass Cole noch nicht über die Ereignisse von einst hinweg ist, untermauern derweil kurze Inserts und Erinnerungsfragmente während einiger Szenen, welche Parallelen zur damaligen Tat aufweisen.
Teile der Erzählung erinnern auch an das Sherlock Holmes Kapitel „Der Daumen des Ingenieurs“: Ein reicher Mann stellt einem einfachen Arbeiter unangemessen viel Lohn für die Arbeit einer einzigen Nacht in Aussicht, - da muss man schließlich stutzig werden.
Und Cole wird zusehends misstrauischer, da sich der arrogante Hausherr vom dekadenten Fiesling zum großzügigen Gastgeber mausert, jedoch einige Geheimnisse mit sich herumzutragen scheint, was phasenweise mit makaberem Humor einhergeht, gepaart mit seichter Situationskomik und der Veräppelung sozialer Klischees.
Trotz gemäßigtem Erzähltempos bleibt die Geschichte latent spannend und obgleich sich der eine oder andere Twist zwischenzeitlich anbahnt, kommt es stets zu kleinen Wendungen, welche immer noch weitere Optionen für die endgültige Auflösung freihalten.
Jene offenbart schlussendlich zwar kein Novum im Bereich des Thrillers, ist aber in sich schlüssig und nachvollziehbar umgesetzt und bietet zumindest nicht die nahe liegende Alternative.
Auch die Darsteller tragen ihren nicht unerheblichen Teil zur Geschichte bei. Mark Kelly könnte mit seinem Auftritt glatt einen Russell Crowe lookalike Wettbewerb gewinnen, seine Performance ist jedoch durchaus glaubhaft und nuanciert. Billy Burke hat zwar weniger Screentime, überzeugt aber mit einigen intensiven Szenen, während Oz Perkins (Sohn von Anthony „Psycho“ Perkins) mit sichtlicher Spielfreude den arroganten Snob mimt und dabei einige Schmunzler verbuchen kann.
In einer Nebenrolle gibt sich Augenweide Kelly Brook die Ehre als Maklerin und ein nettes Cameo liefert Elliott Gould als Psychiater.
„Removal“ gibt sich mehr oder minder als Mitratefilm, der sich bis kurz vorm Finale alle möglichen Türen offen hält und mit der einen oder anderen spannenden Passage überzeugen kann. Zu wirklich dramatischen Szenen kommt es zwar nicht und auch inhaltlich bietet die Erzählung nicht allzu viele Höhepunkte, - einen vorsichtigen Blick können Genrefreunde jedoch bedenkenlos riskieren, zumal es auf handwerklicher Ebene bezüglich dieses Langzeitdebüts nichts Negatives anzukreiden gibt.
6,5 von 10