Review

An Heiligabend finden nicht immer romantische Begebenheiten statt und wenn ein Engel im Spiel ist, muss der nicht unbedingt zu den liebreizenden Erscheinungen mit Wunder-Heilkraft zählen, wie uns dieser Streifen von Michael Oblowitz weiß machen will.
Wenn er denn nur nicht so verdammt vorhersehbar wäre…

Eine amerikanische Kleinstadt nahe New York an Heiligabend: Die fünf Cops um Detective Alexander Black (Dylan Neal) schieben frustriert Nachtdienst, als ein langhaariger Fremder (Val Kilmer) auf dem Präsidium erscheint und andeutet, sechs Menschen ermordet zu haben.
Von dem namenlosen Drifter lassen sich weder Fingerabdrücke nehmen, noch erscheint ein Gesicht auf den geschossenen Polizeifotos. Und als Mr. Nobody den ersten Mord kryptisch ankündigt, erwischt es den ersten Cop abseits in einer Zelle, der wie durch Geisterhand hingerichtet wird. Die Polizisten werden nervös: Hat der Fremde etwas mit der Selbstjustiz von vor genau einem Jahr zu tun, als Black den mutmaßlichen Entführer seiner Tochter foltern ließ?

Lynchjustiz lohnt sich nicht, - so könnte schon vorab die Quintessenz des geheimnisvoll aufgezogenen Mystik-Thrillers lauten, der zu Beginn eine angenehm gruselige Mystik-Atmosphäre aufkommen lässt.
Doch bereits nach dem ersten Ableben verliert sich diese Stimmung aufgrund starker Vorhersehbarkeit und eindimensionaler Abläufe: Der Fremde faselt vom nächsten Tod und schon wird die Gruppe um einen weiteren Polizisten dezimiert.
Am Ende stellt sich lediglich die Frage, ob der Typ mit scheinbar übersinnlichen Fähigkeiten tatsächlich für den Tod der Tochter verantwortlich ist oder ob man seinerzeit einen Unschuldigen zu Tode quälte, dessen ruheloser Geist seine Rache vollziehen will.

Man muss der Geschichte noch nicht einmal besonders aufmerksam folgen, um Zusammenhänge binnen kurzer Zeit zu erahnen und daraus eine rasche Schlussfolgerung ziehen zu können.
Durch diese Tatsache ergeben sich folgerichtig keine Überraschungen, denn die Chose ist von vorne bis hinten zu leicht durchschaubar, da sie einen schnörkellosen Weg einschlägt, der bis zuletzt nicht verlassen wird.

Durch den etwas simplen Schauplatz des nächtlichen Polizeireviers kommt zwar ab und an etwas klaustrophobische Stimmung auf, doch gleichermaßen entwickelt sich daraus eine kühle Einfältigkeit, der auf handwerklicher Ebene nichts entgegen wirkt: Weder Kamera, Schnitt noch Score fallen irgendwie auf und auch darstellerisch gibt es, abgesehen vom abgebrüht wirkenden Spiel Kilmers und der passablen Leistung Neals als leidtragender Polizist und Familienvater keine herausragend gut performenden Mimen zu erwähnen, außer dem Mitwirken einiger markanter Gesichter.
Allenfalls die Härte einiger Folterszenen sticht durch fiese Details ins Auge.

So kann der Streifen auf atmosphärischer Ebene einigermaßen überzeugen, während er handlungstechnisch weit hinter seiner einladenden Prämisse zurückliegt und zu wenig aus dem Potential schöpft, eine fesselnde Gruselgeschichte um einen Rachegeist in Menschengestalt zu entwickeln.
Okay für eine Sichtung so am Rande, - denn die volle Konzentration weicht bereits nach einer Viertelstunde, sobald der weitere Verlauf durchschaut ist.
Knapp
5 von10

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