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In seiner langen Vita hat Hayao Miyazaki, Japans bekanntester Export für Zeichentrickfilme, es immer wieder geschafft die Kinos seines Heimatlandes zu füllen und Begeisterungstürme auszulösen.
Mit „Prinzessin Mononoke“ setzte er 1997 einen weiteren Meilenstein und schaffte es den Titel als bis dahin erfolgreichsten Film zu erringen, bis er diese Marke 4 Jahre später mit einem weiteren Film ( Chihiros Reise ins Zauberland) wieder überbot.
Auch im Westen markierte „Prinzessin Mononoke“ einen Wendepunkt, war es doch der erste Film aus dem Hause Ghibli der wirklich für Aufsehen sorgen konnte, was besonders an Disneys stümperhafter oder aber absichtlich versauter Veröffentlichungsstrategie lag. Hatte sich der Konzern mit seiner Firma Miramax doch die Rechte an dem Streifen gesichert um ihn dann nach etlichen Querelen ewig im Archiv versauern zu lassen, bis er dann nach ewigen hin und her (u. a. ein streit mit Miyazaki über eine Kürzung des Films fürs US Kino) und heftigen Protesten aus der Szene der Animefans doch noch seinen Weg ins Kino fand, dort dann aber aufgrund fehlender Werbung und wenigen verfügbaren Kopien scheiterte.
Anfeindungen auf diese Weise die ungeliebte Konkurrenz aus Fernost klein halten zu wollen dementierte man freilich trotzdem.
Aber soviel zu Animeverschwörungstheorien, dem Film an sich kann all dies freilich nicht wirklich schaden.

Hatte Miyazaki in seinen vorangegangen Werken doch vermehrt auf einen Gewissen europäischen Charme und klassische Geschichten zurückgegriffen, so wagte er mit „Prinzessin Mononoke“ nun den Weg zurück in seine Heimat und ließ nicht nur die Handlungsorte, sondern auch die gesamte Geschichte tief ins japanische Mythen- und Sagenuniversum eintauchen.
In der turbulenten Muromachi Ära, geprägt von vielen Kriegen und regionalen Fürstentümern, spielt die Geschichte um den Prinzen Ashitaka, einem Angehörigen des Emishi Volkes, das schon damals eine Minderheit in Japan darstellte und dementsprechend (wie z. B. auch die Ainu) einen schweren Stand hatte.
In dieser abgelegenen nördlichen Region Japans scheint allerdings alles noch recht harmonisch zu sein und die Menschen leben zwar ein eingeschränktes, aber würdiges Leben.
Doch in ihre vermeintliche Ruhe bricht ein Ungetüm ein, wie sich herausstellt ein „verseuchter“ Waldgott aus dem Westen, verdorben vom rücksichtslosen Umgang der dort ansässigen Bevölkerung mit der Natur.
Was dann folgt ist eine beeindruckende Fantasy-Öko-Schlacht in der es Miyazaki meisterlich gelingt viele Probleme der Umweltverschmutzung unserer heutigen Gesellschaft in seine mittelalterliche Welt zu übertragen.
Das beginnt mit dem verdorbenen Keiler als Symbol dafür das die Zerstörung der Umwelt nicht nur die Leute trifft die selbige vor Ort verursachen und endet mit der Einsicht das sich der Mensch eine entfesselte Natur einfach nicht Untertan machen kann.
Dabei wird es wohltuend vermieden all zu einfache Schuldzuweisungen zu publizieren, stattdessen zeichnet der Film ein gelungenes Bild der ambivalenten Verhältnisse, wenn die Führerin der „Eisenstadt“ Lady Eboshi zwar einerseits fürs Erz gnadenlos die angrenzenden Wälder rodet und den Zorn der heimischen Gottheiten mit Gewalt beantwortet, sich anderseits aber rührend um die ihr Anvertraute Bevölkerung kümmert, besonders den sozial ausgestoßenen ein Heim und eine Chance bietet und selbst daran glaubt das, nach dem all die alten Gottheiten besiegt sind, eine blühende Zukunft auf das Land wartet.
Doch ist es auch ihr übertriebener Ehrgeiz und ihre Selbstüberschätzung in der Rolle der Führerin, die sie am Ende in die Falle des vom Kaiser abgesandten Kopfjägers laufen lässt und sie dazu treibt sich selbst mit dem mächtigsten Gott anzulegen, zu dem Preis alles zu zerstören was sie bis dahin aufgebaut hat.
Und auch auf der anderen Seite gibt es keinesfalls pures Heldentum.
Die Gottheiten des Waldes haben auf die Bedrohung ihres Lebensraumes auch nur eine Antwort und während sich einige noch etwas moderat zeigen, sind andere bereit bis zum letzten zu kämpfen oder sogar selbst die Eigenschaften der Menschen anzunehmen.
Selbst die Hauptfiguren San und Ashitaka können sich der Spirale der Gewalt nicht völlig entziehen. Hier scheut der Film auch vor einigen drastischeren Darstellungen nicht zurück, besonders wenn Ashitaka, gezeichnet durch den Hass des Keilers den er tötete und bestärkt durch dessen Fluch, zur Waffe greift.
Und auch weitere Problematiken weiß der Film geschickt aufzugreifen. So sind die Einwohner der Eisenstadt auch selbst wenig am erhalt ihrer Umwelt interessiert oder gar daran die Handlungen ihrer Herrin zu hinterfragen, solang es ihnen selbst, dank dem hergestellten Eisen, nur gut geht. Und auch die bittere Erkenntnis das in einem Konflikt zwischen verschiedenen Parteien, und seien es von mir aus selbst 100, kein Frieden möglich ist, selbst wenn 99 dafür sind, solang nur eine einzige den Krieg will.

Doch all dem entgegen setzt der Film freilich auch viel Hoffnung und starke Charaktere die für das gute kämpfen und am Schluss, zumindest zeitweise einen Sieg erringen.
Der Mensch kann den Kampf gegen die Natur bis knapp vor den Untergang treiben, solang er am Ende noch zum einlenken bereit ist kann er Vergebung und gnadenvolle Hoffnung finden, so zumindest die Botschaft hier, die damit vielleicht sogar etwas zu happy ausgefallen ist.
Aber wer hätte auch von einem Miyazaki Film ein düstreres Ende erwartet?

So wächst zuletzt buchstäblich Gras über den Krieg und die angerichteten Schäden und auch wenn vieles in Trümmern liegt, man ist zu einem Neuanfang, einem Versuch dieses mal alles besser zu machen, entschlossen. Ob es gelingt? Wer weiß.

„Prinzessin Mononoke“ hat jedenfalls so ziemlich alles richtig gemacht was ein Flm richtig machen kann. Die Geschichte verbindet moralische Philosophie mit einer spannenden Sagenhandlung rund um den Kampf zwischen Menschen und (Natur)göttern, besticht durch hervorragende Zeichnungen und Animationen und einen epochalen Klassik Score, wie man es von einem Studio Ghibli Produkt auch nicht anders erwartet hätte.
Mit einfachen Worten: Ein weiteres Meisterstück.

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