Falls es ein Werk der Neoslasher-Welle gibt, das sich im Zuge der "Scream"-Euphorie tatsächlich behaupten konnte, dann ist dies "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast", eine grundsätzliche, ironiefreie Alternative zu Wes Cravens parodistisch veranlagtem Kultslasher.
Drehbuchschreiberling Kevin Williamson hat mit seinem in einer scheinbar idyllischen Kleinstadt angesiedelten, konsequent humorfreien Plot irgendwie den Nerv der Slashergemeinde getroffen: Vier befreundete Teenager überfahren in ihrem ausschweifenden Partyrausch einen Mann, werfen ihn ins Meer und schwören, ihr Geheimnis mit ins Grab zu nehmen. Doch jemand weiß, was sie letzten Sommer getan haben und trachtet nach ihrem Leben. Auch wenn es für die Protagonisten bis zur endgültigen Auflösung durchaus kleine Schikanen zu überwinden gilt, präsentiert sich eine eigentlich nicht höchst kompliziert konzipierte, aber dennoch schwer beschreibbar attraktive Slasher-Variante.
Die Runde wird von Zeit zu Zeit nach nicht unkonventionellem Muster vom mysteriösen Fischer und seinem gespitzten Haken dezimiert, ohne dabei viel Blut zu lassen. Regisseur Jim Gillespie belässt es bei Andeutungen und fährt damit ganz gut, wenn er seinen Schwerpunkt unter anderem mehr auf die Atmosphäre der stillschweigenden Kleinstadt legt. Doch auch die Charakterzeichnungen sind anständig und fallen für Genreverhältnisse unüblicherweise recht akkurat aus. So wird aus Freunden eine nur notgedrungen zusammen gehaltene Gruppe. Nicht zuletzt bietet der Film mit Sarah Michelle Gellar, Jennifer Love Hewitt, Freddie Prinze Jr. und Ryan Phillippe nach ihrem heutigen Bekanntheitsgrad ein gut spielendes Starensemble, das gewiss nicht unwesentlich zur Popularität des Streifens beitrug.
Neben "Scream" wurde "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast" zu einem Aushängeschild der Neoslasher-Welle. Sicherlich bietet sich hier nicht der Blick auf einen der außergewöhnlichsten Beiträge des Subgenres, aber definitiv auf einen der wegweisendsten.