Review

Die Videogame-Designerin Nami unternimmt mit ihrem Kollegen Kohei einen Trip zu dem Anwesen ihres verstorbenen Vaters Kaizawa Soichi, der ein berühmter Maler war und ihr das geräumige Haus nun hinterlassen hat. Zusammen erforschen die beiden Kids die unheimliche, verfallene Gruselbude und kommen so nach und nach einem schrecklichen Geheimnis aus der Vergangenheit der jungen Frau auf die Spur. Dabei ergeben sich zunehmend Parallelen zu dem Computer-Spiel, an dem Nami und Kohei gerade arbeiten. What’s going on here...? Trotz aller recht wirren Ereignisse und einer nicht unbedingt als stringent zu bezeichnenden Erzählweise ahnt man doch ständig, welche Absicht die Macher hinter "St. Johns Wort" mit ihrem Streifen verfolgt haben: Das japanische Kino ist hip wie nix, japanische Horror-Streifen sind seit dem Erfolg von "Ringu" und Konsorten sogar noch hipper und die PC- und Videospiele aus Nippon liebt eh jeder... was liegt da also näher, als die besagten Sujets miteinander mal abseits der gewohnten Videospiel-Adaptionen miteinander zu verbinden? Eine Game-Vorlage gab es hier tatsächlich nicht, aber über weite Strecken wirkt "St. Johns Wort" dennoch so, als on man jemandem dabei zusieht, wie er den neuesten Teil von "Resident Evil" oder "Silent Hill" durchzockt. Nach einer kurzen Einführung hangelt sich der Streifen also an einem typischen Adventure-Gameplay entlang, so richtig mit Erkundung der Location, dem Auffinden von Schlüsseln zwecks des Öffnens verschlossener Türen und später sogar mit eingeblendeter Karte des Gebäudes... auch wenn der Survival-Horror-Aspekt der Vorbilder dabei doch etwas zu kurz kommt, denn Zombies oder andere Ungeheuer, die den Helden das Leben schwer machen, sicht man hier vergebens und auch die beliebten schwarzhaarigen Geister-Mädels bleiben in der Kiste. So wirklich einfach macht es Regisseur Ten Shimoyama dem Zuschauer trotz des dünnen Inhalts und einiger Wiedererkennungs-Effekte jedoch keinesfalls, denn zumindest auf der formalen Ebene gibt sich die Angelegenheit doch recht eigentümlich: Mit schrägen Visuals und weirden Farb-Spielereien, bei denen in einer einzigen Kamera-Einstellung auch schon mal das komplette Regenbogen-Spektrum durchlaufen wird, schlägt Shimoyama nämlich optimales Kapital aus der prinzipiell einfacher zu handhabenden Video-Fotografie und einer anschließenden digitalen Nachbearbeitung... und das in einem Maße, dass sich der deutsche Anbieter Highlight glatt dazu veranlasst gesehen hat, dem Film hierzulande eine Texttafel voranzustellen, die den Zuschauer darauf hinweist, dass mit seinem DVD-Player alles in Ordnung ist und die visuellen Verfremdungen von Regisseur so gewollt sind. So entwickelt der Streifen dann auch eine ganz eigene Faszination, denn in so manchen verpimpelten Bildern könnte man da doch den ganzen Tag schwelgen. Wen juckt es da schon, dass der Alibi-Plot mit seinen Twists und Wendungen da im Grunde nur schmückendes Beiwerk ist, um eine annähernd als Spielfilm-Handlung identifizierbare Narrative zum Laufen zu bringen? Eben, wirklich niemanden, denn selten war das Urteil "Style over substance" so angemessen (und auch so positiv gemeint) wie hier.

7/10

Details
Ähnliche Filme