Um dem neuen Computerspiel „St. John’s Wort“ ein besseres Ende zu verpassen, suchen die beiden Programmierer Kohei und Nami nach Inspiration in dem alten Familienlandhaus von Namis verstorbenen Vater, der ein angesehener Bildermaler war. Nami, die ihren Vater nie kennengelernt hatte und deren Schwester Naomi im Alter von sechs Jahren verschwand, muss erkennen, daß ihr malender Vater ein regelrechtes Monster gewesen sein muß: Im Keller des Hauses türmen sich die Leichen kleiner Kinder und an den Wänden hängen Bilder aus Blut. Doch wer schleicht da durchs Haus und beobachtet die beiden per Videokamera?
Wenn man sich erst einmal an die ungewöhnliche Optik von „St. Johns Wort“ gewöhnt (Ten Shimoyama nutzt das DV-Format konsequent wie in „Blair Witch Project“ und ergänzt es durch Spielereien wie z. B. Farbverfremdungen) und man die überkandidelten Cyber-Punk-Motive relativiert hat, darf man einen Horrorfilm genießen, der nicht unbedingt ganz ohne ist. Die unheimlichen Vorgänge in dem Landhaus werden gut herausgearbeitet und die Geschichte endet in einem ähnlich innovativen Schlußgag wie anno dazumal „Carrie“, der allerdings diesmal alles etwas auf den Kopf stellt. Die bereits erwähnte Farbgebung von „St. Johns Wort“ gemahnt daran, wie es wäre, wenn Mario Bava auch heute noch Filme machen würde: So quietsche-bunt war es im Horrorgenre schon lange nicht mehr. Wer also etwas für schräge japanische Genrefilme übrig hat, der sollte sich diesen Geisterfilm unbedingt ansehen, denn die üblichen „Ring“-Pfade läßt Ten Shimoyama weit hinter sich. Auf Video und DVD (16:9) letterboxed (1,78:1). Mit Koji Okura, Reiko Matsuo, Megumi Okina, Yoichiro Saito u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin