Infolge des schon ein wenig legendären "Ringu" brach nach der Jahrtausendwende eine Welle von japanischen und überhaupt asiatischen Horrorfilmen über ein europäisches Publikum herein und brachte - trotz teils zwiespältiger Rezeption mancher allzu formelhaft wirkenden Nachahmung von Hideo Nakatas Schauerstück - dem fernöstlichen Kino gesteigerte Aufmerksamkeit ein.
Mein Gott, wie die Zeit vergeht - fast 10 Jahre ist das auch schon wieder her!
Eine Handvoll Filme - darunter eben auch "Ring - Das Original" wurde so zum Maßstab für alles was da aus Asien zu uns herüberschwappte und wie so oft schieden sich die Geister (das Wortspiel ergab sich jetzt zufällig) daran, was man von einem gescheiten Horrorfilm zu erwarten hat.
Tja, ein Horrorfilm ist immer das, was man dafür hält.
Leider wurden aber auch ziemlich viele Filme übel verrissen und teilweise hatte es den Anschein, dass die derart geschassten Produktionen lediglich die Erwartungshaltung ihrer Zuschauer nicht erfüllten. Denn diese vermissten neben der (teils zu Recht) bemängelten fehlenden Originalität nicht selten auch wirkungstechnisch eine (quantitative) Steigerung der Elemente, welche "Ringu" oder "Ju-On" zu Referenzfilmen gemacht hatten. Sieht man sich ein wenig um, dann scheint "Hypnosis" ein typisches Beispiel für einen derart zu Unrecht schlecht geredeten japanischen Horrorfilm zu sein.
Leichte Kost ist es sicher nicht, was Masayuki Ochiai da mit sicherer Hand kredenzt hat und es fällt auch nicht schwer, die Merkmale zu finden, welche "Hypnosis" die Massentauglichkeit selbst innerhalb seines Genres absprechen. Denn wahrlich selten kommt einem ein derart bunter Cocktail unter, der scheins ohne Rücksicht auf die gegenseitige Verträglichkeit der einzelnen Ingredienzien zusammengemixt wurde. Ja, auch Rache spielt einmal mehr als grundlegende Motivation des Anderen eine gewisse Rolle innerhalb der Story - aber schon an dieser Stelle enden die Gemeinsamkeiten mit "Ring" und all seinen Epigonen.
Fast wähnt man sich stattdessen in einem surrealen Albtraum David Lynchs, angesichts des absurd-komischen Verhaltens der unnahbaren Teilnehmer und der Verflechtung paranormaler Phänomene mit der (wenn auch überzeichneten) alltäglichen Routine einer gehirngewaschenen Gesellschaft. In diesem Zusammenhang gibt es sogar eine Anspielung auf den Giftgasanschlag der "Aum-Sekte" auf die U-Bahn in Tokyo 1995. Dazu eine untergeschobene Liebesgeschichte, eine Prise Esoterik, etwas Gore & Gewalt (inklusive einiger sehr origineller Todesarten!) sowie ein Quentchen Erotik - und all das präsentiert nicht immer ohne ironischen Humor, aber meist mit einem hohen Maß an Befremdlichkeit. Habe ich die gespenstisch anmutende Schönheit der Bilder bereits erwähnt?
Obwohl der Handlung nur ein mäßig komplexes Story-Konstrukt zugrunde liegt, sind dennoch bei der ersten Sichtung sicherlich nicht alle Implikationen der Handlung und der Handelnden erkennbar oder gar deutbar. So könnte man, am Ende angekommen, gerade wieder von vorne anfangen, nur eben insgesamt nicht so oft wie bei David Lynch. Dieses Maß an Ambiguität (aber ohne nennenswerten Tiefgang) ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Wem die geniale Miniserie "The Lost Room" aus dem Jahr 2006 gefallen hat, der könnte auch an "Hypnosis" durchaus seine Freude haben.