Micky und Dicky...08.0.2012
Boxerfilme haben im amerikanischen Kino eine ellenlange Tradition. Dabei steht das Boxen an sich nur bei Rocky IV im Vordergrund, ansonsten sind diese Filme die mit einfachen Mittlen dargestellten Verkörperungen des ewigen Traums...man kann alles schaffen, wenn man nur sein bestes gibt, nie aufhört, dann wird schon irgendwann die eine Chance des Weges kommen, die man ergreifen muß - und zack, auf gehts, vom Tellerwäscher zum Millionär. Die guten Boxerfilme wie Million Dollar Baby haben aber noch etwas mehr zu erzählen, denn sie zeigen auch die Kehrseite des öden Lebens, das man hat, wenn nur das Boxen einen aus dem grauen Alltag herauszureißen vermag. Und genau in diese Kategorie gehört der Fighter.
Micky und Dicky sind Brüder, doch während Micky noch aktiv ist, sonnt sich Dicky in seinem vermeintlichem Ruhm glaubt er doch, man drehe eine Dokumentation über ihn, den Mann, der sogar Sugar Ray zu Boden geschlagen hat. Doch die Doku geht über die Folgen von Cracksucht, und auch die restliche Familie Micky würde wunderbar als Anschauungsmaßnahme für ein Leben in Hartz 4 samt der Folgen taugen. Lauter dauerrauchende, daheim herumhockende Weiber...meine Güte...zum Glück hat Micky eine Freundin und einen Vater, und während Dicky der Drogen wegen in den Knast muß, rappelt Micky sich auf, packt seine Chance beim Schopf - und kann den Weltmeistertitel doch nur erringen, als er sich mit seinem Bruder versöhnt, der nach dem Gefängnisaufenthalt geläutert ist.
Hier tun Christian Bahl und Mark Wahlberg mit, und das ist gut so, denn der Film ist mehr Drama als Boxerstreifen. Er wird von den beiden Kämpen famos getragen, wobei meiner Ansicht nach Wahlberg in der Rolle des Micky die Nase vorn hat. Nun scheint es sich hier wieder einmal um eine wahre Geschichte zu handeln, was im Vorfeld eine gewisse Besorgnis erzeugt, doch diese ist nicht angebracht. Die Szenen im Ring sind, obgleich spärlich, prima und recht realistisch eingefangen, das Treiben abseits des Seilvierecks ist in der Tat häßlich, aber nun, so ist das eben, wenn die Familie meint, das Management und Training übernehmen zu müssen, um dann auch ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Insgesamt ein gelungenes Werk, daher 8/10.