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Christian Bale ist wahrlich ein Genie. Für mich war er schon lange vor seinem längst überfälligem Oscar-Gewinn ein überragender Schauspieler, der schon sehr früh zur Elite gehörte. Schon in seinen Anfängen prophezeite ich ihm einst, dass er irgendwann einen Oscar erhalten wird. Mit seiner Performance in The Fighter ist er nun endgültig im Schauspieler-Olymp angekommen und man darf sehr stark annehmen, dass dies nicht sein einziger Oscar bleiben wird. Auch wenn ich ihm persönlich schon längst, für seine Leistungen in "Equilibrium, "The Machinist", "Batman Begins" oder "American Psycho", den Oscar überreicht hätte, muss ich sagen, dass dieser Oscar mehr als in Ordnung geht. Was Christian Bale hier über die Bühne bringt ist nur kaum in Worte zu fassen und gehört mit zu den authentischsten Rollen, die ich bisher in einem Drama gesehen habe. Dies ist definitiv sein Film. Doch macht allein die unbezwingbare Performance von Bale auch diesen Film gleich zu einem Meilenstein? Leider nicht ganz. "The Fighter" ist ohne wenn und aber ein fantastisches Sportdrama, mit glaubwürdigen Darstellern, doch insgesamt versucht er zu auffällig, in viel zu große Fußstapfen zu treten. Das bricht dem Film zwar zu keiner Minute das Genick, kann aber dennoch nicht an "Rocky" und "Million Dollar Baby" anknüpfen.

Micky (Mark Wahlberg) und Dicky (Christian Bale) sind zwei Brüder, die unterschiedlicher kaum sein können und dennoch die gleichen Interessen und Ziele haben. Dicky ist ein Ex-Boxer, der sogar schon den großen "Sugar Ray" in die Knie bezwang. Leider ist er nach seiner Karriere in einen Drogensumpf gesunken und wirkt ziemlich herunter gekommen. Aus diesem Grund widmen er und seine ganze Familie ihre ganze Hoffnung in Micky, mit dem Ziel, dass wenigstens er ein mal einen Titel im Boxen erreicht, was Dicky selbst nie gelang. Micky hingegen ist ein ruhiger, schüchterner Typ, der ebenfalls den Boxsport liebt und Tag ein Tag aus mit seinem Bruder trainiert. Leider ist er total von seiner Familie abhängig, da nicht nur Dicky sein Trainer ist, sondern auch die Mutter als Manager "engagiert" hat. Micky stellt nie die Aktivitäten und Handlungen seiner Familie in Frage. Bis er eines Tages die attraktive Charlene (großartig gespielt von Amy Adams) trifft, die ihm ein Stück weit die Augen öffnet.

Zunächst sei gesagt, dass dieser Film keine billige Rocky-Kopie ist, auch wenn man es dem Film durchaus unterstellen könnte. Mit Ausnahme vom großen Endkampf (der wirklich sehr an Rocky erinnert) kann man hier eher Parallelen zu "Million Dollar Baby" erkennen, als zu "Rocky". Die Geschichte wird eigentlich stets konsequent erzählt und kommt auch ziemlich kurzweilig daher. Dennoch fehlte mir irgendetwas. Es ist schwierig zu beschreiben was fehlen könnte, denn die Zutaten sind definitiv alle vorhanden. Mir fehlten vielleicht ein paar dramatische Elemente und auch die ein oder andere Konfrontation wurde zu spät in den Raum geworfen. Außerdem kriegt man nach einiger Zeit doch einen ziemlichen Hals auf Micky, dessen Handlungen, besonders nach den dramatischen Ereignissen im Mittelakt, nur schwer nachvollziehbar sind. Außerdem fehlten mir definitiv die Boxkämpfe. Klar, der Film fokussiert sich hauptsächlich auf eine kaum noch intakte Familie, die eigentlich nur noch durch den Boxsport am "Leben" gehalten wird. Dennoch erwarte ich auch bei einem solchen Film, dass es wenigstens ein bisschen mehr vom Boxsport selbst zu sehen gibt, da man auch als Zuschauer ein Gefühl bekommen soll, wieso diese Protagonisten den Boxsport so verehren. Der Endkampf ist ohne Frage spannend und sehr realistisch gemacht, dennoch wirkte es dann hier, aber wirklich nur hier, eher wie eine 1:1 Kopie aus dem Boxkampf aus "Rocky III" oder "Rocky IV".

Wie ich bereits erwähnt habe, trägt Christian Bale diesen Film. Er verkörpert, mit einem gigantischen Abstand, die interessanteste und emotionalste Figur im gesamten Film. Natürlich schätze ich auch Mark Wahlberg sehr (wo ich mich immer noch ärgere, dass er nicht für "Departed" einen Oscar bekam), doch in diesem Film wirkt er ungewöhnlich blass und seine Emotionen kamen mir zu wenig glaubwürdig rüber. Vielleicht war er nicht die aller beste Wahl für diesen Film, obwohl er im Ring konstant überzeugt. An den anderen Nebendarstellern kann man absolut nichts gegen sagen. Sie machen alle einen hervorragenden Job und stecken tief und fest in ihren Rollen drin. Ebenfalls noch ein großes Lob an Amy Adams, die hier eindrucksvoll zeigt, dass sie weitaus mehr kann als bloß immer ein unschuldiges Prinzesschien zu spielen.

Obwohl ich relativ viel gemeckert habe, muss ich dennoch hinterher sagen, dass The Fighter ein sehr beachtlicher Film letztendlich ist. Er ist für jeden Boxfan ein knallhartes Muss und darf vor allem auch nicht von Christian Bale Fans verpasst werden. Mit einem etwas besser aufgelegten Mark Wahlberg und einem anders dargestelltem Finale, wäre hier durchaus ein neuer Sport-Meilenstein drin gewesen. So aber bleibt "The Fighter" ganz gering hinter meinen Erwartungen zurück und kommt nicht ganz gegen "Rocky" und "Million Dollar Baby" an. Doch mir persönlich gefiel er weitaus besser, als der für mich überbewertete "Wie ein wilder Stier".


Fazit : Emotionales Boxdrama, das wiedermal zeigt, wieso kaum ein Schauspieler momentan mit Christian Bale mithalten kann. Mark Wahlberg hat man zwar schon besser gesehen, aber wirklich zerstören tut er den Film auch nicht. Definitiv KEINE Enttäuschung!


8/10

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