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"Ich habs satt immer nur ne Scheiß Enttäuschung zu sein!"

Micky Ward (Mark Wahlberg) stammt aus einer Arbeiterfamilie und träumt von einem großen Durchbruch als Boxer. Er steht allerdings im Schatten seines älteren Halbbruders Dicky Eklund (Christian Bale), der durch einen gewonnen Titelkampf zur lokalen Berühmtheit wurde, allerdings mit den Jahren dem Drogenkonsum verfiel.Trainiert von Dicky und gemanagt von seiner Mutter Alice Ward (Melissa Leo) bestreitet Micky einen Boxkampf gegen einen Kontrahenten, der eigentlich in eine höhere Gewichtsklasse gehört, und verliert. Durch sein angekratztes Selbstbewusstsein hängt er den Sport an den Nagel. Als er aber in einer Bar die Barkeeperin Charlene (Amy Adams) kennenlernt und Dicky durch seine Vergehen im Gefängnis landet, gewinnt er Dank neuem Trainer und Unterstützung von Charlene die Motivation, erneut im Ring anzutreten. Er erringt Erfolge, befindet sich aber in Entscheidungszwängen zwischen seiner Karriere, seiner Familie und einem eigenständigem Leben.

Geschichten über Aufsteiger aus sozial schwächeren Gesellschaftskreisen sowie das Thema der Rückbesinnung zu alten Stärken gehören zu den beliebtesten. Die Konkurrenz ist groß und hat besonders durch die "Rocky"-Reihe sowie "Million Dollar Baby" echte Dramen-Meilensteine zu bieten. Es ist also kein leichtes sich mit solchen Größen anzulegen.
"The Fighter“ basiert auf wahren Begebenheiten und ist weit weniger ein Sportlerdrama als der Titel zunächst vermuten lässt. Das darstellerisch zu recht gelobte Werk ist vielmehr Sozialdrama und Milieustudie und verliert ausgerechnet seine Hauptperson immer wieder aus den Augen.

Der Film geht erzählerisch und inszenatorisch unkonventionelle Wege. Während klassische Dramen sich verhältnismäßig geradlinig um den psychologischen Aufbau seiner Charktere bemühen, geht "The Fighter“ eher auf das Umfeld seines Hauptcharakters ein. Dabei streift er neben seinem offensichtlichen Versuch, die Zwänge seines Protagonisten hervor zu heben, Problemthemen wie Drogensucht, Familienzwists, Arbeitszwang und Armut.
Eine gewisse Tragik hängt an so ziemlich jeder handlungstragenden Figur. Hauptfigur Micky sehnt sich nach einem eigenen Lebensstil, seine Freundin Charlene hängt perspektivlos an dem Job in einer Bar, Familienoberhaupt Alice negiert den Niedergang ihres Erstgeborenen Dicky während dieser seinem einstigen Ruhm durch Drogenkonsum nachtrauert.

Durch die Vielzahl an Handlungssträngen wirkt "The Fighter" überfrachtet, wodurch die eigentliche Rahmenhandlung zur Nebenhandlung wird. So sind ganze Passagen eher einem funktionierenden Drogendrama zuzurechnen.
Über den Sport, das Boxen, gibt es nur eine handvoll Sequenzen, die größtenteils durch die gleichen Bilder des Trainings oder ähnlich ablaufender Boxkämpfe kaum Dynamik vorweisen. Neben ohnehin schon vorhandenen, unfreiwillig komischen Szenen werden gerade die immens einseitig verlaufenden Kämpfe zur nicht ernst zu nehmenden Attraktion, so wie sie innerhalb der Handlung auch kommentiert werden. Spannungsaufbau wird hier nicht geboten.

Überhaupt scheint "The Fighter“ eher die Stärken von Christian Bale ("Public Enemies", "Equilibrium") in den Mittelpunkt zu pressen. Ähnlich wie in "The Machinist" bietet Bale eine brilliante physische Darstellung durch ständige Gestik und ausdrucksstarke Mimik, die anhand seiner ausgehungerten Statur noch besser zur Geltung kommt. Im direkten Vergleich verbleicht Mark Wahlberg ("Max Payne", "The Happening") trotz bulliger Statur geradezu.
Melissa Leo ("Betty Anne Waters") und Amy Adams ("Verwünscht") stechen durch starke visuelle Präsenz aus dem ansonsten sehr passend ausgewählten Nebendarstellern vorteilhaft heraus.

"The Fighter" verspielt sich seine Möglichkeiten durch den Verlust seines eigentlichen Themas und dem fehlenden Spannungsbogen. Sicherlich enthält das Drama ein realistisches Abbild des aufgegriffenen Milieus, präsentiert seine Handlung aber unvorteilhaft dokumentarisch und nur in einer gemächlichen Erzählweise ohne große Höhen. Ganz im Gegensatz zu den hervorragenden Darstellern, die durchgehend eine glaubhafte bis außergewöhnlich gute Verkörperung ihrer Charaktere bieten.

5 / 10

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