Review
von Cineast18
Großbritannien zur Zeit der römischen Besetzung: Der Centurio Quintus Dias (Michael Fassbender) fällt den brutalen Pikten in die Hände, doch weil er ihre Sprache spricht, lassen sie ihn am Leben. Er kann fliehen und schließt sich einem versprengten römischen Kommando an - der legendären neunten Legion, die bald unter brutalsten Umständen von den Pikten vernichtet wird. Nur eine Handvoll Männer überleben den blutigen Kampf - und sehen sich nach einer missglückten Rettungsaktion für ihren Anführer einer gnadenlosen Verfolgung der Pikten unter der Führung der unbezwingbaren Etain (Olga Kurylenko) ausgesetzt.
Noch aus der Zeit vor Michael Fassbenders großem Hollywood-Durchbruch stammt dieser blutgetränkte Historien-Action-Reißer, inszeniert von Neil Marshall, der zuvor mit „Dog Soldiers" und "The Descent" sein Händchen für krachende Action und schweißtreibende Hochspannung bewiesen hatte. Seinem Stil bleibt er auch in „Centurion" treu: Finstere, in blau und schwarz gehaltene Bilder, ausufernde Kamerafahrten und ein dramatischer Soundtrack erzeugen eine dichte, düstere und packende Atmosphäre, in der sich die brutale Geschichte voll entfalten kann.
Die einzelnen Figuren bleiben dabei recht dünn gezeichnet, was einfach an der relativ großen Anzahl an Kämpfern liegt, die nach und nach dezimiert werden. So kann Fassbender sein enormes Schauspieltalent diesmal leider nicht nutzen, das er zuvor schon in Steve McQueens Meisterwerk „Hunger" gezeigt hatte - schauspielerisches Highlight bleibt hier ganz klar Kurylenko: Ihre wortlose Rolle verkörpert sie mit eisenhartem Blick und stoischer Miene, verströmt die gnadenlose und effektive Brutalität ihrer Figur in jeder Bewegung und lässt die gefürchtete Jägerin dadurch beinahe zur mystischen Antagonistin wachsen.
Rein formal überzeugt „Centurion" dabei durchaus. Rasante Kamerafahrten, schnelle Schnitte und die fesselnde Optik halten das Tempo hoch, blutige Schwertkämpfe geben allerhand Schauwerte und die simple, aber packende Story kann durchgehend unterhalten. Auch wird in den dunklen, unterkühlten Bildern die Rauheit der nördlichen britischen Natur sehr intensiv dargestellt. An derben Gewaltszenen mangelt es wahrlich nicht, und einige kritische Ansätze zum Thema kriegerische Besetzung einer Übermacht in fremden Ländern lassen aktuelle Implikationen aufkommen.
Überhaupt erscheint der Film in vielen Details recht anachronistisch: Das Verhalten der einfachen Soldaten untereinander und ihren Vorgesetzten gegenüber, die Inszenierung der militärischen Strukturen und auch der Kämpfe wirkt eher wie aus einem modernen Kriegsfilm. Dadurch verliert das historische Setting leider ein wenig an Bedeutung. Auch ufert der Film am Ende zu sehr in melodramatischen Kriegs-Kitsch aus und zerdehnt sich in ein, zwei Kampfhandlungen zu viel, nachdem der große Showdown schon längst vorbei ist. Dramaturgisch mag das notwendig sein, wirkt aber arg holperig.
Historiker werden „Centurion" also eher augenrollend betrachten, geneigte Action- und Fassbender-Fans aber können hier durchaus etwas erwarten. Für kurzweilige, düstere und sehr brutale Action ist auf jeden Fall gesorgt - und mehr kann man von Neil Marshall wohl auch nicht erwarten. Für einen unterhaltsamen Action-Abend reicht es damit allemal.