Es droht der Karriereknick...04.01.2011
Und am Ende stürzt auch ein weiteres Wunderkind über den Wiederholungseffekt, denn hier ist es leider offensichtlich: Neil Marshall fällt nichts mehr ein. Gut, der Mann muß sparen und hat auch hier das Drehbuch alleine geschrieben, aber Ideen fielen ihm keine mehr ein. Denn wir sehen den erneuten Aufguß einer Grundkonstellation in Marshalls Schaffen - den Kampf weniger Menschlein gegen eine Übermacht. In seinem Erstling Dog Soldiers waren es ein paar Soldaten gegen Werwölfe. Bei Descent schlugen sich ein paar Frauen mit Höhlenwesen, und in Doomsday ging es gegen Kannibalen, Ritter und was weiß ich, natürlich in Unterzahl. Nun müssen sich halt ein paar römische Soldaten im Jahr 117 gegen die Pikten behaupten...und das ist, leider, zumeist recht langweilig, da ändert auch die gewohnt solide Inszenierung Marschalls, die einige nette optische Highlights mit sich bringt, nichts daran.
Wir schreiben das Jahr 117, und die ganze Welt ist unter der Regie Roms. Die ganze Welt? Nein, im Norden Englands leben die Pikten und bleiben standhaft, da werden den Römern die Grenzen aufgezeigt. Einer von ihnen ist Quintus Dias, dessen Garnison aufgerieben wird, wobei er aus piktischer Gefangenschaft fliehen kann, von einer größeren Armee aufgenommen wird, die aber erneut einer piktischen Kriegslist unterliegt. San scho clevere Hund, die Pikten...
Als dabei der römische General gefangengenommen wird, ist es an Quintus und ein paar Überlebenden, diesen zu befreien. Das aber geht schief, der Sohn des piktischen Häuptlings wird dabei gemeuchelt, was wiederum einen Trupp Pikten auf die Spur der Römer setzt. So geht es durch den Wald, man stirbt hüben wie drüben, und am Ende siegt die traute Zweisamkeit, die allerdings sehr überkonstruiert um die Ecke gebogen kommt.
Im Grunde gnommen sehen wir zwei Soldatentrupps Cowboy und Indianer in den schottischen Highlands spielen, genau, da hat man auch schon die Dog Soldiers gedreht. Sieht zwar toll aus, ist leider indes verschwendet. Denn die Story kann nicht wirklich fesseln, zu vorhersehbar das Ganze, garniert mit einer ganz und gar unsympathisch überzeichneten Figur auf der Seite der Pikten. Man könnte aber auch darüber hinwegsehen, gäbe es die bei Marshall bisher immer gut und reichlich inszenierten Actionsequenzen, wegen denen man einen Film dieses Regisseurs bisher blind empfehlen konnte. Aber diese Szenen gibt es hier nicht, denn auch Marshall ist der Bourn'schen Schnittechnik zum Opfer gefallen - und so sehen wir zwar blutige Schwertkämpfe, die leider gerade bei größeren Gegnermengen sehr unübersichtlich ausfallen. Da auch die Story keinen Blumentopf gewinnt und man des Rennens durch den Wald irgendwann leid ist, kann man aus meiner Sicht hier leider nur von einem kleinen Karriereknick Marschalls sprechen - und hoffen, daß sich der Mann beim nächsten Film eines externen Autors bedient...6/10.