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Im Jahr 117 nach Christus befindet sich das römische Imperium im Kampf gegen das wilde Piktenvolk im Norden der britischen Insel. Der römische Soldat Quintus Dias gerät bei einem Überfall auf das heimische Fort in die Gefangenschaft der Pikten. Währenddessen plant die 9. Legion der Römer unter der Führung von General Virilus in das Lager der Pikten vorzustoßen und deren Anführer zu töten. Dabei helfen soll die stumme Fährtenleserin Etain. Auf dem Weg treffen sie auf den fliehenden Quintus Dias, der sich der Legion anschließt. Etain entpuppt sich jedoch als Spitzel der Pikten und verrät die Römer an ihre Landsleute. Die Legion wird in einem wahren Gemetzel im Kampf besiegt. Nur Dias und einige weitere Soldaten überleben. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, um den gefangen genommenen General Virilius aus den Händen der Bestien zu befreien. Schnell merken die verbliebenen Soldaten jedoch, dass die Mission aussichtslos ist. Unter der Führung des Neulings Quintus Dias fliehen sie vor dem übermächtigen Feind und versuchen irgendwie am Leben zu bleiben. Doch Etain und ihre Leute sind ihnen schon auf den Fersen. Es beginnt eine Hetzjagd durch das unwirtliche Land des heutigen Schottlands, die Blut und Qualen mit sich bringen soll...

Der vierte Film von Neil Marshall entpuppt sich wieder mal als absoluter Volltreffer. Die Geschichte um die verschwundene 9. Legion basiert auf wahren Begebenheiten, allerdings ist diese Variante natürlich nur die Interpretation des Regisseurs, denn was tatsächlich mit der Legion geschehen ist, ist nicht bekannt. Marshall macht sich die unglaubliche Landschaft Schottlands geschickt zunutze, filmt kilometerlange Wälder, Flusstäler, Hügel und Steppen und haucht seinem Film auf diese Weise Leben und Glaubwürdigkeit ein.

So dünn die Story auch erscheinen mag, der Film wird keine Sekunde langweilig. Dazu trägt zum einen das hervorragende Drehbuch bei, das den Darstellern superbe Dialoge in den Mund legt und trotz aller Härte regelmäßig für einen leichten Schmunzler sorgt. Diese humorvollen Dialoge und One-Liner mit potenziellem Kultfaktor hätte man sich bei Stallones The Expendables gewünscht, der leider etwas einfallslos und blutarm inszeniert geworden ist. Auch zeigt Centurion wie man schnell geschnittene Kämpfe so choreographiert, dass der Zuschauer immer noch den Überblick behält, ohne dass der Film in seinen Actionsequenzen tempoarm wirken würde. Hier wurde die perfekte Mischung gefunden.

Was viele interessieren dürfte, ist der Härtegrad der Kämpfe. Dieser ist sehr hoch, selten hat man in einem derartigen Film eine so wunderbar rohe Gewalt vorgefunden, die zu keinem Zeitpunkt abstoßend oder selbstzweckhaft daherkommt, sondern stets ihren Zweck erfüllt und perfekt zur Action-Unterhaltung beiträgt. Da werden Köpfe mit Pfeilen durchbohrt, Äxte in Hinterköpfe gehauen, Leiber aufgespießt und und und...der ein oder andere innovative Splatt/Kill ist auch dabei, aber ich möchte nicht zuviel verraten.
Dennoch soll diese Beschreibung nicht täuschen. Centurion ist kein Fanmovie wie Doomsday. Der Film hat durchaus eine gewisse Tiefe, die Figuren sind greifbar und echt. Die Action- und Kampfszenen sind realistisch, der Handlungsablauf nachvollziehbar - hier finden sich keine übertriebenen oder fantastischenen Elemente, alles hat Hand und Fuß und ist fest in der Realität verankert.

Hervorheben würde ich gerne außerdem die Darsteller. Michael Fassbender (Inglourious Basterds) als Quintus Dias, loyaler römischer Soldat und Anführer wider Willen, spielt seine Rolle absolut herausragend, überzeugt mit jeder Faser seines Körpers und gibt eine sehr physische Performance. Der Mann dürfte dank seines Charismas eine große Zukunft im Schauspielgeschäft haben. Darüber hinaus überzeugen das ukrainische Model Olga Kurylenko als wilde Piktenfurie Etain und Imogen Poots als holde Maid Arianne.

Für mich ist Neil Marshall DER Genre-Regisseur der Gegenwart. Was er anfasst, scheint zu Gold zu werden. Jedenfalls hat er meinen Nerv bisher mit jedem seiner Filme getroffen. Auch dieser Film über Loyalität, Werte und die Gräuel des Krieges wird in meine Sammlung wandern. Die Publikumsreaktion auf dem Fantasy Filmfest in Frankfurt hat für sich gesprochen, der Saal war voll und der Film kam mehr als gut an. Freuen wir uns auf eine baldige Veröffentlichung, in diesem Fall ist natürlich die Blu Ray Pflicht.

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