Es ist bekanntlich nicht einfach, eine Fortsetzung nachzuschieben, wenn der Vorgänger ein überdurchschnittlicher Film war. Das ist im Actiongenre wie auch im Horrorgenre so. Geklappt hat des vor kurzem noch mit "Descent" vorzüglich.
Im Jahre 2008 brachte Regisseur Alexandre Aja das US-Remake des südkoreanischen Horror-Thrillers "Into the Mirror" unter dem einfachen Namen "Mirrors" mit Kiefer Sutherland in die Kinos. Jener war nicht nur extrem Spannend, sondern auch in der Effektschiene extrem heftig. Das lag mitunter sicher auch am Regisseur der es schaffte, mehrere Horror-Elemente miteinander zu verknüpfen, das sie schlüssig sind und in ihren eigenen Sequenzen perfekt ineinander griffen.
Somit haben wir also einen sehr guten Vorgänger. Da das Original allerdings keinen Nachfolger nach sich zog, dachte man sich nach dem Erfolg des Remakes, die Story wäre noch etwas ausquetschbar. Somit engagierte man Víctor García ("Haunted Hill 2") einen Nachklapp für den Videomarkt zu kreieren. Eine Fortsetzung ist das ganze nicht, es wärmt die Originalstory einfach nochmals auf, mit ein paar Änderungen, die aber im Vergleich zum Original-Remake überhaupt nicht zünden.
Verwunderung herrschte Meinerseits, als ich sah, das es beim Sequel eine FSK 16 Freigabe bescherrte. Somit war es offensichtlich, das die bösen Szenen sicher nicht von der Derbheit des Vorgängers erreichbar waren. Normalerweise versuchen Fortsetzungen in puncto Gore ja noch eine Schippe draufzulegen, um einige Fans der roten Suppe zu ködern. Diese Annahme ist zum Teil doch nicht ganz verkehrt.
Der Plot ist okay, keine wirkliche Steigerung, aber funktioniert. Anstatt mit Kiefer Sutherland hat man nun Nick Stahl ("Terminator 3", "Disturbing Behavior") vor den Spiegel geschickt. Dieses mal ist es so, das Max Matheson (Stahl) aufgrund einer schwerwiegenden Depression dahinsiecht. Völlig zermürbt von dem Unfalltod seiner Freundin, wofür er sich selbst die Schuld gibt, geht er von der Therapie auf dem schnellsten Wege vom Alkregal im Supermarkt wieder ins Bett. Eines Tages bietet ihm sein Vater (William Katt, "Die Rückkehr der Piranhas", "House") einen Job in seinem bald eröffenenden Einkaufszentrum als Nachtwächter an. Jenes nimmt Max an, mit fatalen Folgen, denn er sieht bald ne Menge in den gigantischen Spiegeln in der Mall.
Trotz der überraschend niedrigen Freigabe bietet "Mirrors 2" einige wirklich harte Szenen. Die Selbsttötungen sind derbe inszeniert, schaffen aber nicht den dreckigen Hochglanz und Besonderheit wie Aja's Künste. Hier wirken sie teils doch recht billig. Ist aber für Videothekenware in Ordnung.
Die Nebendarsteller sind allesamt austauschbarer Hollywood-Standard. Ein Eyecandy, wenn man es so bezeichnen darf, ist wohl Christy Carlson Romano, welche bei einer abendlichen Dusche ihre aufgepumpten Tüten in die Kamera halten darf, nur um sich selbst anschließend den Kopf zu verdrehen. Leidlich spannend geht es denn voran, wenn Max nach und nach die Puzzleteilchen zusammenfügt, um der Sache einen Abschluss zu geben. Zwischendurch erwischt es dann alle der wichtigsten Menschen im Shoppingcenter. Von seiner Linie weicht García selten ab.
Der größte Schwächepunkt ist die fehlende Atmosphäre. War beim Vorgänger noch dort das meißte Kapital, so guckt man hier in die Röhre. Ebenso bietet "Mirrors 2" absolut keine Schockmomente, in denen man sich mal gepflegt gruseln kann. Da ist nunmal der Knackpunkt, den Aja wunderbar ausgearbeitet hatte.
Letztendlich erreicht dieser Nachklapp niemals die Qualität des Originals oder des US-Remakes. Weder effektmäßig, noch darstellerisch oder gar der Spannung nach. Das liegt natürlich auch daran, das ein modernes, frisch renoviertes Shoppingcenter kaum die Atmosphäre eines verbrannten alten Gebäudes einfangen kann.