Mehr oder weniger und leider bisher noch – Do Quang Minhs Lenh Xóa So aka Eliminating Order startet diesen Frühjahr/Sommer – einziger Abkömmling vom vietnamesischen The Rebel, bei dem die Gemeinsamkeiten allerdings schon wieder bei der erneuten Zusammenführung des dortigen Leindwandpärchens von Johnny Trí Nguyen und Ngô Thanh Vân und dem hiesigen Debüt des Assistant Directors Lê Thanh Son aufhören, und man formell, materiell und letztlich auch qualitativ nunmehr andere, etwas bescheidenere Wege geht.
Nicht bloß, dass die "Dragon Trap" Geschichte fern der Historie des Landes in der Jetztzeit und dort in einem ziemlichen Niemandsgebiet des B - pictures schon von vornherein abseits jeder Verwebung mit einem Epos, einem sichtlich preiswerteren Budget und der knappen Drehzeit von 30 Tagen angesiedelt ist, so fehlt auch die fortsetzende Dramaturgie, die in den hier anfänglich doch zahlreichen Leerpausen zwischen der bedingungslos wilden Action für eine Füllen der ansonsten doch leeren Bühne sorgt. Dass man sich erneut in einer Romanze und dem Aufgriff der Tragik davor und daneben bemüht, wirkt wie so vieles anderes auch nur als immerhin schmuckes Handwerk aus dem Stillem Kämmerlein. Ein kleiner Schritt zurück, der allerdings auch den Erwartungshaltungen des aus dem Nichts auftauchenden und nicht nur, aber auch dafür überraschend expansiven Vorgängers geschuldet und zugunsten des eigentlich weiterhin völlig gattungsaversen Filmlandes gewertet sein mag:
Im Auftrag von "Black Dragon" [ Hoàng Phúc ] heuert die Söldnerin Trinh [ Ngô Thanh Vân ] mit Nguyen Anh Quân [ Johnny Trí Nguyyen ], Cang [ Lâm Minh Thang ] und Phong [ Hieu Hien ] drei ebenso käufliche Handlanger an, die sich auf die Pirsch eines in den Händen französischer Krimineller befindlichen Laptops mit brisanten Informationen begeben sollen. Während die eh schon hoch gefährliche Mission bereits mit dem Ankauf dringend nötiger Waffen als Argumentationshilfe schiefzugehen droht, zeigen sich die wild zusammengewürfelten Mitglieder auch schnell als heimliche Diener mehrerer Herren.
Wenigstens wissen die Autoren, die sich wie selbstverständlich, aber ebenso interessenlos scheinend und in den Niederungen wildernd der Redeweise des Genres bedienen, ihre Vorbilder auch nicht zu leugnen; "So cheesy like some Hong Kong movies." ist das sich aus verschiedenen Zutaten schöpfende, aber in unstrukturierter Zeilenbewegung auch schon wieder erschöpfende Drehbuch, dass man der Handlung gleich seinem gesuchten Objekt nur die MacGuffin-Funktion bescheinigen kann. Eine minimalistische, gleichlaufend existentialistische Mischung aus Tango und Pol Pot Regime; beides Beigaben innerhalb des Filmes, die wahl- und sinnlos und auch ohne Verbindung zueinander in den Raum zwischen Wellblechhütte, zugewucheter Villa und Holzlager geworfen werden. Dass sämtliche Personen noch ein Geheimnis verbirgt, macht sie nur unwesentlich dimensionaler, und gerade der Bösewicht ist wie so Manche Andere hier in der Ho Chi Minh City Szenerie ein bloßes Klischeeabbild mit rollenden Augen und posierendem Gebahr. [Auch wenn er sich erstaunlicherweise im ruppigen Endkampf behaupten kann.]
Auch die Formulierung verlässt sich auf diese eher einfachen Gesten an der Oberfläche, auf die aufrechte Stellung der Figuren, wenn es zum Kampf und die hockende oder liegende, wenn es an das Grübeln geht. Auch versucht man sich an der poetischen Erzählung, mehrmals wird auf den dahintreibenden Saigon-Fluss hinausgeschaut, als wenn dort die Antworten liegen und mit dem Ausblick auf die sicherlich wundersame, da trotz aller Modernität noch wie vergleichsweise unberührt und unbezwungen erscheinende Natur die Zeit zwischen Shootout und vorbehaltlos überzeugenden [Mixed] Martial Arts schneller vergeht. Scheinbar Wichtige vergangene Begebenheiten sollen zusätzlich das Gefühl für die Beteiligten und die Situation potenzieren; ein trotz oder gerade auch wegen sakraler Weihe auf der Tonspur unmögliches Verlangen, in der man untätig und unberührt längere Phasen durchläuft.
Mit Sinn für Profanbauten und dem Einsatz der Filter von erst Blau zu bald Grün, dann in der Mischung dessen und ab und an auch der völligen Entbleichung ausgestattet, stehen dafür die wie und tatsächlich ja auch aus dem Nichts aufbrausenden Einzelbegebenheiten bei der Jagd auf den geheimen Laptop bzw. dem nebulösen Hintermann eindeutig im beifälligen Vordergrund. Ein plötzliches Gemetzel in einem hässlich eingerichteten Landhauswohnzimmer zwischen den asiatischen Gaunern und den französischen Bodyguards erweckt durch seine turbulente Abfolge aus angenehm trockenen und eher unfertig eingefangenen Schießereien mit dem kleinen Sechsschüsser und umso unbändiges und trotzdem technisch aufrichtiges Kampfgetümmel rasch Nachfrage und Achtsamkeit. Jeweils eine druckvolle down-and-dirty Prügelei davor und danach kann diesen höheren Standard aus schnellen Schlag- und Trittwechseln und seine choreographisch und physisch verschmelzende Idealwelt relativ problemlos halten; umso unverständlicher, dass man diese stets und ständig offen stehenden Gelegenheiten für Mehr Getümmel quantitativ so undankbar verstreichen und die selber aufgestellte Regel "Bullshit are things that are not related to the job." so unbeachtet lässt.