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Nie wieder wolle er James Bond wieder spielen, erklärte Sean Connery („The name of the rose“, „The Untouchtables“) 1971 nach „Diamonds are forever“. Roger Moore trat sein schweres Erbe an, schlug sich erfolgreich und doch schlüpfte der Schotte 12 Jahre später noch einmal in „seine“ Rolle. Dieser, mit dem augenzwinkernden Titel „Never say never again“ versehene, Bond-Film soll komplett aus der Reihe fallen und ist nicht von Ian Fleming produziert worden. Kevin McClory, Produzent und Co-Autor von „Thunderball“, erstritt sich vor Gericht seinen eigenen Bond-Film. Es ist der erste und bisher letzte, der nicht das Bond-Theme nutzt und keine traditionelle Intro-Sequenz hat. Weder war Q mit an Bord, noch waren andere alte Bekannte mit von der Partie.

Der mit „The empire strikes back“ gerade Erfolge feiernde Irvin Kershner („Robocop 2“) durfte die Regie übernehmen und zeigt eindrucksvoll, dass mit Connery immer noch zu rechnen ist. Dessen Wunsch, einen gealterten Agenten zu spielen wurde leider nicht nachgekommen. Ganz im Gegenteil, man verpasste ihm sogar eine Perücke.

Die Geschichte um den ein lukratives, weltweit operierendes, Terrorunternehmen Spectre führenden Blofeld (Max von Sydow) wurde kaum variiert und dem Zeitgeist angepasst. Der Storyaufbau ist der selbe, die Motive sind die gleichen. Zwei Atomraketen werden gestohlen und es ist an James Bond sie wieder zurück zu bringen und die Bösen unschädlich zu machen.

„Never say never again“ punktet vor allem mit Sean Connery, denn der ist, sich Moores Stil nähernd, lockerer und flapsiger geworden. Der eine oder andere Spruch kommt spontaner von den Lippen und die Flirts mit den Frauen sind noch doppeldeutiger. Dazu gesellt sich ein, für sein Alter, beeindruckender Körpereinsatz (u.a. die Schlägerei mit dem Killer im Sanatorium) und humorig aufgelegte Drehbuchautoren, die Bond seine Gegner schon mal mit einem Glas Eigenurin töten lassen und für witzige Dialoge („Ich brauche eine Urinprobe. Können sie die voll machen?“ – „Von hier?“) sorgen.

Während der Spannungsbogen nicht der Ausgefeilteste ist, kann die spätere Action punkten. Vor allem die mit reichlich Blechschaden ausgestattete Motorradverfolgungsjagd sei hier genannt. Neben spektakulären Stunts und schicken Explosionen, ist die Tauchersequenz schon fast zu typisch für einen Bondfilm, als das sie als exotisches Highlight herausstechen kann.

In den weiteren Rollen hat sich hier einiges an Prominenz angefunden. Die noch sehr junge Kim Basinger ist als Love Interest zu gebrauchen, während Klaus Maria Brandauer („Das Russland-Haus“) als Bösewicht denkbar ungünstig besetzt worden ist und dem Film viel Atmosphäre kostet. Bond braucht einen diabolischen über den Dingen stehenden, ebenbürtigen Gegner und das ist Brandauer leider nur einmal im Kasino. Edward Fox („The Jackal“) ist hier als M vertreten, während Bernie Casey („Sharky’s Machine“, „Another 48 Hrs.“) als Felix Leiter den CIA-Freund gibt. Kleines Highlight ist sicher noch, auch dank ihrer explosiven Begegnung mit Bond, Barbara Carrera („Lone Wolf McQuade“) als mörderischer Vamp.

„Never say never again“ ist nie nötig gewesen und lässt den Bond-Charme, dank der vielen erzwungenen Abänderungen, auch ein wenig vermissen. Sean Connery kann mit seiner Performance zwar vieles kaschieren, aber das ultimative Bondvergnügen kann sich, trotz des hervorragenden, von Lani Halls gesungenen, Titellieds, nicht einstellen.
Dennoch bietet der Film summa summarum alles was man von ihm erwartet. Bond ist nach wie vor ein Gentleman, der die Gefahr, das Risiko und die Herausforderung liebt. Der Bösewicht darf an größenwahnsinnigen Plänen basteln und die willigen Frauen sehen wieder extrem gut aus. Ausfälle wie Rowan Atkinsons Part fallen da nicht mehr so sehr ins Gewicht.

Fazit:
„Never say never again“ ist der selbstironische zweite und diesmal endgültige Abschied Sean Connerys aus der Bondreihe. Zum letzten Mal läuft das Urgestein zu alter Form auf und zeigt sich ähnlich machohaft wie in seinen jüngeren Tagen, ohne auf lockere Sprüche und doppeldeutige Dialoge zu verzichten. Dank der vielen Variationen bekannter Bond-Traditionen und dem einfallslosen Ende reicht es zwar nicht für die Oberklasse, aber zu einem guten Abenteuer reicht es dank gut inszenierter, einfallsreicher und spektakulärer Action immer noch. Spätestens wenn Connery uns in der letzten Szene zuzwinkert, hat das Gezeigte überzeigt – wenn auch nicht vom Hocker gehauen.

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