Dieser Film ist ein, für heutige Zeiten, sehr ruhiger und tiefgreifender Film.
Es ist schwierig ihn in eine Kategorie zu packen, da er in keine so richtig hineinpasst, daher will ich nun eine Aufstellung geben, was dieser Film nicht ist, um am Ende sagen zu können, was diesen Film eigentlich auszeichnet.
Zudem wird bis dahin jeder, der diesen Film als 'grottenlangweilig' deklarieren würde, aufgehört haben zu lesen und jeder, der dann noch interesse hat und ihn sich ansieht, wird verstehen, warum ich diesen Film so gut finde.
1. Dieser Film ist definitiv KEIN Action-Film!!! Keine Explosion, keine Wumme, kein Kung-Fu, nichts dergleichen ist in diesem Film auch nur ansatzweise enthalten.
(Ausser einem energischen Aufstampfen seitens Kirsten Dunsts, ist dieser Film fern ab von Gewalt in seiner körperlichen Form. P.S.: Kirsten Dunst gibt dem Dorfarzt noch eine Ohrfeige, sehr gewalttätig!)
2. Dieser Film ist KEIN Psycho-Thriller.
Im Film ist zwar Gruppendruck und deren Dynamik thematisiert, aber es ist kein psychisch involvierendes Element im Film, so dass man von einem Psycho-Thriller ala "Hannibal" oder "Psycho" sprechen kann, obwohl die Stimmung und die Atmosphäre in gewissen Punkten sehr ähnlich ist.
3. Es ist KEIN Horrorfilm! Schon gar KEIN Splatterfilm! In diesem Film gehen genau drei Menschen drauf. Von einem erahnt man nur, dass er überhaupt mal gelebt hat, von Sillys Mutter erfährt man, dass sie an einer Krankheit gestorben ist und ihr Freund geht in den tiefen des Meeres verschollen (errinnert doch sehr an Titanic, nur dass bei Leo das Publikum applaudierte, als er endlich drauf ging!).
Dass der Film manchmal als eine Art Horrorfilm oder Horrorgeschichte wirkt (erschien mir jedenfalls so, bevor ich ihn gekauft habe) kommt davon, dass die Geschichte auf einer Sagenumwobenen Insel spielt, auf der ein Fluch lastet, aber lasst Euch nicht in die Irre führen: dieser Fluch wird zwar erklärt, aber das wars dann auch schon, zweimal sieht man ein paar grün schimmernde Blasen im Meer, voila der Fluch, aber genau hinsehen, kann mitunter schnell mal übersehen werden!
4. Dieser Film ist KEINE Schnulze!
Zugegeben, wirkt bis hierher danach und ich kann nicht leugnen, dass dieses Genre (so fern man es so nennen will) einen gewissen Einfluss hatte, aber trotz einer tragischen Liebesgeschichte ist dieses Motiv NICHT das Leitmotiv dieses Films. Zudem wird hier keine knuffige "Oh Romeo, mein Romeo!" Liebesgeschichte gezeigt, sondern eher eine Freundschaft, die gleichzeitig mehr ist und sich doch erst (sehr schnell) entwickelt. Es gehört mehr zu einer Schnulze, als eine gemeinsam verbrachte Nacht zweier Liebenden, ansonsten wäre jeder Billig-Porno ne Schnulze, was NICHT heissen soll Deeply sei ein Porno, um Himmels willen, nein! Ja Silly und ihr Freund schlafen einmal miteinander, erst eine improvisierte Seehochzeit, bei der der Ehemann, als Kapitän fungiert, dann ein Schnitt und dann beide Ehegatten, die nebeneinander im Boot liegen und halt nicht mehr so viel an haben, wie vorher, aber immer noch sehr viel mehr, als die Background-Tänzerinnen in Musikvideos.
Zugegeben, diese Hochzeit und der anschliessende Tod des Ehemannes ist Schnulzig, aber das ist auch der gesammte Schnulz-Schmalz des Filmes und der ist eigentlich recht erträglich, da er noch halbwegs gut in die Story (vor allem logisch richtig) eingearbeitet ist.
Damit ist auch schon halb erklärt, warum der Film kein Melodram ist: Es sterben zwar die Liebsten der Protagonistinnen, aber das ist nur eine grössere Nebensache. Der Film hat ein Happy-End und daher ist es kein Melodram, auch wenn diese Bezeichnung dem Film am nähesten kommt.
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Nun fragt man sich: Was ist dieser Film eigentlich und warum zur Hölle soll ich ihn mir auch nach angucken?
Dieser Film ist eine Lebensgeschichte, die auf das Wichtigste reduziert ist, das das Leben einer Ausgestossenen (/'Verfluchten') auf einer 'Verfluchten' Insel bereitstellt: Ihre kurze Kindheit, ihre erste und einzige Liebe, die ihr hilft (eher überhaupt nicht, als schlecht) die geheimgehaltene Geschichte der Insel, in die sie involviert ist, aufzudecken. Dann auf einmal, zig Jahre (50 um genau zu sein) danach kommt ein junges Mädchen auf die Insel, welches ihre quasi 'Nachfolgerin' ist und ihren Leidensweg, nicht beendet, aber zumindest zu einem Abschluss bringt.
Dabei springt der Film zwischen dem Heute und den Geschehnissen der Vergangenheit hin und her, was manchmal zu kurzen Verwirrungen führen kann, aber gut gemacht ist.
Diesen Film sieht man sich an, um des Filmes wegen, es ist keine Sinnvoll investierte Zeit ihn sich anzusehen, aber es ist genausowenig vergeudete Zeit.
Ich habe ihn mir Ehrlich gesagt nur deswegen geholt, weil ich meine Kirsten Dunst-Sammlung um einen Film mehr komplettieren wollte, aber dieser Film hat mich darüber hinaus in seinen Bann gezogen, denn er hat eine gewisse Anziehungskraft, die ich bei noch keinem Film gespürt habe.
Er ist gut, soviel steht für mich fest und jeder der bis hier hin durchgehalten hat, dem möchte ich sagen: seht Euch den Film an, leiht ihn erst aus, bei einem Freund oder (eher) in der Videothek. Nicht jedem wird er zusagen, aber wem er gefällt, dem gefällt er sehr.
Deeply hat von mir neun Punkte bekommen, weil er ein grandioser Film ist, aber leider sehr eigen und nicht gerade Videoabendtauglich ist. Er ist duchaus schwere Kost, da, gerade das Ende, welches mich anfangs sehr enttäuscht hat, einen grossen Raum zur Interpretation offen lässt und nicht in das Klassische Happy-End passt, auch wenn ich dieses Ende, als eine sehr metaphorische und nahezu depressive Abwandlung des Happy-Ends sehe.
Viel Spass beim Sehen und: Organisiert euch Ruhe, lasst Euch nicht stören!