1964 hatte man mit 'Goldfinger' einen Riesen-Erfolg gelandet und die anschließende Frage war, wie man diesen noch übertreffen konnte. Goldfinger hatte das x-fache seines mäßigen Budgets von gerade einmal 4 Mio. US-$ weder eingespielt und Bond war durch Sean Connery zu einer Popfigur geworden.
Für den anschließenden Film 'Feuerball' 1965 verdoppelten die Produzenten das Budget und verpflichteten in weiteren Rollen Adolfo Celi als Bösewicht Largo, Claudine Auger als Bondgirl Domino und Luciana Paluzzi als die fiese Fiona Volpe.
Weiterhin suchte man sich als Schauplatz die wunderschönen Bahamas, wo man herrliche Unterwasseraufnahmen erzielen konnte.
Zum ersten Mal in der Bond-Reihe erleben wir die Weltvernichtungsstory mit einem Bösewicht, der mit zwei gestohlenen Atombomben zwei Großstädte auslöschen will, sofern man nicht 100 Mio. Pfund in Diamanten bezahlt. Hinter dem ganzen steckt die Terrororganisation Spectre, bereits Drahtzieher in den beiden ersten Bondfilmen, 'Dr.No' und 'Liebesgrüße aus Moskau'.
Klar, dass dich Sean Connery schnurstracks auf die Bahamas begibt und schnell Kontakt mit Largos hübscher Nichte, Domino, aufnimmt.
In Bezug auf das gesamte James-Bond-Franchise, besonders auf die frühe Entwicklung der Filme in den 60er Jahren, kann man sagen, dass 'Feuerball' der Larger-Than-Life-Bond ist. Kurz zusammengefasst sähe 'Feuerball' in etwa so aus: Rasant, humorvoll, stilvoll wie selten, Materialschlachten und Sex, die sich die Hand reichen.
Den Regieposten übernahm nach Guy Hamilton wieder Terence Young, der ob seiner eleganten Inszenierung oftmals selbst als James Bond betitelt wurde. Es war halt ein Film, der perfekt auf den Zuschauer zugeschnitten war.
Sean Connery ist auf dem Zenit seiner bondischen Spielfreude angelangt, er ist zu dem Zeitpunkt der perfekte James Bond. Alles was danach kam, konnte nur noch abwärts gehen. Connery ist ein Held. Energisch, herrlich sarkastisch und einfach unglaublich überzeugend. Die Frauen liegen ihm wieder reihenweise zu Füßen; in keinem anderen Bondfilm vernaschte James Bond so viele Mädchen. Dass diese neben dem modeln auch noch schauspielern können, verbessert die Sache noch zusätzlich. Claudine Auger macht ihre Sache nämlich richtig gut und auch das böse Gegenstück Luciana Paluzzi spielt herrlich evil und genauso verführerisch. Positiv hervorheben muss man aber ebenfalls Adolfo Celi mit seiner Augenmaske; der gleichzeitig Gentleman sein und auch übelst böse wirken kann. Er kann in den Schlüsselszenen am Ende wichtige Akzente setzen. Den Fight, den er sich mit Bond im Cockpit seines Speedbootes liefert, ist mal wieder allererste Sahne. Mit Blick auf die gesamte Reihe ist Largo auf jeden Fall ins obere Drittel der Bösewichte einzuordnen.
Desweiteren wäre mal wieder die 1A-Action zu erwähnen. Und, was mich immer wieder traurig macht und den Kopf schütteln lässt, nur für diesen James-Bond-Film ist der Oscar für die besten Spezialeffekte verliehen worden, genauer gesagt für die Szene in der Fiona Graf Lippes Wagen, der gerade Bond verfolgte, in die Luft fliegen lässt. Unglaublich, aber wahr; die Action in den James-Bond-Filmen setzte für ihre Zeit immer wieder neue Maßstäbe und ist auch in heutigen Zeiten immer noch größtenteils hand-made. Dennoch fiel es der Komission nicht mal ein, die Spektakel wenigstens für den Oscar zu nominieren geschweige denn sie damit auszuzeichnen. Wie oft hätten sie es verdient gehabt, die Bombast-Filme mit Action, die hinter der Kamera genauso real ist wie davor. Da kommt mir immer häufiger das Lachen, wenn ich mir die Action in Filmen wie 'Mission Impossible' o.ä. angucke, die natürlich auch hervorragend ist, aber nie die Klasse, Atmosphäre und den Stil der Bond-Action erreicht. 1965 wurden natürlich auch wieder Maßstäbe gesetzt, neben der oscar-prämierten Verfolgungsjagd ist vor allem der Unterwasser-Endkampf zu erwähnen, der einen hohen technischen Aufwand, ein unbeschreibliches Arsenal an Waffen, Kostümen und Spezialeffekten sowie eine perfekte Choreographie benötigte.
Anschließend kann man gleich weiterschwärmen von den genialen Unterwasseraufnahmen, an denen 1965 jeder Unterwasserflora und -faunadokumentarfilm seine helle Freude gehabt hätte. Angeblich spielen an die 25 % des Films unter Wasser, und die Reize dessen werden klasse ausgespielt. Dazu kömmen Traumstrände, vornehme Klubs, Casinos und Hotels und gezeigter Reichtum an allen Ecken und Enden. Das unter anderem macht die Eleganz des gesamten Films aus.
Nicht zu vergessen ist natürlich auch John Barry's einmal mehr imposanter Soundtrack, wer denselbigen besitzt, wird merken wie gewaltig er überhaupt ist, was man vor allem am final Track verspürt, der einen allein schon an den Sessel zurückdrückt.
Meiner Meinung nach mit Goldfinger zusammen Barry's bester 007-Score.
Tja, und nun fragt man sich vielleicht: Warum "nur" 8 von 10 Punkten?!
DIe Story, die ja - man möge es Bond verzeihen - nicht die verstrickteste Dramengeschichte aller Zeiten ist, wird über rund 125 Minuten erzählt, von denen sich 25 % unter Wasser abspielen. Dies geht auf Kosten der Spannung und des Nervenkitzels. Klar, dass auch diese Szenen schön anzusehen und -hören sind, doch der Film bewegt sich dabei nicht viel vom Fleck. Nur dem Filmfachmann und Bondfan wird die stellenweise Langeweile nichts ausmachen, da die Inszenierung auch in diesen Szenen sehr detailverliebt ist. Einschlafen wird man aber nicht, das sei versprochen. Und man wird entschädigt, spätestens am Schluss des Films.
'Feuerball' ist der Film, der den Bond-Hype auf seinen Zenit brachte und dies vollkommen zu recht. Kein anderer Film des Franchises kann soviel Stil, Flair und Coolness aufweisen, da lege ich mich einfach mal fest. Ein Connery, der James Bond IST, gigantische Action, Humor und Erotik perfektionieren in 'Feuerball' die Bondformel. Mit einem Wort: Groß, absolut groß!