„Feuerball“ ist Bond-Einsatz Nr. 4, doch nach „Goldfinger“, der den Höhepunkt der Connery-Bonds markiert, ein Rückschritt.
Dabei hat gerade der Auftakt noch richtig Schmiss, wenn Superagent James Bond (Sean Connery) einen als Frau verkleideten Superverbrecher stellt und das Ganze in einer amüsanten sowie gut durch choreographierten Prügelei endet. Nebenbei spielt „Feuerball“ auch noch mit den Zuschauererwartungen, wenn am Anfang ein Sarg mit den Initialen JB zu sehen ist, man kurz darauf aber erfährt, dass sie ausnahmsweise mal nicht für James Bond stehen.
Danach geht es für James zur Kur, wo gerade Mitarbeiter von SPECTRE (in der deutschen Synchro in Phantom umgetauft) ihren nächsten Coup, das Ersetzen eines hochrangigen Militärs durch einen Doppelgänger, durchziehen. James kommt dem natürlich auf die Schliche, darf sich mit Killern zoffen und eine Krankenpflegerin rumkriegen. Leider sind Bonds außerberufliche Eskapaden hier zu sehr ausgewalzt, so dass man darauf wartet, dass endlich der Hauptplot losgeht.
Dies geschieht dann, sobald Bond das Verbrechen zwar aufdecken kann, es aber zu spät ist: SPECTRE entwendet zwei Atomraketen. Bond folgt den jedoch den Hinweisen zu Domino (Claudine Auger), der Schwester des ersetzten Militärs, und deren Gönner Emilio Largo (Adolfo Celi), der ganz offensichtlich Dreck am Stecken hat…
„Feuerball“ hat seine Stärken und Schwächen, wobei die Action für damalige Verhältnisse einiges hermacht. Vor allem der viel zitierte Unterwasserkampf gegen Ende ist wirklich recht spektakulär, aber auch die vorhergehenden Verfolgungsjagden, Schießereien und kleinen Prügeleien sind gut anzuschauen. Mit der over the top Action späterer Bondfilme ist das Ganze natürlich nicht vergleichbar, aber doch sehenswert.
Ebenfalls schön fällt der typische Connery-Charme der Früh-Bonds auf, der auch „Feuerball“ seine Note aufdrückt. Bond wirkt hier noch sehr elegant, sehr englisch und darf seine Machoallüren noch stärker ausleben als bei Connerys Nachfolgern. Die Bond-typischen Oneliner sind hier zwar nicht im Übermaß vorhanden, doch ein paar gewitzte Dialoge und Sprüche kann das Drehbuch dann doch bieten.
Was „Feuerball“ jedoch eindeutig fehlt, das sind charismatische Figuren. Mag Connery als Bond noch Akzente setzen können, so fehlt es vor allem auf Fieslingsseite an einprägsamen Gesichtern. Wer hinter SPECTRE steckt, bleibt noch im Dunklen, und Largo hat das Charisma eines Handtaschenräubers (da war Brandauer in der gleichen Rolle im Remake „Sag niemals nie“ überzeugender). Auch die Bondgirls hier sind wenig einprägsam, zumal sie in erster Linie Staffage sind (so wie die meisten Girls in den Conneryfilmen).
Auch plottechnisch bekommt man hier nur solide Kost geliefert, aber wirkliche Hochspannung bietet das Gerangel um die gemopsten Atomwaffen nicht. Bond ermittelt, dezimiert die Killer SPECTREs, aber wirkliche Überraschungen kann die Geschichte nicht bieten. Allzu große Längen vermeidet Regisseur Terence Young zwar, doch ein paar Straffungen hätten „Feuerball“ angesichts des eher gemächlichen Erzähltempos sicher gute getan.
Schauspielerisch fällt hier natürlich mal wieder Sean Connery positiv auf, der Bond seinen typischen Charme verpasst (siehe oben). Jedoch wirkt er nicht mehr ganz so engagiert bei der Sache wie in den Vorgängerfilmen. Im Bereich der Nebendarsteller setzt sich der Makel der wenig charismatischen Rollen fort: Die meisten der Schauspieler schaffen es einfach nicht, genug Leben in die eh schon etwas blassen Rollen zu bringen. So bleibt am Ende nur Connerys Performance wirklich hängen.
„Feuerball“ ist weder ein schlechter Film noch ein missratender Bond, doch gerade im Bereich Story und Charaktere hätte es hier mehr Feintuning sein können. Da war das Remake „Sag niemals nie“ actionreicher und ausdrucksstärker, auch wenn „Feuerball“ der elegantere, charmantere der beiden Filme ist.