Auf die Apatow-Schmiede kann man sich verlassen - alle zwei Monate kommt die Komödienfirma vom Fach bei einem im Kino zu Besuch und bringt Geschenke mit, manche mißfallen, manche sind prachtvoll. Aber bemüht um gute Laune sind sie eigentlich immer.
So gehts auch der neuesten "alten" Geschichte, die mit "Get him to the Greek" neu aufgemöbelt wurde: biederer Angestellter einer Plattenfirma muß einen ausgeflippten Rockstar aus London bergen und binnen dreier Tage nach L.A. bringen, was sich natürlich als gehörig chaotische Herkulesarbeit entpuppt.
Das war schon mal da - am edelsten sicherlich in "My Favorite Year / Ein Draufgänger in New York" mit Peter O'Toole) - aber es bietet immer wieder fröhlichen Stoff aufgrund seiner berechenbaren Unberechenbarkeit.
Die Schwierigkeit der Story besteht darin, aus dem Boten keinen unfähigen Deppen zu machen und aus dem Star keiner omnipotenten Nervtöter, aber zum Glück kann sich die Apatow-Schmiede auf ein Team relativ talentierter und sehr motivierter Freunde und Kollegen verlassen, die das Boot schon schaukeln werden.
Nicholas Stoller griff bei seinem Drehbuch auf eine Figur seines letzten Films "Forgetting Sarah Marshall / Nie wieder Sex mit der Ex" zurück, dem mit enormem Frauenverbrauch gesegneten, leicht weltabwesenden und relativ durchgeknallten Aldous Snow, dargestellt von Russell Brand. Der war damals zwar nur Nebenfigur in einer mittelmäßigen Comedy-Konstruktion, blieb aber in Sachen Schrägheit lange in Erinnerung. Der sexbesessene Ayurveda-Quatsch ist zwar jetzt flöten gegangen, aber dafür baute man die Figur zum weltweiten Rockstar auf (mit munteren Bezügen zu diversen tatsächlichen Rockstars, aber ohne eine blasse Kopie eines bestimmten zu sein), der nach der Trennung von seiner Künstlergattin kreativ und moralisch den Megadurchhänger hat und nichts mehr dank Sex, Drogen und Alkohol auf die Reihe bekommt.
Als Widerpart - und das macht zu Beginn ernsthaft Sorgen - wählte man den Apatow-Dauerdarsteller Jonah Hill aus, der sich trotz seiner Körperfülle inzwischen zu einem veritablen Komödianten entwickelt hat, der einem nicht sofort auf die Nerven geht, selbst wenn er meistens mit Körperfunktionen und Körperflüssigkeiten zu kämpfen hat.
Der Plot von "Männertrip" ist deswegen auch eigentlich nicht der Rede wert, zu episodisch spult sich eine schräge oder chaotische Angelegenheit nach der anderen ab und schielt mit anderthalb Augen sowieso nur auf die Gagquote, während ein wenig Seelen- und Herzschmerz von beiden Protagonisten für die nötigen Ruhepausen sorgt. Dabei lassen Brand und Hill sich immer wieder gegenseitig Platz, niemand ist nur blöd, nur voll oder nur unkontrollierbar. Die entsprechende Hit-and-Miss-Quote muß schlußendlich jeder für sich entscheiden, die Menge an Sperma- und Kotzgags ist aber erfreulich niedrig gehalten und wie meistens, wenn es sonst im Film eigentlich stimmt, wirkt die kleine Menge an Erbrochenem und eine Szene, in der praktisch ein Mann vergewaltigt wird, eher bemüht integriert, obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre.
Erfrischend gut (für die Abgenutztheit des Themas an sich) funktionieren die Drogengags, die gleich auch noch die fiesen Neben- und Nachwirkungen mit abhandeln und die Chose nicht glorifizieren, eine Sequenz, in der gleich ein halbes Dutzend Personen albern bis ernst aufeinander losgehen (die "Furry Wall"-Sequenz), darunter der überraschend gut auf Comedy eingestellte Rapstar Sean "Puffy" Combs als Hills großspuriger, arscharroganter, aber doch kompetenter Plattenboss, ist sicherlich eines der komödiantischen Jahreshighlights, was das Timing für chaotische Situationen angeht.
Was am Ende dabei herauskommt, ist ebenso unwichtig wie klar, alle haben was gelernt und sind ein wenig schlauer geworden - und Kumpels sind sie jetzt auch noch, insofern hat der verallgemeinernde deutsche Titel auch etwas Gutes für sich: er definiert den Film ganz gut als Eskapismustrip mit testosterongelenkte Zuschauer, obwohl auch die Weiblichkeit sich sicherlich brauchbar amüsieren kann. Produziert von HIMYM-Star Jason Segel und kompetent von Stoller inszeniert verbreitet der Film überwiegend gute Laune und vermeidet, wie beim Vorgänger "Sarah Marshall"( welche übrigens, gespielt von Kristen Bell, hier ein kurzes Cameo gibt) die Beschädigung des ganzen Films durch einen weinerlich-jämmerlichen Protagonisten.
Hill mag moppelig und etwas naiv, er zeigt sich dann aber auch immer wieder patent, raffiniert und durchaus partytauglich, angereichert mit trockenem selbstironischem Witz.
Alles in allem weiß gott kein bedeutsamer Film, aber eine ordentliche und streckenweise sogar sehr gute Komödie, die einen in Stimmung bringen kann. Spaß für anderthalb Stunden, das war ja auch mal eine akzeptable Entschuldigung, überhaupt einen Film zu drehen. Existenzrechtfertigung damit erbracht. (6,5/10)