Review

1985. Eine Butterfahrt cantonesischer Touristen wird auf den Philippinen entführt. Da deren Regierung allerdings nicht wirklich was unternimmt, behilft man sich selber und bricht aus; eine Hetzjagd durch den Dschungel steht an.

Die Golden Harvest Produktion unter Leitung von Eric Tsang vertraut dabei mehr auf den zuschaueransprechenden Faktor „Dschungelaction“ als die rein emotionale Komponente, deren versuchte Einbindung auch durch mangelnde Handhabung nicht wirklich gelingt. Weder werden die Entführten genauer porträtiert noch ist die gesamte Situation abseits von einigen Greueltaten in irgendeiner Weise realitätsverbunden und ernstzunehmen, was allerdings einen gewissen Unterhaltungsgrad auf Trashniveau nicht ausschliessn soll.
Tsangs Regiearbeit ist dann auch ziemlich unfein und allein auf Fortführung der knappen Geschichte beschränkt, die Einführung der Hauptcharaktere wird in extrem rascher Katastrophenfilmanier noch vor dem Abflug der Reisegruppe durchgenommen. Dabei sind Grosseltern mit ihrem Enkel, zwei Schicksen, Ehemann einer Hochschwangeren, eine blutjunge Reiseleiterin usw. anwesend und zur ersten Anstachelung treffen auch Polizisten und Triaden auf ihrem jährlichen Urlaub zusammen und keifern sich natürlich bereits beim Abflug an.
In Manila wird man von dem Emigranten Bob [ Eric Tsang ] übernommen, wobei der folgende Ausflug schon recht absurde Züge annimmt und den Film bereits direkt ins Reich des Unrealismus steuert. Eine im Nachtclub zu Unterhaltungszwecken auf einer Bühne aufgeführten gefakten Schiesserei mag zwar noch angehen, dass man als Touristen bei der Erkundung des Landes den einheimischen Soldaten bis auf Unterhose und Gewehr sämtliche Utensilien abkaufen kann dann schon nicht mehr.

Die ersten Ungereimtheiten räumt dann allerdings eine schiefgegangene Polizeirazzia aus, der Waffendeal kommunistischer Rebellen platzt, diese schiessen sich den Weg frei und kapern als letzten Ausweg mitsamt der Touristen den Reisebus.
Man wird in den Dschungel entführt und in einem abgeschiedenen Dorf eingesperrt, jegliche Kommunikation wird dabei von den Geiselnehmern unterbrochen. Zumindest mit der Regierung setzt man sich in Verbindung, die Freilassung des bei der Razzia gefangengenommen Anführers im Austausch gegen die Reisegruppe steht allerdings nicht so wirklich auf dem Plan der politischen Machtführung. Sowieso möchte man nach Betrachtung des Filmes niemals auf seinem Asientrip entführt werden, die Regierung unternimmt bis auf das halbherzige Losschicken eines Spähhubschraubers und der letztlich tödlichen Folterung des gefangenen Kommunisten rein gar nichts. Erst wenn die Sache schon fast erledigt ist marschiert man mit einem grossen Armeeaufgebot an den Schauplatz, um dann doch noch ganze 4 Staatsfeinde ausführlich zu durchlöchern.

Die politischen Bezüge sind sowieso recht grob einstrukturiert und werden nur noch von einem offenen Handlungsstrang übertroffen, in dem durch eine schikanierende Reporterin die Familienmitglieder der Entführten für Zuschauerquoten ausgenutzt werden, besonders die Schwangere hat natürlich dran zu glauben. Die Rückgabe an China zwölf Jahre später wird öfters mit einem naiv – negativen Ton erwähnt, wo keine Reisen ins Ausland mehr möglich sind, die kommenden harten Zeiten werden sogar mit der Jetzt – Situation der Geiselnahme verglichen. Diese artet entgegen der Genfer Konvention natürlich in die genreüblichen Vorgänge Vergewaltigung und Russisch Roulette Spielchen aus, wobei als recht krasses Detail die Plünderungen und sogar zum Teil auch Erschiessungen von Kindern vorgenommen werden.
Eine wirklich bedrückende Atmosphäre wird aber aufgrund einiger Platitüden nicht erreicht, besonders das wenig nachvollziehbare Verhalten von Protagonisten und Antagonisten sorgt für geringe Glaubwürdigkeit und nicht ausgereizt grimmiger Stimmung.

Im letzten Drittel wird dann sowieso alles über den Haufen geschossen, schon die anfängliche Polizeirazzia und Flucht sorgte für die mannigfaltige Gestaltung von Shootouts und Explosionen, nach der Ruhephase im Mittelteil gehts jetzt verstärkt weiter. Im Nichts ist das Dschungeldorf von den Ausbrechenden in Schutt und Asche gelegt; die durch ihre Maßlosigkeit leicht groteske Action hat wie die Folterungen zuvor durchaus ihren hohen Gewaltpegel und fordert dann auch noch einige Sympathieträger. Was die Liebesgeschichte dazwischen soll, die Zwillinge als Comic Relief und warum ausgerechnet die Oma den Bus kurzschliessen muss, soll am besten Drehbuchautor Nam Yin beantworten, der schon stringentere Werke geschrieben hat. Aber vielleicht liegts auch an Regisseur und Darsteller Tsang, der die Kurve zwischen einem Reisser und einem unfreiwillig lächerlichen Werk mehrmals nicht schafft.
Wer mit den erzählerischen Freiheiten [ = Unzulänglichkeiten ] des HK Kinos leben kann, wird durchaus seine Freude an dem kurzweiligen Werk finden, der Rest wird zumindest manchmal mit Over the Top Action befriedigt. Das es weitaus schlimmer geht zeigte kurz drauf Pink Bomb [ 1993 ]; trotzdem hätte man mehr daraus machen können.

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