Review
von Leimbacher-Mario
Als man Malick noch verstand
"Badlands" ist das Regiedebüt des quantitativ zurückhaltenden Meisters Terrence Malick aus dem Jahr 1973 und sein für mich zugänglichstes Werk. Vieles was später kam war noch epischer & vielleicht auch besser - aber sicher auch sperriger & verkopfter. Von den ganz neuen, ziemlich müden Anti-Glanzleistungen mal ganz abgesehen. Die Geschichte um ein Pärchen, das mordend & flüchtend durch die dürren Staaten der USA zieht, ist ein tolle Kombination aus Crime-Ballade, Liebesgeschichte & stylischem Malick.
Auch wenn "Badlands" weder klassische Gangster-Story, geschweige denn Hollywood ist, noch so bedeutungsschwanger & schwermütig wie der einzigartige Malick später, funktioniert diese Kombination äußerst gut. Der Film ist extrem atmosphärisch & gerade für den sonst oft ausufernden Regisseur erfreulich kurz & prägnant. Und das ohne seinen tiefen Sinn & melancholischen Ton zu verlieren. Es sind schon mehr als nur Ansätze des atemberaubenden Können des Wunderkindes zu sehen. Die staubtrockenen Wüsten werden wundervoll eingefangen, sie sind fast spürbar, dafür braucht der Film nicht viele Worte oder Szenen. Auch die Kritik an der amerikanischen Gesellschaft, dessen Umgang mit Waffen oder Kriegen, ist unübersehbar. Die zwei Hauptdarsteller Sheen & Spacek bilden ein Duo infernale, irgendwo zwischen unschuldig, verliebt, naiv & zu tiefst erschreckend & beunruhigend.
Wie auch später, könnten Malicks Grundthemen kaum größer sein: Liebe, Tod, (Un-)Schuld. So heiß wie die Wüste manchmal funkelt, so kalt agiert das Pärchen. Ein ungeheures Spiel der Gegensätze & insgesamt, sicher nicht schlechter als "Bonnie & Clyde" im vorangegangen Jahrzehnt. Eher noch wesentlich hübscher & tiefer schürfend. Und das Ende... wow, wie kann man etwas so Emotionales & Endgültiges, so sachlich & nüchtern widerspiegeln. Wenn das eine Seite des amerikanischen Traumes & Spiegelbildes ist - kein Wunder warum die halbe Welt diese Nation nicht leiden kann.
Fazit: ein Debüt, wie es kaum ein Anderer zaubern konnte! Einmalige Symbiose aus Bonnie & Clyde und... einfach Terrence Malick!