Zumindest in meiner Bubble wurde Malignant von James Wan ein Stück weit als neuartiger Giallo-Streifen angepriesen und das zumindest stimmt nicht wirklich. Aber fangen wir mal von vorne an.
Ich ging ohne wirkliches Vorwissen an den Film heran, aber selbstredend verbindet man mit dem Namen James Wan eine gewisse Erwartung, denn vom ersten SAW, über CONJURING oder auch DEATH SENTENCE zum Beispiel lieferte in den meisten Fällen ordentlich ab.
Nach der Eröffnungssequenz von MALIGNANT war ich dann erst mal etwas skeptisch, denn hier passt erst mal nicht viel. Die Darsteller haben ziemliches B-Movie-Charme und das Ganze wirkt irgendwie auch vom Look her ziemlich billig. Nach wenigen Minuten endet dann der wenig glaubwürdige Auftakt und wir beginnen mit dem eigentlichen Film. Ich bin kein Freund von diesen neumodischen Eröffnungssequenzen, die dem Film mehr schaden, als dass sie etwas beizutragen haben. Auch hier wird unnötig viel vorab verraten, was im späteren Film einfach etwas vorweg nimmt.
Dann aber wandelt sich MALIGNANT langsam und wir bekommen tatsächlich glaubwürdige Charaktere serviert und vorgestellt. Dabei lässt Malignant sich aber nicht mehr Zeit als unbedingt nötig. Genrell fährt der Film ein beachtlich hohes Tempo. Für einen Horrorfilm ist er mit 110 Minuten nicht gerade kurz, aber es passiert wirklich ständig etwas. Langeweile kommt keine auf.
Mit zunehmender Laufzeit geht es auch immer blutiger zur Sache. Hier kommen zwar auch reichlich CGIs zum Einsatz, aber die gehen zumindest soweit in Ordnung, dass man es nicht auf den ersten Blick wahrnimmt. Allgemein bewegt der Härtegrad sich, insbesondere für einen FSK 16-Film, auf einem recht hohen Niveau. Zerstochene Gesichter, abgetrennte Körperteile, zermatschte Köpfe....es geht schon Einiges.
Dabei zeigt James Wan immer wieder kleine filmische Verbeugungen (Joey, Friedhof der Kuscheltiere) und ja es wird mit Lederhandschuhen getötet, was aber dann auch der einzige Wesenszug eines typischen Giallos ist. Auch zu Seattle hat Mr Wan offenbar einen musikalischen Bezug, wenn bei der Stadtführung über Pearl Jam gesprochen wird oder ein wiederkehrendes Thema immer wieder deutlich an "Where is my mind?" von den Pixies erinnert.
Malignant gehört zu den wenigen Horrorfilmen, die im Verlauf immer besser werden. Gerade wenn man denkt, hier wird auch nur Kill an Kill gereiht, gibt es ein paar interessante Wendungen. Nichts, was jetzt so komplett aus den Latschen haut, aber genug um einen interessiert bei der Stange zu halten. Die Kamera liefert eine tolle Arbeit und der Sound ist toll. Wen gleich ich selten meine Anlage so laut drehen musste...die (deutsche) Abmischung ist von der Grundlautstärke wahnsinnig leise. Ich hab das mal über den normalen TV-Ton getestet und wo ich normal einen Film bei Lautstärke 25-30 sehr gut verstehen kann, musste ich bei Malignant gar bis auf 80 hoch.
Fazit: Malignant ist ein ganz typischer James Wan-Film mit viel Wiedererkennungswert zwischen SAW, Insidious und Conjuring. Der Film macht Spaß, ist ausreichend brutal und flott erzählt. Sieht man über die unnötige Auftaktszene hinweg und ein paar genreüblichen Übertreibungen, dann wird man sehr gut unterhalten. 7/10