Greg Heffley (Zachary Gordon) steht kurz vor Beginn der Middle School und fühlt sich trotz seiner etwa 10 Jahre schon mächtig erwachsen. So erwachsen, dass er es kaum ertragen kann zwischen all den nasenbohrenden Kindern sitzen zu müssen. Greg weiß Bescheid, man muß cool und beliebt sein um an der Schule wirklich etwas darzustellen.
Da die ganzen Kids aber nicht von alleine erkennen wie überlegen ihnen Greg ist, bleibt diesem nichts anderes übrig als sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Sei es beim Wrestling, im Schul-Chor oder auch als Schüler-Lotse – alles geht schief! Und als dann auch noch sein moppeliger Freund Rowley (Robert Capron), der ansonsten ganz unten auf der Beliebtheits-Skala steht, an ihm vorbeizieht gerät Greg`s Weltbild ins wanken....
Filme wie diesen meide ich eigentlich wie der Teufel das Weihwasser, gefangen an Bord einer Boeing 747 und 11 Flugstunden von daheim entfernt, ist man aber nahezu mit allem zufrieden, was einem die trüben Gedanken während der Heimreise aus dem Urlaub etwas zu zerstreuen hilft. Normalerweise genügen wenige Minuten des ersten Bord-Spielfilms und ich ratze einfach weg, der Heimat entgegen. Im Falle von „Diary Of A Wimpy Kid“ jedoch nicht!
Schon von Anfang an lebt der Streifen von einem ordentlichen Tempo, einer entspannten Atmosphäre und ordentlich bis guten Gags, die sich mal ausnahmsweise nicht um pubertierende Jugendliche und ihre Sex-Probleme/Pannen drehen. Speziell Greg`s aus dem Off vorgetragenen Weisheiten sorgen permanent für ein schmunzeln im Gesicht. Hört man doch dieselben unumstösslichen Weisheiten der Jugend, die man selbst als Kind geglaubt hat und die sich alle später als Irrtum entpuppt haben.
Zwangsläufig kommt dann irgendwann für Greg das Erwachen aus seinem Irrglauben, welches zwar nicht ganz so aufgesetzt und eingeplant wirkt wie in vielen anderen US-Spielfilmen, dass aber mal wieder nicht fehlen darf. Ja, Ja, ...der moralische Zeigefinger!
Vielleicht ist es auch ganz gut so, denn ohne diesen Turn würde der Streifen schon ein bisschen wie eine Nummern-Revue ohne wirkliche Linie wirken. Da der Film aber insgesamt recht kurzweilig und unterhaltsam ist fiel mir dies erst nach über einer Stunde Spielzeit auf, weshalb die Wendung im letzten Drittel dann auch genau zur rechten Zeit kam.
Man kann wirklich sagen, dass es Regisseur Thor Freudenthal in Zusammenarbeit mit den vier (!) Drehbuchautoren geschafft hat eine Kinder-Komödie zu drehen, die Erwachsene ebenfalls unterhält, wenn auch auf einer anderen Schiene als die Kids.
Auch bedingt durch die ordentlichen Leistungen der Jung-Darsteller kam dabei ein Film zustande, der durchaus etwas aus dem nahezu unüberschaubaren Mittelmaß und Schrott, der Jahr für Jahr unsere Kinos und Videotheken überflutet, heraussticht.
Eigentlich wollte ich dem Film eine etwas höhere Bewertung zuteil werden lassen, aber irgendwie hatte ich auch hier den Eindruck, dass da mehr drin gewesen wäre. Damit meine ich, man hatte den Anschein, dass irgendwas fehlt oder gewisse Möglichkeiten nicht ausgenutzt wurden. Eine davon wäre z.B. gewesen die Erwachsenen, also Greg´s Eltern, in entlarvender Weise mehr einzubeziehen. Das insgesamt immer wieder aufblitzende satirische Potenzial wurde halt leider nicht ernsthaft ausgenutzt.
Fazit: „Diary Of A Wimpy Kid“ ist ein lockerer und unterhaltsamer Film geworden, der auf Grund seiner Machart und seines Tempos über einige dramaturgische Schwächen hinwegsehen lässt, jedoch sein Potenzial leider nicht vollkommen ausschöpft. (6,5 von 10 Punkten)