Review

Eine frische Mischung ist "Red Hill" sollte man meinen, sofern man den Plot allein auf dem Papier studiert: eine australische Kleinstadt in den Bergen, ein ausgebrochener Gewalttäter auf Rachefeldzug, ein junger Stadtpolizist in der Einöde und eine schicksalhafte Tragödie, die lange zurück liegt, das alles sind Elemente, die auf eine wilde Mischung aus Copfilm, Slasher-Movie und Westernmotiven hinweisen.
Aber so roh und ungewöhnlich die Geschichte auch wirken soll, weder wirkt sie sonderlich australisch, noch kann man sie als gelungen umgesetzt einordnen.

Patrick Hughes übernimmt sich mit seinem selbstgeschriebenen Langfilmdebüt als Regisseur und Produzent leider um einiges, auch wenn gewisse Elemente durchaus für Qualität bürgen. Der Plot ist klassisches Westernmaterial von dem Verbrecher, der sich gnadenlos durch die Einwohner einer Kleinstadt killt, um sich für ein an ihm begangenes Unrecht zu rächen, aber damit rollt der Treck noch lange nicht flüssig durch die ländliche Abgeschiedenheit. Mal kein Outback, keine Sümpfe, dafür eine eher amerikanisch anmutende Gegend, in der sich grimmige, launische, aber nicht dumme Landbewohner aufhalten, eigentlich eine perfekte Kulisse für eine atmosphärische Killerjagd. Doch nach der eher ruhigen Einführung, die sowohl drohendes Unheil ankündigt, wie auch den jungen Shane Cooper (mit hochschwangerer Frau) als typische Identifikationsfigur anlegt, kommt Hughes Film niemals richtig in Gang.
Sicherlich, die Figuren sind grimmig und der mörderische Aboriginee-Delinquent Jimmy Conway legt mit seinem verbrannten Gesicht und seiner wortkargen Erscheinung (er sagt gerade mal einen Satz im Film) noch eine Schippe drauf, aber der Plot gerät immer wieder in den Leerlauf, in der weitläufigen Naturlandschaft ist es mit der gedrängten Atmosphäre einer bedrohten Kleingemeinde leider Essig.
Zwar kommt es immer wieder zu leidlich spannenden Angriffs- und Verteidigungsszenarios und gemessen an den leider wenig talentierten Gegenwehrversuchen der Einwohner zu regelmäßigen Todesszenen (teils sichtbar gewalttätig, teils off-screen), dazwischen laufen sich die Figuren jedoch stets und ständig tot.
Allein der junge, wenn auch nicht unerfahrene Cooper - der als klischeehafteste Hypothek auch noch versehentlich einen Teenager erschossen hat und deshalb traumatisiert nicht abdrücken kann - reitet, fährt und läuft ständig in der Gegend herum, läuft Conway vor die Flinte und kommt immer wieder knapp davon, um dann jedoch wieder am äußersten Punkt der Peripherie der Stadt anfangen zu müssen und alle Orte abzuklappern, an denen er schon war. Es spielt sich, als würde man in einem PC-Game ausscheiden und müsse den Level ständig neu beginnen.

Dann kommt dramaturgisch erschwerend hinzu, daß man schon bald ahnt, daß hier keine unmenschliche Härte mit fast übernatürlicher Wut gegen die Stadtbewohner anstürmt, sondern daß hinter der gezielten Attacke ein Racheplan einer gequälten Seele steht, die an ganz speziellen Einwohnern interessiert ist und sobald dies Gewißheit wird, ist es Killen-nach-Zahlen, ein weithin absehbarer Bodycount, der keine Gewinner kennen wird und der Cooper sein Trauma schließlich überwinden lassen wird - nur wird die Stadt dann wesentlich leerer sein.
Technisch sauber produziert und mit einigen spannenden Sequenzen gesegnet, mangelt es aber stark an einem durchgängigen Spannungsbogen und an einer dramatischen Zuspitzung auf engerem Raum, die Spielorte liegen meist viel zu weit auseinander und die fünfte oder sechste Wiederholung der Mann-gegen-Mann-Situation wird schnell langweilig, wenn vor allem die Hauptfigur letztendlich wegen seiner Anlagen bis zum Showdown enorm ineffektiv und passiv daherkommen muß.

So wird "Red Hill" selbst bei kurzer Lauflänge und schönen Bildern zu schnell zu vorhersehbar und schleppt sich durch die Szenenfolge, deren Ende man bald schon erahnen kann; dennoch braucht das Skript 70 Filmminuten, um dann in einer Rückblende das durchzuexerzieren, was sowieso schon gen Himmel stinkt.
Es gibt natürlich schlimmere Debüts und die solide Produktion verhindert allein den totalen Rohrkrepierer, aber außer der ungewöhnlichen Anlage vergibt Hughes mehr visuelle und narrative Chancen, als daß er sie für Spannung und Suspense nutzen kann. Ein Thriller, der nicht thrillt, killt eben dann doch nur. Notfalls das Interesse des Zuschauers. (4/10)

Details
Ähnliche Filme