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2010 war das Jahr, in dem Paare gemeinsam mehr oder weniger actionreiche Krimi- und Thrillerplots bestehen mussten: „Der Kautions-Cop“, „Knight and Day“, „Kiss & Kill“ und „Date Night“ nahmen sich alle dieses Themas an.
Hier geht es um die Fosters, Phil (Steve Carell) und Claire (Tina Fey), in deren Ehe- und Familienleben sich böse Routine eingeschlichen hat. In langweiligen Jobs als Steuerberater und Maklerin arbeiten sie, jeder Handgriff im Eigenheim und bei der Versorgung der zwei Kinder ist Routine und selbst die wöchentliche Date Night ist zum eingefahrenen Ritual geworden: Während stets die gleiche Babysitterin auf die Kids aufpasst, geht man stets in das gleiche Lokal, um dort stets Lachs und Kartoffelecken zu essen und stets früh zurück zu sein – Sex fällt danach oft aus. Das ist einerseits lustig, aber trotz seiner Übertreibung auch realistisch geerdet, denn die Probleme der bösen Routine treffen Paare oft genug in der Realität.
Das Ausmaß der Misere wird den Fosters bei einem Besuch bei einem befreundeten Ehepaar bewusst: Brad (Mark Ruffalo) und Haley (Kristen Wiig) sind getrennt, leben nur noch der Kinder wegen zusammen und bereiten sich bereits darauf vor es dem Nachwuchs zu sagen. Und sie sind glücklich damit, da sie zuvor noch die besten WG-Partner, aber kein Paar mehr waren, was bei den Fosters den Entschluss aufkommen lässt mit der Routine zu brechen: Also besteht Phil bei der nächsten Date Night darauf nach New York City zu fahren und dort in einem angesagten Fischrestaurant zu speisen, wo sich „Date Night“ amüsant die Marotten der Hippen und Angesagten lustig macht.

Da die beiden ohne Reservierung im überfüllten Restaurant keinen Tisch bekommen, reklamiert Phil dreist den Tisch eines nicht aufgetauchten Paares für sich und Claire. Dummerweise handelt es sich hierbei jedoch um zwei Gauner, die Stress mit den Killern Armstrong (Jimmi Simpson) und Collins (Common) haben. Denen können Claire und Phil zwar vorerst entkommen, werden aber durch die Nacht gejagt…
Wenn „Date Night“ über ein Pfund verfügt, mit dem er wuchern kann, dann sind das seine beiden Hauptdarsteller: Steve Carell spielt zwar zum wiederholten Mal den überforderten Waschlappen mit Durchsetzungsvermögen im richtigen Moment und Tina Fey die etwas genervte Powerfrau, aber die beiden haben Chemie und überzeugen mit komödiantischen Timing, auch wenn das Script sie öfter im Stich lässt. Daneben sind Jimmi Simpson und Common sowie die spätere „Person of Interest“-Polizistin Taraj P. Henson (auch hier als Cop) als präsenteste Nebendarsteller leider auf wenig prägnante Standardrollen festgelegt, während andere prominente Gaststars zwar nur in ein oder zwei Szenen auftauchen, in denen aber richtig Akzente setzen. Hierzu gehören William Fichtner als Staatsanwalt, Ray Liotta in seiner Paraderolle als Gangster, Jon Bernthal und Ari Graynor als Kunden Phils, Mark Ruffalo und Kristen Wiig als die erwähnten Freunde sowie Mila Kunis und James Franco als White-Trash-Paar. Das größte Highlight ist aber Mark Wahlberg als ständig shirtloser Sicherheitsexperte, der sein eigenes Model- und Actionheldenimage saulustig parodiert und sein Talent für Komödie beweist, während Gal Gadot als seine Gespielin kurz vorbeischaut.
Mit dieser Besetzung kann das Script leider nicht mithalten. Claire und Phil werden durch die Nacht gehetzt und jagen ihrerseits einem USB-Stick danach, der auch nur ein besserer MacGuffin ist und die egale Hintergrundgeschichte am Laufen halten soll. Jede Wende, gerade was das Doppelleben einiger Figuren angeht, geht dem Zuschauer am Hintern vorbei, die Auflösung des Krimiplots ist reichlich banal und selten bangt man wirklich um eine der Figuren, da „Date Night“ trotz aller Todesdrohungen von Seiten der Schurken durch und durch harmlos bleibt.

Harmlos sind auch die Konfrontationen mit den Schurken, die „Date Night“ – im Gegensatz zu so mancher Konkurrenz in seinem Herstellungsjahr – für große Actioneinlagen nutzt. Einzig und allein eine etwas längere Autojagd sticht heraus, die sich aber vielmehr um eine Slapstickeinlage dreht, in die Fosters versuchen ihr Fluchtauto von einem Taxi zu lösen, in das es sich verkeilt hat. Das wird leider quälend lange und viel hysterischem Geschrei begleitet ausgewalzt, wodurch nicht nur die Schauwerte gemindert, sondern auch des Zuschauers Nerven strapaziert werden – eine fast schon symptomatische Szene für den Film.
Denn immer wieder werden an sich witzige Momente durch zu langes Auswalzen zu eher quälenden Angelegenheiten, so sehr die Hauptdarsteller sich auch mühen. Und die beiden haben ihre Momente, etwa wenn sie zwei High-Society-Schnösel nachmachen um an eine Telefonnummer zu kommen, Phil beim Anblick einer schräg gehaltenen Waffe in Panik ausbricht, dass man nun zum Killshot ansetze oder die beiden als Stripper verkleidet eine Tanznummer an der Stange hinlegen müssen. Auch manches davon wird etwas sehr in die Länge gezogen, aber in diesen Szenen merkt man das Potential von „Date Night“.

Doch egal wie viel Schaulaufen der Stars bei den Cameos angesagt sind, egal wie viel Chemie die Hauptdarsteller haben und egal wie gelungen der Film manchmal Probleme des Alltags anspricht – „Date Night“ bleibt eine etwas zahnlose Komödie, deren (Running) Gags oft zu sehr überstrapaziert und ausgewalzt werden um noch wirklich witzig zu sein. Nett, aber auch mit einigem verschenkten Potential.

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