Braten in der Röhre
Jennifer Lopez ist nach ihrer Babypause wieder zurück auf der Leinwand und müht sich erneut durch ihr Lieblingsmetier: Die Romantische Komödie. Der biedere Schwangerschaftsklamauk „The Back-Up Plan" ist aber leider weder lustig noch romantisch, versteckt aber einige Lebensweisheiten zwischen den Zeilen, die Eva Hermann erfreuen dürften.
Immerhin kann man nicht behaupten, man sei nicht von Beginn an gewarnt worden: Alan Pouls „The Back-Up Plan" beginnt mit scheußlichen Cartoon-Opening Credits, in der Pärchen mit ihren Weingläsern anstoßen, woraufhin diese sich in Babyflaschen verwandeln, Taxis als Quietscheentchen vorfahren und der Exhibitionist in der Seitenstraße sich als freundlicher Babywaren-Verkäufer entpuppt, alles präsentiert mit kitschigem Streicher-Pomp und in jenem Doris Day-meets-101 Dalmatiner-Zeichenstil, der in Komödien immer gerne verwendet wird, wenn es zurück in die biedere Heimeligkeit der 50er Jahre geht. Zumindest geistig reist auch „The Back-Up Plan" in diese Zeit zurück, als die starken Männer noch das Geld nach Hause gebracht haben, während sich die Frauen bereitwillig und glücklich an den Herd stellten und die Kinder bekamen. Das ganz und gar unromantische Jennifer Lopez-Vehikel versucht dabei verzweifelt, sich mit einigen albernen Slapstick-Situationen und ein paar Fäkal-Ausdrücken ein zeitgenössisches Deckmäntelchen umzubinden, bleibt aber dennoch ein Schlag ins Gesicht jeder halbwegs emanzipierten Frau.
Bevor es allerdings so weit ist und sich die Protagonisten in die ihnen von Gott gegebenen Rollenbilder fügen können, müssen sie erst von der Liebe auf den Pfad der Tugend zurück geführt werden, von dem sie aufgrund von Banalitäten wie Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit fahrlässig abgekommen sind. Zoe (Jennifer Lopez) hatte etwa nach einigen gescheiterten Beziehungen die fixe Idee, einfach ganz auf Männer zu verzichten und sich ihren Kinderwunsch durch künstliche Befruchtung im Alleingang zu erfüllen. Dass die New Yorkerin aber tatsächlich das Kind alleine bekommt und groß zieht, ist niemals eine Option in „The Back-Up Plan", schließlich ist sie keine jener verbitterten, feministischen Freaks, die der Film in einer Selbsthilfegruppe für alleinerziehende Mütter hemmungslos vorführt. Auch erwerbstätige Mütter scheinen in der Welt von „The Back-Up Plan" eine völlig unzumutbare Anomalie zu sein. Zwar beklagt sich Zoes Partner Stan, den sie kurz nach ihrer Befruchtung kennen lernt, am laufenden Band über die finanzielle Belastung, die ein Kind mit sich bringt und die er angeblich zu tragen hat, dass Zoe aber die Besitzerin und Geschäftsführerin einer Tierhandlung ist und somit finanzielle Unterstützung mit in die Beziehung bringt, wird einfach nicht mehr erwähnt, sobald ihre Schwangerschaft bestätigt ist.
Stan (Alex O'Loughlin) hingegen - als RomCom-Archetyp im stopelbärtigen Adonis-Look, der oft genug sein Hemd ausziehen darf und eine Produktion für Ziegenkäse betreibt - hat noch ganz andere Probleme. Als Schul-Abbrecher und gescheiterter Unternehmer, der nun lässig in den Tag hinein lebt, fühlt er sich von der plötzlichen Verantwortung, die Zoes Schwangerschaft mit sich bringt, maßlos überfordert und muss sich nun langsam in seine Rolle als Vater für 2 fremde Zwillinge einfinden. Das sind an sich begründete Konfliktherde, für die sich „The Back-Up Plan" aber nicht weiter interessiert. Statt eine realistische und dramatische Note in den Film Einzug halten zu lassen und die Themen, die die zugrunde liegende Prämisse aufwirft, ernsthaft auszudiskutieren, greift Pouls RomCom auf den unendlichen Fundus abgeschmackter Genre-Konventionen zurück, die besagen, dass sich die Protagonisten mindestens ein Dutzend mal auf banale Weise trennen müssen, um ebenso banal wie reibungslos wieder zusammen finden zu können und alle Probleme mit der Kraft der Liebe allein in Windeseile zu lösen - untermalt von fürchterlichen Popsongs und den ergriffendsten Gesichtsausdrücken, die sich die Darsteller abringen können.
Der Rest wird aufgefüllt mit situationskomischem Unsinn und Sidekicks aus dem Backkatalog der RomCom-Laboratorien, von brennenden Tischdecken, über vorzeitige Orgasmen, bis hin zu Hunden in Rollstühlen, die Schwangerschaftstests fressen. Das ist nie lustig und noch seltener originell, aber eine Wassergeburt, die eher an einen rituellen Exorzismus aus einem Horrorfilm erinnert, versprüht immerhin einen subversiven Charme. Schwangere weiß „The Back-Up Plan" ohnehin selten in einem positiven Licht zu präsentieren. Unter Hysterie und abstrusen Stimmungsschwankungen leidend fressen sie wie die Schweine; die Lopez gibt den Männeralptraum, der die Sterilisationsrate in die Höhe schnellen lassen dürfte.
Dabei müsste sie es eigentlich besser wissen, hat sie doch selbst vor Kurzem ein Zwillingspärchen zur Welt gebracht. Ob sie ihre Schwangerschaft wohl auch so erlebt hat? Schöne Menschen mit spektakulären Lebensläufen und keinem sinnvollen Gedanken in ihren hohlen Köpfen, verbrachten 9 Monate damit, keinen einzigen Satz von Belang zu formulieren? Welchen Typ Mensch Lopez und die Macher auch immer hier darstellen wollten, ein in diesem Universum Existierender ist es jedenfalls nicht.