Review

1. DIE AUSGANGSSITUATION:

Was lag näher, als Jennifer Lopez genau das nachspielen zu lassen, was sie in den letzten Jahren vom Schauspielen abgehalten hatte ? - Vor zwei Jahren hatte sie Zwillinge bekommen und wie jede werdende Mutter dabei eine Menge Erfahrungen gesammelt. Da das Publikum nicht nur aus Müttern und Vätern bestehen würde, galt es die gemachten Erfahrungen in einen Kontext zu bringen, der beiden Seiten gerecht werden würde. Die große Freude an den Kindern sollte zwar betont werden, aber auch die alltäglichen Schwierigkeiten nicht zu kurz kommen. Genauso galt es die Belastungen in der Partnerschaft, aber auch die eigenen psychischen Befindlichkeiten miteinzubeziehen, selbstverständlich auch besserwisserische Mitschwangere, Ärzte, finanzielle Überlegungen, Zukunftsängste usw...


2. DIE IDEE:

Trotz dieser vielfältigen realen Bezüge lag den Machern um Autorin Kate Angelo und Regisseur Alan Poul nichts ferner, als daraus einen ernsthaften, gar lehrreichen Film zu machen. Im Gegenteil sollten die Schwierigkeiten, aber auch glücksbringenden Momente in eine lustige Geschichte eingebettet werden, die sich an klassischen Plots des romantischen Kinos orientiert. Bekanntlich leben diese Genre - Filme von Eifersucht, falschen Verdächtigungen oder schlichten Verwechslungen, die es dem verliebten Paar - trotz ihrer offensichtlichen und nicht in Frage zu stellenden Zusammengehörigkeit - etwa 90 Filmminuten lang schwer machen, zueinander zu finden.

Das kam hier aber nicht in Frage, da die Protagonistin möglichst schnell schwanger werden musste, ohne dabei als unverantwortliche Schlampe gelten zu dürfen - Nebenbuhler waren damit ebenso ausgeschlossen, wie ungeschützter Sex mit dem neuen Freund. Daraus entstand die in ihrer Schlichtheit geniale Idee, die Protagonistin schwanger werden zu lassen, bevor der neue Freund aufs Tableau tritt. Nur waren damit noch nicht alle Probleme gelöst, denn zum Einen hätte es als unanständig gegolten, dem frischen Geliebten nichts vom eigenen körperlichen Zustand zu verraten, zum Anderen musste ja noch ein Erzeuger her, der kein schlechtes Licht auf die werdende Mutter fallen lassen durfte.


3. DER PLOT:

Diese Vorgaben meistert der Plot auf geradezu atemberaubende Weise, in dem er punktgenau jeden negativen Eindruck beim Publikum umschifft. Zoe (Jennifer Lopez) ist zwar sehr attraktiv, hat aber seit Jahren keinen passenden Mann kennengelernt, weshalb sie sich dazu entschlossen hat, sich per Samenspender künstlich befruchten zu lassen. Diese Phase ihres Lebens spart der Film zwar komplett aus, aber an ihrer Ernsthaftigkeit, ihren Kinderwunsch in die Tat umzusetzen, lässt er keinen Zweifel, denn nicht einmal ihre beste Freundin Mona (Michaela Watkins) kann sie davon abhalten, obwohl ihr dabei ihre vier Kinder auf der Nase herumspringen. Natürlich sollte man Monas Bedenken nicht zu ernst nehmen, denn deren Warnung vor dem Kinderkriegen entspringt der üblichen augenzwinkernden Problembetonung, die nur schwer kaschieren kann, dass es für eine Frau in Wirklichkeit nichts Schöneres gibt.

Trotz dieser hehren Intentionen, könnte die Tatsache, dass eine gesunde, schöne Frau Kinder ohne den dazugehörigen Mann bekommen will, einen klitzekleinen Schatten auf ihren Charakter werfen. Dem begegnet "Plan B" mit einem raffinierten Trick - Zoe wird unmittelbar nach der künstlichen Befruchtung Mitglied in dem skurrilen Club "Single - Mütter mit Stolz". Sämtliche dort versammelte Frauen sind auf ähnliche Weise schwanger geworden oder wurden nach der Zeugung verlassen, was angesichts der unattraktiven und verhaltensauffälligen Schar, die einer Mischung aus alternativen Heilmethoden und Esoterik anhängt, nicht überrascht. Doch nicht nur, dass sich Zoe von diesen wohltuend abhebt, noch genialer ist die Tatsache, dass sie dort schon Mitglied wird, ohne zu wissen, ob sie überhaupt schwanger wird. Auch die anderen Frauen wundern sich über diesen Fakt, verfolgen ihn aber nicht weiter.

Sie können ja nicht wissen, dass die Konstruktion des Plots genauestens abgestimmt ist, um eventuellen Missverständnissen in der Beurteilung der Hauptfigur zuvor zu kommen. Denn nicht nur das Zoe - unmittelbar nachdem sie künstlich befruchtet wurde - das erste Mal auf Stan (Alex O'Loughlin) trifft, als sie gleichzeitig das selbe Taxi nehmen wollen, auch ihr erster Besuch des exclusiven Schwangeren-Clubs schliesst direkt daran an. Es wäre auch nur schwer zu vermitteln gewesen, warum Zoe noch Mitglied dieser Gemeinschaft geworden wäre, nachdem sie tatsächlich von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, denn zu diesem Zeitpunkt war sie schon mit Stan zusammen. Doch dann hätte man weder den eklatanten Unterschied zu der vernünftigen, attraktiven Mutter Zoe herausarbeiten können, noch hätte man - immer begleitet vom nachsichtigen Lächeln der Hauptfigur - eine Randgruppe zur Verfügung gehabt, über deren Nervigkeit ein hoher Grad an Einigkeit unter dem Publikum zu erreichen gewesen wäre.

Die Entwicklung der Beziehung mit Stan erfährt ein ähnliches Feintuning. Dass sie ihn vor der Arztpraxis das erste Mal trifft, ist nur konsequent, denn damit haben sie möglichst viel Zeit sich kennenzulernen, bevor sie von ihrer Schwangerschaft erfährt. Trotzdem zeigen sich hier erstmals Grenzen in der Plotentwicklung, denn jede Nuance kann nicht durch das Drehbuch konstruiert werden - in der kommenden Phase kommt es auch auf die schauspielerischen Leistungen an. Jennifer Lopez muss den Zustand der Ungewissheit transportieren, was sie erheblich überfordert.

Einerseits darf sie Stans Werben nicht zu schnell nachgeben, da das der Anstand einer Frau verbietet, die gerade allein eine Familie gründen will, andererseits weiß sie ja nicht, ob sie schwanger wird, weshalb sie die Gelegenheit, einen solchen Mann zu bekommen auch nicht verpassen will. Statt Erotik oder Romantik kommen dabei leider nur Plakativitäten heraus. Zwischendurch bereut sie schon mal, dass sie sich für die künstliche Befruchtung entschieden hatte, dann kommt ihr ihr Hund zu Hilfe, der ausgerechnet in dem Moment auf dem Schwangerschaftstest herumkaut, bevor sie zu Stan auf dessen Farm fährt. Dort kommt es zum ersten Beischlaf und Zoe ist fein heraus, dass sie ihm nichts vor dem ersten Sex darüber erzählte. Sie wusste es ja nicht und als sie es Stan dann doch erzählt - immer noch ohne es genau zu wissen - ist dieser zwar zuerst konsterniert, verzeiht ihr später aber und will sich mit ihr auf die Schwangerschaft vorbereiten. Die eigentliche Geschichte beginnt...


4. DIE SCHWANGERSCHAFT:

Wer jetzt annimmt, der lustige Teil des Films wäre vorbei, und die ernsthaften Probleme einer Schwangerschaft bestimmen den Film, hat recht und unrecht zugleich. Zwar sind die anfänglichen Verwicklungen zwischen Stan und Zoe geklärt, aber der arme Stan wird von dem größtmöglichen Schicksalsschlag getroffen, der einen anständigen Mann treffen kann. Er muss zwar alles mitmachen, was Schwangerschaften so an sich haben, durfte aber seine eigenen Gene dabei nicht verstreuen. Aus dieser Konstellation heraus entsteht ein Spannungsfeld, dass immer offen lässt, ob Stan die Zumutungen alle erträgt oder doch noch das Weite sucht.

"Plan B" bleibt bei der Gestaltung dieser Phase seiner Unentschiedenheit treu, weshalb er weder komisch noch ernsthaft ist. Einerseits wird kräftig übertrieben, wenn etwa der treusorgende Vater auf dem Spielplatz Scheisse unbekannter Herkunft in der Hand seines Kindes findet, oder Stan gleich als Pädophilen verdächtigt, weil dieser die Hände in den Hosentaschen hat, andererseits ergeht er sich in den tiefgreifenden psychologischen Problemen Zoes, die auf Grund traumatischer Kindheitserlebnisse kein echtes Vertrauen zu Männern mehr fassen kann. Dann darf wieder die schreckliche Truppe von Single-Frauen auftreten, um auf widerliche Weise Wassergeburten zu diffamieren, bevor Stan seine Rolle als zukünftiger Vater richtig begreift und seinen Wunsch, das Abitur auf der Abendschule nachzumachen, sein lässt, um Geld für seine zukünftigen Kinder zu verdienen.


5. DIE BOTSCHAFT:

Im Grunde leicht zu begreifen, denn Zoe selbst erklärt den idealen Mann einmal damit, dass man als Frau nur noch Kinder kriegen und der Familie ein Zuhause bieten will, sobald sie diesen trifft. Allerdings nicht mit Geld, denn dafür ist der Mann zuständig. Während Zoe zu Beginn des Films noch als Ladenbesitzerin mit gutem Einkommen vorgestellt wird, verliert dieser Teil der Story jede weitere Bedeutung, sobald ihre Schwangerschaft bekannt ist. Umgekehrt wird aus dem unsteten Stan ein Mann, der seine Flausen sein lässt, und richtig Geld verdient, nachdem er sich zuvor schon ausgerechnet hatte, wieviel Kinder in Zukunft kosten. Zwar hatte Zoe ihn beruhigt und auf ihre Erparnisse hingewiesen, aber ein richtiger Kerl drückt sich deswegen nicht vor seiner Verantwortung.

Wenn man sich an diese Regeln hält, lösen sich auch die schwierigsten Probleme wie von selbst - selbst das mit den Genen kriegt der gute Mann am Ende noch hin. Da bleibt es nur zu hoffen, dass das nicht auch für die Gene dieses Films gilt (1/10).

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